Beim Blick auf die Rückseite gibt es zwei weitere Indikatoren, die zusätzlich auf die Ausrichtung Klangqualität hindeuten. Zum einen ist die Kaltgerätebuchse phasengekennzeichnet, und zum anderen gibt es neben vergoldeten Cinchausgängen auch ein Pärchen symmetrischer Ausgänge, die von Audiophilen sehr geschätzt werden. Für die digitalen Ein- und Ausgänge steht jeweils einmal koaxial und einmal Lichtleiter zur Verfügung. Wenn das Gerät aus dem Ruhezustand, der sich im Menü konfigurieren lässt, geweckt wird, braucht es eine gute Minute zum Hochfahren. Nachdem die WiFi-Parameter eingegeben waren, holte sich der N-70AE zunächst eine neuen Firmware, was komplikationsfrei vonstatten ging. Aus Interesse war er sowohl per HMS Duetto-Cinch als auch per HMS Duetto-XLR mit dem Audionet SAM G2 verbunden. Beim Umschalten muss man dann allerdings Pegelunterschiede von knapp 0,8 Dezibel ausgleichen, um einen möglichen Klangunterschied zu belegen.

Zunächst stand der Streaming-Dienst Tidal im Fokus. Der läuft nicht nur auf dem Pioneer, sondern auch parallel auf einem MacBook Air. Und die ersten Töne von »Fluting«, zu finden auf Magnus Lindgrens Album »Stockholm Underground«, offenbaren einen merklichen Unterschied, denn der Pioneer geht mit einem deutlichen Plus in puncto Klarheit und Struktur ins Rennen. Dass das MacBook leicht grisselig und auch härter spielt, fällt richtig auf. Auch das Schlagzeug hat über den Pioneer gehört mehr Punch, es klingt nicht wie so oft bei dieser Quelle zellophaniert, sondern das Drumset steht frei im Hörraum. Dramatisch ist aber der Zugewinn an musikalischen Details: Da fehlt der Vorhang bei Trompete und Querflöte vollständig, das ist über die XLR-Verbindung klarer heraushörbar.

Keine Vermisstenanzeige notwendig

Füttert man den Pioneer N-70AE mit Highres-Files, bekommt man die profunde Sinnhaftigkeit dieses Formats mit einer klaren Botschaft belegt: Da springt die Anzeige  beim neuen Gregory-Porter-Album »Nat King Cole & Me« von 44,1 auf 96 Kilohertz, und der Titel »L-O-V-E« erklingt mit einer atemberaubenden Weite, die offensichtlich die Stereobasis sogar übertrifft. Was der Pioneer hier klanglich bietet, war bisher nur deutlich teureren Netzwerkspielern vorbehalten. Bleibt sonst zwischen Hörer und Musik eigentlich immer noch eine Restdistanz, so ist diese nun komplett verschwunden. Tonal erlaubt er sich zudem über das ganze Spektrum keinerlei Ausrutscher. Es gibt keine klingende charakterliche Eigenart, was in den Daten gespeichert ist, transformiert er ohne jegliche Verfärbung.

Mit klassischer Musik und Stimmen geht der Pioneer ebenfalls verantwortungsvoll um. Hier schafft er feinste Staffelungen in die räumliche Tiefe und bildet Sänger – bei entsprechender Aufnahme – exakt im Zentrum der Stereobasis körperhaft und plastisch ab. Von Standardkost ist diese Performance weit entfernt, denn auch die atmosphärischen Eigenschaften, also Details, die nicht unmittelbar mit dem direkten Klang im Zusammenhang stehen, arbeitet er penibel heraus. Unter anderem ist das mit Live-Einspielungen gut hörbar: Auch wenn das Publikum still ist, merkt man am Hörplatz, dass man nicht alleine ist. Insbesondere in der Kategorie »Netzwerkspieler« kommt es häufig vor, dass solche akustischen Kleinigkeiten und vor allem auch Rauminformationen gerne mal unter den Tisch fallen. Auch hier beweist der Pioneer, dass es anders geht.