Spannung versprach der folgende klangliche Vergleich zwischen der analogen Ausgangsstufe des Marantz SACD-Spielers SA-KI Pearl und dem parallel übertragenen Digitalsignal. Beide Verbindungen stammten aus dem Hause HMS, und mit der höchsten Qualitätsstufe »Suprema« waren wir auf der sicheren Seite. Während der analoge Marantz-Ausgang die Wiedergabe eher rund und warm anbot, führte der Wechsel auf die digitale Eingangssektion des Hegels zu einer massiven Frischzellenkur. Jetzt versorgte er die Bühne mit deutlich mehr Licht, und der Zugewinn an Klarheit tat insbesondere Stimmen gut, die exakt zentriert zwischen den Schallwandlern platziert wurden. Mit anderen Worten verfügt der H390 über beachtliches Potential, auch in die Jahre gekommenen CD-Playern zu einem klanglichen Schub zu verhelfen.

Ab durch die Schallmauer

Mit AirPlay (AirPlay 2 wird per Update verfügbar) von Apple wird das Musikauswählen und -hören sehr einfach: Streamingdienst nach Wahl auf dem Smartphone öffnen, Titel auswählen und in Richtung Hegel schicken. Nicht nur der Komfortaspekt ist dabei interessant, sondern auch die Tatsache, dass es jetzt weitaus dynamischer tönt als beispielsweise über eine Bluetooth-Verbindung. Letztere bietet der Hegel nicht an, und das ist auch gut so.

Dann kommt das erste DSD-File zum Einsatz: Carrie Newcomer. Dem Kollegen rutscht bei den ersten Tönen der Gitarre und beim Einsatz der charaktervollen Stimme heraus, dass er sich dieses Wiedergabe-Niveau immer gewünscht hat. Recht hat er, denn was HiRes-Files über den Hegel ermöglichen, ist neben überragender Klangqualität vor allem die Auflösung jeglicher Barriere zwischen Musik und Hörer. Alles wirkt hundertprozentig echt, kein künstliches Detail stört den Genuss. Da gibt es auch kaum noch einen Aspekt des Frequenzspektrums, der eine besondere Erwähnung verdient, mit Ausnahme des wirklich tiefschwarzen und dabei klaren Bassbereichs vielleicht.

Zum Schluss bekommt der H390 seine digitalen Daten vom mit Audirvana 3.5 bestückten MacBook Air. Es ist ein Genuss, Keith Jarretts Interpretation von Bachs »Wohltemperiertem Klavier« zu lauschen. Die Tidal-Masters-Auflösung ist in diesem Fall 88,2 Kilohertz/24 Bit, also über der CD-Datenrate angesiedelt. Klanglich besticht die Wiedergabe auch hier durch ihre räumliche Offenheit, die dazu noch weit in die Tiefe reicht. Strahlende Klangfarben des Flügels und die Aufdeckung selbst kleinster Details untermauern unseren positiven Klangeindruck. Doch zeigt sich der Hegel nicht nur intellektuellem Hörvergnügen gegenüber offen, nein, auch wenn er Madonnas »MDNA«-Live-Konzert überträgt, findet er seine Ausnahmerolle. Da machen sich bei »Gang Bang« dann die im Labor gemessenen 391 Watt an vier Ohm brutal und dennoch kultiviert auf den Weg zum Lautsprecher, der im Gegensatz zu seinen äußeren Abmessungen jetzt mit der Wucht eines PA-Systems zu Werke geht. Dabei ist die Leistung weniger in puncto Lautstärke entscheidend, sondern vielmehr in energetischer Hinsicht. Der Hegel brennt das Feuerwerk dieser Performance grandios ab.