Um die erstaunlichen klanglichen Dimensionen des Burmester 217 vollumfänglich zu verstehen, gehen schon ein paar Tage ins Land. Indes markiert er das Niveau allerdings mit den ersten Tönen. Da tastet er »Four Paths Of Light« aus dem Pat Metheny-Album »Road To The Sun« ab und kein Mensch käme auf die Idee, dass die Musik von einer Schallplatte kommt. Aus fundamentaler Stille erhebt sich jeder einzelne Ton, leuchtend und voller Kontraste. Daraus entsteht eine klar erfassbare Melodielinie, die transparent und plastisch zu einem echt knackigen Gesamteindruck führt. Auffällig ist dabei auch, dass die Ausschwingvorgänge nicht verflachen. Der Ton endet, wenn er auf der Aufnahme endet. Beste Voraussetzungen für die Interpretation der Arvo Pärt-Komposition »For Alina«, die Metheny auf seiner mit 42-Saiten bespannten Gitarre zum Leben erweckt. Da traue ich meinen Ohren kaum, sehr viel feiner als erwartet ertastet der 217 die feinen, leisen Töne. Pärts Musik geht nur dann in diesem Maße unter die Haut, wenn der oder die Instrumentalisten ihr Handwerk vollkommen beherrschen. Im Falle der Wiedergabe von Vinyl kommt die Musikanlage als entscheidender Faktor hinzu, und unter Beteiligung des Burmester 217 geht das Geschehen über die Ohren direkt unter die Haut.

Mitten im Geschehen

»Welcome 2 America« ist das dritte postum veröffentlichte und hörenswerte Prince-Album. Der Aufforderung »Check The Record« komme ich gerne nach, erfreue mich am rabenschwarzen Groove, dem tiefen vollmundigen Bass und einer Stabilität des Klangbilds, die in den Ausnahmebereich gehört. Weder der Burmester 217 an der Spitze der Kette noch die Wilson Benesch P3.0 behalten eine Energieprovision ein, das Geschehen kommt bei dieser Musik als echte Breitseite am Hörplatz an. Zu vermuten war zwar, dass die Stimme von Prince klar und deutlich abgebildet wird, nicht gerechnet habe ich aber mit der feinen Auflösung der Chorstimmen, die ich auf diesem Niveau nur vom i-fidelity.net-Clearaudio-Referenzlaufwerk kenne.

Wenn wir schon beim Feuerwerk von Vinyl sind, dann darf »The Mars Volta« nicht fehlen. »De-Loused in the Comatorium« liefert fein austarierte elektronische Sounds, elektronische Geräusche und dann taucht eine Stimme in diesem Netz auf und es entsteht ein süchtigmachendes Konstrukt. Unterbrochen wird der eher harmlos wirkende Beginn vom Einsatz elektrischer Gitarren-Power. Hier verliert der 217 nichts von seiner kraftvollen Gangart, die absolut kontrolliert ist. Denn auch die Details sind nicht überdeckt, was sich allerdings ändert, wenn man vom symmetrischen auf den unsymmetrischen Eingang am Phono-Vorverstärker wechselt. Für diesen Burmester ist die XLR-Verbindung klar empfohlen.

Von den Anfängen als Straßenmusiker ist Pippo Pollina heute weit entfernt. Seine Musik wird von seinem intensiven Gesang und gehaltvollen Texten getragen, die der LP »Canzoni Segrete« auch in Übersetzung beiliegen. Primär geht es mir beim Hören dieses Albums nicht um Klangqualität, sondern um die Emotionalität, von der bei günstigeren Plattenspielern eine Idee entsteht, deren Übertragung aber nicht hundertprozentig gelingt. Mit dem 217 ist das bei Zimmerlautstärke bereits in voller Gefühlsstärke möglich, man hört, dass Pollina sich auf der Gitarre begleitet und durch die Interaktion mit seiner Stimme ein Spannungsbogen entsteht, den ich so nur von Platte kenne. Da wo andere Tonabnehmer immer mit leichten Turbulenzen in der Rille kämpfen, schafft sich der 217 ein Vakuum, und aus dieser Stille generiert er zwangsläufig mehr Informationen als andere Laufwerke. Er liefert mehr Musik, die dazu auch noch natürlicher klingt. Das ist fraglos analoge Spitzenkultur.