Obgleich der ACE natürlich primär als Stand-Alone-Komponente einer schlanken Anlage gedacht ist, eignet er sich auch als Knotenpunkt in aufwendigen Stereo-Systemen und komplexen Mehrkanal-Konfigurationen: Ein Subwoofer- und ein Vorstufenausgang eröffnen weitere Möglichkeiten der Integration in vorhandene Anlagen oder der Erweiterung eines neuen Systems mit dem ACE als Schaltzentrale im Zentrum. Besonders der Vorstufenausgang dürfte ambitionierte Hörer insofern interessieren, als mit Hilfe einer passenden Endstufe, wie beispielsweise der hauseigenen 330 A, das Zusammenspiel mit großen Lautsprechern noch reibungsloser gestaltet werden kann. Allerdings sollte man angesichts der überschaubaren nominellen Ausgangsleistung des ACE dessen Fähigkeit, auch Dreiwege-Standlautsprecher angemessen anzutreiben, nicht unterschätzen. Die für den Hörtest verwendeten Dali Epicon 6 sind an seinen soliden Polklemmen beileibe nicht zu kurz gekommen, der ACE bringt genug Laststabilität auf, um die Dänin auch bei lauten Passagen präzise zu kontrollieren.

Wer deshalb sofort an eine effiziente Schaltendstufe denkt, liegt falsch, denn die Ingenieure gehen mit Blick auf klangliche Vorzüge ganz »wertkonservativ« an die Sache – schließlich ist Verstärkerbau die Domäne von Moon. Daher brachten sie eine Endverstärkung im kompakten Gehäuse unter, die im Class-A/B-Betrieb arbeitet. Hinsichtlich deren Topologie und Bestückung sind gewisse Zugeständnisse aus Platzgründen unvermeidlich, deshalb finden sich in dieser Sektion keine ausladenden Kondensatorbänke mit rekordverdächtigen Siebkapazitäten. Die Leistung der Endstufen generieren vier IC-Operationsverstärker des Typs LM3886TF von Texas Instruments, die direkt mit einer großen Aluminium-Kühlrippe verbunden sind. Dank des Verzichts auf eine diskret aufgebaute Schaltung blieb genug Raum für ein aufwendig geregeltes, konventionelles Linearnetzteil, das die Entwickler gegenüber den häufig für All-In-One-Geräte verwendeten Schaltnetzteilen bevorzugen. Die Spannungsumwandlung übernimmt ein Ringkern-Transformator mit respektablen 250 Voltampere Kapazität, der sowohl die Vorverstärkungsstufe als auch die Endstufe speist. Nun drängt aber die Frage, wie viel Klangpotential das Konzept des ACE bereithält.

Virtuosität perfekt inszeniert

Der ehemalige Profi-Surfer Jack Johnson gibt auf seinem siebten Studioalbum »All The Light Above It Too« wie gewohnt entspannten Folk-Rock und stimmt, von eingängigen Arrangements kaschiert, unter anderem mahnende Töne über die Verschmutzung der Meere an. Während der konsumkritische Titel »Is One Moon Enough?« mit typisch hawaiianischen Melodiebögen sanft dahinschaukelt, vergisst der ACE nicht, akkurat und beflissen den Korpus der Gitarre und das Schwingen ihrer Saiten minutiös abzubilden. Dabei geht er keineswegs seziererisch zu Werke, sondern stellt sich mit agil-luftiger Spielweise ganz auf die lockere Stimmungslage dieses Songs ein. So sehr diese galant dargebotenen Klänge auch dazu verführen, weiterhin in eher seichten Gefilden zu stöbern, hat der ACE binnen Sekunden demonstriert, dass die keinerlei Herausforderung an seine Differenzierungsfähigkeit oder sein Integrationsvermögen darstellen. Deshalb kommt anschließend das aktuelle Album »She Moves On« von Youn Sun Nah in die MiND-Queue, denn es ist wie immer hervorragend produziert und steckt voller sehr subtiler Details. Bei »A Sailor’s Life« steht die Gesangstimme ganz im Vordergrund der traditionellen Komposition, Schlagzeug und Gitarre flankieren die südkoreanische Sängerin nur andeutungsweise, sodass diese Interpretation ihre Virtuosität perfekt inszeniert. Der ACE gewährt hierbei einen intensiven Einblick in tonale Schattierungen und feindynamische Nuancen, vermag selbst winzigste Abstufungen klar zu akzentuieren und kleinste Impulse mit Energie aufzuladen.

Der israelische DJ und Produzent Guy Gerber hat mit »Secret Encounters« aus der gleichnamigen EP einen außergewöhnlich facettenreichen House-Track geschaffen, dessen Vokalsamples über runden, federnden Bassläufen schweben. Der Moon steigt mit ihnen problemlos tief in den Frequenzkeller hinab und stellt eindrucksvoll seine Reserven unter Beweis: Die weitläufige, exakt gestaffelte Raumabbildung bleibt auch bei gehobener Lautstärke völlig stabil. »Blue In Green« aus dem neuen Album »Tangents« vom Gary Peacock Trio ist einer von zwei Klassikern, die nicht von einem der Bandmitglieder komponiert wurden, aber deswegen nicht weniger von persönlicher Hingabe geprägt sind. Die darf man bildlich gesprochen auch dem ACE attestieren, der mit dieser exzellenten Einspielung erst seinen ganzes atmosphärisches Können nachdrücklich zur Geltung bringen kann. Er eröffnet ein faszinierend weites Klangfarbenspektrum und vollbringt eine selbstverständliche, musikalisch flüssige Darbietung, die den essentiellen Kleinigkeiten des künstlerischen Ausdrucks größte Aufmerksamkeit zuteil werden lässt.