Nach diesem kleinen Privatvergnügen geht es mit seriös audiophilem Material im optimalen Format weiter: der SACD »Gaucho« von Steely Dan. Schnell fällt auf, wie explosiv der Marantz-Player die Chöre aus dem Nichts herzaubert und dabei sehr deutlich macht, dass ein Chor kein amorphes Ganzes ist, sondern sich aus einer Kombination durchaus charakterstarker Einzelstimmen zusammensetzt, die sich hier in den Dienst der Sache stellen. Dieser Sinn für das Feingliedrige entfaltet sich auch bei den vielen kleinen Einsprengseln im Arrangement, die so typisch für Fagen/Becker sind: der kleine Trompeten-Stoß oder das flinke Gitarren-Lick, nur für ein paar Takte, aber immer willkommen. Trotz aller Genauigkeit in der Präsentation bin ich aber nicht die ganze Zeit mit dem »Erbsenzählen« beschäftigt, sondern freue ich mich bloß wieder aufs Neue über die kleinen Delikatessen, während der Fuß ohne jede Irritation beständig mitwippt. Die Performance des SACD 30n hat einfach »Fluss«.

Hierfür darf mit Sicherheit die »MMM«-Technologie verantwortlich gemacht werden, die auch im nächsten Fallbeispiel ihre besondere Qualität belegte: der D/A-Wandler des SACD 30n via USB als Endpoint im Roon-Kosmos. Eine direkte Unterstützung des Roon-Netzwerkprotokolls RAAT kann der SACD 30n nicht liefern; hier beharrt man bei Marantz auf der HEOS-Plattform. Obwohl es funktional grundsätzlich nichts zu bemängeln gibt, entspricht deren Look, Informationsgehalt und Komfort nicht ganz dem Niveau, das andere Software-Lösungen von Netzwerkplayern dieser Preisklasse offerieren. Klanglich gibt es jedoch keinen Grund zur Klage.

Angenehme Klangcharakteristik

Bei »If Love Is Overrated« von Gregory Porters letztem Album »Rise« (24 Bit / 96 Kilohertz via Qobuz) stellen Model 30 und SACD 30n in trautem Einklang die üppigen Streicherarrangements in der gebotenen Süffigkeit dar, bei exzellenter Ausleuchtung der Bühne in Breite, Höhe und Tiefe. Die ausladende, aber im Maß bleibende Räumlichkeit wird dabei jedoch nicht über den »Bauerntrick« einer Höhenakzentuierung erreicht, das wäre einem Marantz-Gerät einfach wesensfremd. Alles bleibt in der Balance. Trotz der angenehmen Klangcharakteristik bleibt der Blick zum Detail ungetrübt: Das zarte Besenspiel auf der Snare-Drum kommt ebenso zum Vorschein wie der zusätzliche kurze Hall auf dem Rim-Shot-Akzent. Aber im Zentrum des Genusses steht natürlich der bärige Bariton von Mr. Porter, dessen unnachahmlicher Gesang wieder einmal mitten ins Herz trifft. Die besondere Intensität dieser Erfahrung verdanken wir der wunderbaren Kombination aus Model 30 und SACD 30n.