Einer der Schlüssel für Hegels Klangqualität hört auf den Namen »SoundEngine 2«. Diese patentierte Schaltung ist ein Ersatz für die klassische Gegenkopplung. Die patentierte Sound Engine basiert auf dem »Feed-Forward«-Prinzip, was bedeutet, dass statt einer klassischen Signalrückführung hier je ein kleiner parallel geschalteter Analog-Computer das Verzerrungsniveau jeder einzelnen Verstärkerstufe überwacht. Wird die festgelegte Limitierung für das Verzerrungsniveau erreicht, generiert die SoundEngine ein invertiertes Signal, das die unerwünschten Verzerrungsanteile auslöscht. Bei welchem Wert dieser »Treshold Detector« anspricht, konnte i-fidelity.net den Norwegern nicht entlocken. Von pegelschwachen Signalen bis zu mittlerer Lautstärke greift die Sound Engine aber nicht ein, die kaskadierten Stufen sind lokal gegengekoppelt.

Neben den klassischen Zuspielmöglichkeiten bietet der Hegel H390 Spotify Connect, IP Control sind an Bord, Control4 und Roon kommen in Kürze per Update. Damit ist also die »Eierlegende Wollmilchsau« geschaffen. Gesteuert wird die Komplexität in der Kombination der beiden soliden Drehschalter auf der Front und der Fernbedienung. Bei Letzterer sind es verschiedene Tastenkombinationen, die einen in Verbindung mit dem hervorragend ablesbaren Display auch sicher durch tiefere Menü-Strukturen führt. So kann der Nutzer beispielsweise eine Einschalt- und auch Maximallautstärke festlegen. Für das puristische Hören kann die Anzeige auf der Frontplatte ganz abgeschaltet werden.

Alte analoge Geschichten

Sein großes Digitalangebot wollten wir uns für den zweiten Teil des Tests aufheben. Zunächst sollte der H390 seine Signale vom Clearaudio-Plattenspieler Anniversary bekommen, die der Lehmannaudio SilverCube auf Hochpegelniveau anlieferte. Martin Tingvalls Kunst am Klavier ist stets mehr als nur geniales Spiel auf den Tasten eines Klaviers. Seine Musik befreit den Hörer von schlechter Stimmung, sie nimmt ihn mit auf einen Flug über schöne Landschaften. Je besser die klangliche Qualität der Anlage ist, desto intensiver werden die Bilder. Was der H390 hier mit Dynaudios Special Forty abliefert, ist eindrucksvoll. »From Above« beginnt mit klaren Anschlägen, die sich im Nachhall vereinen. Von den feinsten Nuancen bis zu der transparenten Gesamtabbildung gibt es nicht den Hauch eines schrägen Tons. Luftig und weit reißt der Hegel den Raum auf, zudem fällt die harmonisch leichte Gangart auf, wie man sie bei einer analogen Quelle erwartet.