mit Jürgen Timm, PR- & Product Manager Pioneer & Onkyo

i-fidelity.net:   Der neue Pioneer-Netzwerkspieler N-70AE steht nur auf drei Füßen. War das Budget für Nummer vier nicht mehr drin?
 
Jürgen Timm:   Natürlich hätten wir Budget für einen vierten Fuß gehabt, aber bei der Verwendung von nur drei Exemplaren steht das Gerät absolut stabil. Apropos Budget, da haben wir tatsächlich viel Geld und Zeit investiert, um Optimierungen am Schaltungslayout vorzunehmen, Dualband-WiFi (2,4 GHz und 5 GHz) zu integrieren,
Multi-Room-Funktionalität mit FlareConnect (Pioneer & Onkyo) herzustellen sowie diese auch herstellerübergreifend mit Chromecast built-in und Play-Fi zu ermöglichen, und dazu die Vorbereitung für die Sprachsteuerung mit Google Assistant ready und Works with amazon Alexa zu integrieren. In Summe ist das deutlich mehr investiertes Kapital, als es ein Gerätefuß kosten würde.
 
 
i-fidelity.net:   Weshalb haben Pioneer und auch Sie persönlich so viel Zeit und Budget in das Thema Klangqualität bei einem Netzwerkspieler investiert – schließlich werden die meisten doch über ihr Komfort- und Ausstattungspaket verkauft? Und vor allem: Welche Punkte haben Sie im Gerät dafür physisch umsetzen können?
 
Jürgen Timm:   Wir haben bei Pioneer eine definierte Klangphilosophie, die wir »quick and open sound« getauft haben. Darunter ist ein schnelles, dynamisches und impulsives Klangbild zu verstehen, das um eine offene Bühne mit realistischer Darstellung und weitreichender Detailzeichnung bereichert werden muss. Streaming ist ein stark wachsender Markt, den wir bestmöglich bedienen möchten. Dabei gibt es auch die klare Beobachtung, dass sich die Qualität bei den Wiedergabegeräten verbessert und eben auch auf Anbieterseite bei den zur Verfügung gestellten Inhalten. Denken Sie dabei bitte an Qobuz mit FLAC in Auflösungsraten von bis zu 24 Bit/96 Kilohertz oder Tidal Masters mit MQA.

 
i-fidelity.net:   Für guten Klang gilt es, HF-Einstreuungen aus Komponenten für hochwertige Musikwiedergabe herauszuhalten. In einem Gerät mit Netzwerkanschluss und WLAN-Antennen sind diesen Störungen allerdings Tür und Tor geöffnet. In anderen Netzwerkspielern kommt es bei der Wiedergabe deshalb immer wieder vor allem im Hochtonbereich zu unangenehmen und störenden »Verschmierungen«. Was haben Sie beim N-70AE unternommen, damit das nicht passiert?
 
Jürgen Timm:   Es war, ist und bleibt so, dass die Ohren das entscheidende Messinstrument sind. Und in der Tat haben auch wir festgestellt, dass der Aufwand, die Klangqualität nicht durch Störungen trüben zu lassen, hoch ist. Da geht es dann um die Charakteristika der Digitalfilter und ganz sicher um die noch intensivere Beschäftigung mit dem Thema Jitter-Unterdrückung. Insbesondere an dieser Stelle hilft uns der große Erfahrungsschatz von Pioneer, ganz einfach weil wir bereits Jahrzehnte mit Digitaltechnik arbeiten und dadurch wissen, wo wir ansetzen müssen.
 
 
i-fidelity.net:   Angesichts des Leistungs- und Ausstattungsspektrums des N-70AES erscheint der Preis in Relation betrachtet wirklich günstig. War das so geplant?
 
Jürgen Timm:   Zunächst ist die Zielgruppe für ein solches Gerät darin geeint, dass sie wirklich hochwertige Musikwiedergabe schätzt und ungern auf diese verzichtet. Deshalb ist für den N-70AE Klangqualität oberste Priorität gewesen. Mit dem Ausstattungsspektrum haben wir den Anspruch, jüngeren Kunden zu zeigen, dass sie für den Genuss der Musik keinesfalls auf Komfort und leichte Bedienung verzichten müssen. Damit möchten wir den Hörer auch vom Computer wieder zurück zur HiFi-Anlage bringen.
 
 
i-fidelity.net:   Ihr Einsatz für Klangqualität geht seit Jahren über den rein unternehmensbezogenen hinaus. Was steckt hinter Ihrem Engagement bei der High End Society, deren stellvertretender Vorsitzender Sie sind, und wo nehmen Sie die Motivation her?
 
Jürgen Timm:
 Musik ist meine Leidenschaft. Ich möchte jeden Ton, jeden Akkord und Takt einfach in herausragender Qualität auch bei der Reproduktion erleben, nicht nur live im Konzert. Ich wünsche mir, dass diese Leidenschaft noch mehr Menschen erleben und genießen können, und dafür engagiere ich mich im Vorstand der High End Society, einem Interessenverband für hochwertige Musikwiedergabe.

In diesem Video erklärt Jürgen Timm die Zusammenarbeit mit Audirvana.

Link: https://www.youtube.com/watch?v=r3z13zVbllE