Allen drei Formen der Darbietung digital gespeicherter Musik (Disc/Wandler/Netzwerk) liegt die gleiche Vorgehensweise bei der Verarbeitung der Dateien zugrunde. Die Ingenieure des SACD 30n verwenden hierfür eine selbst entwickelte Technologie: Marantz Musical Mastering (MMM). Alle eingehenden Signale werden von einem Stream Converter in das digitale Königsformat DSD gewandelt. Dabei sorgt für die unterschiedlichen Basisgrößen 44,1 Kilohertz / 48 Kilohertz und deren Vielfachen jeweils eine eigene Clock für sortenreine, präzise Taktung. Aufgrund der erreichten Ähnlichkeit dieses Ein-Bit-Datenstroms zu seinem analogen Ursprungssignal muss bei der folgenden Verarbeitung lediglich ein präziser Tiefpass-Filter tätig werden. Ihm fällt die Aufgabe zu, digitalspezifischen Verzerrungen den Garaus zu machen.

Obgleich beide Geräte sich nicht zuletzt ob ihres spezifischen Designs als perfekte Partner anbieten, habe ich zuerst nur den Verstärker alleine gehört und den Fokus dabei auf die ambitionierte Phono-Stufe gelegt. Die Abtaster-Wahl fiel auf ein Audio Technica AT 33 EV, für welches der praktische Impedanz-Wahlschalter auf der Frontplatte des Model 30 bei der Position »MC Mid« einrastete. Als Prüfungsmaterial dient die direktgeschnittene LP »Africa Today«, die der nigerianische Trompeter Etuk Ubong live im Studio für das Label Night Dreamer aufgezeichnet hat. Die Phono-Sektion arbeitete die Qualitäten der Aufnahme wunderbar heraus, speziell ihre große Dynamik und den mächtigen Druck. Der Model 30 meistert die Anforderungen – speziell im Tieftonbereich – auf extrem stabile, unaufgeregte Art und nötigte meine KEF LS 50 zu äußerst kraftvoller Bass-Performance. Aber er überzeugt auch im Feinen: Bei den einzelnen Passagen der häufig wiederholten Stakkato-Bläsersätze im Titeltrack kann man gut heraushören, dass es minimale Unterschiede bei der Intonation gibt, die eben nicht später im Studio am Computer zurechtgerückt wurden. Es ist »live & direct« – und das spürt man. Wozu auch der Aspekt »Tiefenstaffelung« beiträgt. Wie der Marantz Model 30 die hyperaktive Perkussion leicht zurückversetzt, doch gut vernehmbar anbot, verstärkte den Live-Charakter der Darbietung, die trotz aller interessanten Teilaspekte energiegeladen und homogen ertönte.

Spannende Zeitreise

Diese Philosophie der Musikpräsentation auf Basis einer inneren Harmonie darf auch vom SACD 30n verlangt werden – der angesichts des CD-Formats eine ungleich schwerere Ausgangslage bewältigen muss. Zu Beginn gestatte ich mir das Vergnügen, den Marantz-Disc-Player in Bezug auf seine Funktion als »Omnivore« beim Wort zu nehmen. Also grabe ich eine anno 1994 (!) selbstgebrannte Compilation mit Roots-Reggae-Titeln aus einer weit hinten im Regal stehenden Kiste, lege sie in die mit einer angenehm matten, weil rutschfesten Basis aus Xyron versehene Schublade des für Audio-Zwecke optimierten Laufwerks SACDM-3 – und bin begeistert. Der SACD 30n spielt die betagte Disc nicht nur klaglos ab, sondern verschafft mir dieses besondere Glück, wohlbekannte Stücke »von früher« mit der heute möglichen Klangqualität zu erleben und dabei manches neue Detail zu entdecken. Das klappt selbst bei so archaischen Hinterhof-Studioproduktionen wie Sylford Walkers »Lamb's Bread«.