Für analoge Zuspieler stehen am PMA-A110 drei RCA-Hochpegeleingänge zur Verfügung; ein viertes RCA-Buchsenpaar ermöglicht den Anschluss eines Plattenspielers. Die nachgeschaltete Phonostufe eignet sich für MM- und für MC-Tonabnehmer. Die MOS-Gegentaktendstufe des PMA-A110 ist auf hohe Stromlieferfähigkeit ausgelegt und liegt hier in der siebten Generation vor; die gesamte Schaltung wird von zwei EI-Trafos gespeist, die entgegengesetzt positioniert sind, um magnetische Einflüsse zwischen ihnen zu reduzieren. Damit der Signalweg nur minimal von der Lautstärkeregelung beeinflusst wird, übermittelt ein Inkrementalgeber die Position des sehr üppig dimensionierten, butterweich laufenden Drehreglers an einen Prozessor, der die entsprechende Pegeleinstellung digital vornimmt. Die Balance-Einstellung sowie die Anpassung von Höhen und Bässen erfolgen ebenfalls digital; mit Hilfe der »Source Direct«-Taste lassen sich dennoch beide Regelungen umgehen. Darüber hinaus bietet der PMA-A110 einen Analog-Modus in zwei Varianten an: Während »Analog Mode 1« die digitale Eingangssektion abschaltet, deaktiviert die zweite Stufe zusätzlich das Display, das sich auch im Digitalbetrieb vierstufig dimmen lässt.

Displays aus, »Source Direct«-Modus an, Augen zu

Die erste Scheibe, die im DCD-A110 rotiert, stammt vom britischen Produzenten John Digweed, der sich vorwiegend dem Progressive House widmet, aber in seinem Schaffen als DJ auch Elemente von Ambient und Lounge-Musik anklingen lässt. Besonders das auf fünf CDs verteilte Album »Live In Tokyo«, eine 2018 entstandene Aufzeichnung eines DJ-Sets, enthält längere Passagen mit entspannten Electro-Klängen. Die kommen anfangs so seicht gepflegt daher, dass man leicht überhört, wie Digweed auf Basis der Originaltitel allmählich eine immer komplexere Struktur mit hie und da eingestreuten Kontrapunkten aufbaut. Der DCD-A110 hingegen lässt mir jetzt wegen seiner rhythmisch agilen, sehr nuancierten Spielweise kaum eine Chance, abzuschweifen. Er breitet die sorgfältig arrangierten Klanglandschaften in einem weiten Panorama vor mir aus und ordnet die Fülle ineinander verschachtelter Effektsounds in ein stimmiges Ganzes ein. Im Grunde wären das alternativ zur CD-Box erhältliche »Digital Album« und das Streaming-Angebot von Tidal prädestiniert für dieses fortlaufende Mix, aber als bei »Devila« (Trikk) der erdig-federnde Beat einsetzt, werde ich endgültig eines Besseren belehrt: Der DCD-A110 klingt hier wesentlich dynamischer als der mit Audirvana vom MacBook zugespielte Stream und langt richtig kraftvoll hin.

Der gleiche Eindruck entsteht beim kürzlich erschienenen Remaster von Metallicas »Black Album« – auch wenn beim 24/96-File das ausgezeichnete Wandlerteil des PMA-A110 im Spiel ist. Bereits die 30 Jahre alte Originalfassung des Albums klingt für das Genre untypisch poliert – zum Leidwesen mancher Fans. Ich persönlich schätze allerdings auch die blitzsaubere Produktion von Bob Rock, und der DCD-A110 lässt sie mich in vollen Zügen genießen: Die Drums haben ordentlich Gewicht, E- und Bassgitarre klingen griffig und werden kraftvoll durchgezeichnet. »Zu allem Überfluss« stehen die Musiker klar voneinander abgegrenzt auf einer realistisch dimensionierten Bühne. Als Leadsänger James Hetfield »Nothing Else Matters« anstimmt, sorgt die atmosphärische Darbietung des Denon für Gänsehaut: Der dankbare Unterton, der bei den Zeilen dieser Ballade in seiner Stimme liegt, berührt mich ganz unmittelbar.

Nach drei seit 2017 veröffentlichten EPs hat Joy Crookes nun ihr Debütalbum »Skin« herausgebracht, für das sie Blue May als Produzenten gewinnen konnte. Die 13 Songs handeln von tiefgreifenden persönlichen Erfahrungen, unter anderem im Zusammenhang mit Sexualität und Generationenkonflikten. Musikalisch wirkt »Skin« dennoch nicht allzu schwer auf das Gemüt, was vor allem der positiven Haltung der 23 Jahre jungen Sängerin zu verdanken ist, die sich auch in der verspielten Produktion widerspiegelt: Sie schafft mit allerlei akustischen Puzzle-Stücken – wie der Stockwerk-Ansage eines Londoner Hotelaufzugs bei »19th Floor« – eine narrative Atmosphäre. Der PMA-A110 bekommt dieses unkonventionelle, absolut hörenswerte »Tagebuch« jetzt als FLAC48-File angeliefert und füllt es augenblicklich mit Leben. Er verleiht bei »Unlearn You« den Violinen einer 18-köpfigen Streichergruppe, die in den Abbey Road Studios aufgenommen wurde, prachtvollen Glanz und stattet die Celli mit sonorem Charakter aus. Gleichzeitig bildet er die Sängerin sehr plastisch ab und bringt ihre überraschend reif wirkende Soulstimme in ihrer ganzen Ausdruckskraft zur Geltung.

Anschließend läuft die Klaviersonate in As-Dur, D. 557 von Schubert, gespielt von Sookkyung Cho, als FLAC96-File vom Musikserver (X-odos Xo-one) zugespielt. Der PMA-A110 bedient sich bei dieser ausgezeichneten Aufnahme eines beinahe unerschöpflich wirkenden Spektrums von Klangfarben, löst allerfeinste tonale Abstufungen auf und hält im Grundton mit schlafwandlerischer Sicherheit die richtige Balance zwischen Transparenz und Farbstärke. Zugleich bildet er den Instrumentenkörper dreidimensional mit messerscharfen Konturen ab, bleibt selbst bei konzertähnlicher Lautstärke stabil wie der sprichwörtliche Fels in der Brandung und kann den dynamischen Umfang des Konzertflügels mühelos darstellen – traumhaft!