mit Frank Eschholz, Hegel-Produktmanager bei GP Acoustics

 

i-fidelity.net:   High-Ender sind in den allermeisten Fällen Puristen. Konzentration auf das Wesentliche lautet ihr Credo. Aber ist aus Ihrer Sicht ein rein mit analogen Eingängen bestückter Vollverstärker noch zeitgemäß?
 
Frank Eschholz:    Mein letztes rein analoges Gerät habe ich verkauft, als ich für einige Zeit das Hobby HiFi im Jahr 1981 auf Eis gelegt habe. Damals war ich vom Geknister der Platten ziemlich genervt. Das hat sich erst im Jahr 1990 geändert, als ich wegen eines – auch aus heutiger Sicht – sehr guten CD-Players wieder in das Hobby eingestiegen bin. Die digital gespeicherte Musik und deren Reproduktion sind in den letzten Jahren immer besser geworden und befinden sich heute – die Analog-Fans mögen mir verzeihen – auf einem deutlich höheren Niveau als das analoge Pendant. Allerdings muss man große Anstrengungen unternehmen, um die digitalen Bestandteile in Verstärkern von den erforderlichen analogen Komponenten strikt zu trennen. Hegel folgt diesem Ansatz bis ins Detail und bietet im H390 eine besonders große digitale Anschlussvielfalt an, kümmert sich aber gleichzeitig mit besonderer Sorgfalt darum, die analogen Sektionen perfekt vor ungünstigen digitalen Einflüssen zu schützen. Selbstverständlich gibt es auch analoge Eingänge wie einen XLR- und zwei Cinch-Eingänge, aber der Fokus liegt im Bereich moderner Schnittstellen und ebensolcher Musiknutzung. Um endlich Ihre Frage zu beantworten: Ein rein analoger Verstärker ist heute schlicht und einfach überholt.


i-fidelity.net:   Wer die Klangqualität aktueller Hegel-Verstärker erlebt hat, stellt im Anschluss meist die Frage nach einem Quellgerät. Stehen CD-Spieler oder gar ein Plattenspieler bei den Norwegern noch auf der Agenda?
 
Frank Eschholz:   Hegel hat mit keiner Musikquelle irgendwelche Probleme, weswegen es immerhin drei analoge Eingänge gibt, an die bei Bedarf beispielsweise ein Phono-Vorverstärker angeschlossen werden kann. Damit bleiben die Norweger den Analog-Liebhabern treu und folgen trotzdem der eigenen Philosophie. Vor knapp drei Jahren gab es bei Hegel eine interne Wette. Bent und Anders konnten sich nicht einig werden, ob sie zwei, drei oder vielleicht fünf Exemplare eines reinen CD-Players verkaufen würden, der nichts anderes kann als CDs abzuspielen – wirklich rein gar nichts! Bent entschied schließlich, das Projekt trotz aller Bedenken umzusetzen. Daraus wurde der Hegel Mohican – buchstäblich der Letzte der Mohikaner. Der Mohican ist ein reiner CD-Player ohne irgendetwas sonst. Ein wahrer Purist! Gewonnen hat die Wette übrigens keiner der beiden, denn es wurden und werden erheblich mehr als fünf Mohicans verkauft. Er wurde – für Hegel-Verhältnisse – ein Verkaufsschlager und ist nicht nur nach meiner Einschätzung klanglich eines der feinsten Geräte für die CD-Wiedergabe.
 
 
i-fidelity.net:   In einer komplexeren Audio-Welt, die heute Router, Streamer, USB- und Netzwerkkabel beinhaltet, sind die Fachhändler mit vielen neuen Fragestellungen konfrontiert. Greifen Sie mit gezielten Maßnahmen von Vertriebsseite unterstützend ein?
 
Frank Eschholz:   Sehr viele Händler waren über Jahrzehnte eine »heile« Welt gewohnt. Ganz früher gab es den DIN-Stecker, dann kamen Cinch oder XLR sowie ein paar exotische Verbindungen wie Camac etc. Die dann auf den Markt kommenden optischen und koaxialen, digitalen Schnittstellen stellten niemanden vor Schwierigkeiten. Alles änderte sich mit dem Zusammenwachsen der Welten IT und der Unterhaltungselektronik. Händler, die sowohl Audio- als auch TV-Geräte verkaufen, mussten sich schon früh auf neue Technologien einstellen und haben oft einen kleinen Vorteil gegenüber anderen, meistens reinen Audio-Händlern, die erst spät mit Netzwerk und Co. angefangen haben. Wir bieten mit einem sehr kleinen, aber kompetenten Serviceteam Fachhändlern und Verbrauchern ein umfangreiches Wissenspotential an und können dadurch nahezu alle Anwenderprobleme lösen. Das Wichtigste ist, dass wir für unsere Kunden direkt und persönlich erreichbar sind. Wenn sehr spezielle Fragen auftauchen, ist der Draht zu Hegel kurz. Diese persönlichen Bindungen sind etwas, was uns und Hegel von anderen unterscheidet. Das gilt nicht nur für das Verhältnis von uns als Distributor zu Hegel, sondern auch für das von GPA und Hegel zum Endkunden.