Interview

mit dem Burmester-Team

i-fidelity.net:   Mit dem Burmester 217 haben Sie einen Plattenspieler geschaffen, der Kunden eine Reihe manchmal zeitaufwendiger und komplizierter Handgriffe abnimmt. Gegengewicht und Anti-Skating sind voreingestellt, der Tonabnehmer ist korrekt justiert und auch das Antriebssystem ist nach dem Auspacken direkt einsatzbereit. Warum erledigen Sie diese Schritte bereits im Vorfeld?
 
Pascal Bings:   Es ist Teil unseres Konzeptes, dass alle Bestandteile des Systems perfekt aufeinander abgestimmt sind. Wir können so weitgehend sicherstellen, dass unser optimales Klangbild so auch beim Kunden wiedergegeben werden. Er erhält genau das Ergebnis, welches wir erzielen wollen. Für Kunden, die gerne selbst Hand anlegen sind Feinjustierungen nach persönlichen Vorlieben natürlich nach wie vor möglich. Zusätzlich handelt es sich um eine Serviceleistung innerhalb unseres Qualitätssicherungsprozesses, die Messungen müssen sich in engen Toleranzbereichen befinden, wenn der 217 seine Reise zum Kunden antritt.

 
i-fidelity.net:   Weshalb sind die Anschlüsse des Burmester 217 symmetrisch ausgeführt?
 
Pascal Bings:   Der Tonabnehmer ist eine symmetrische Quelle. Er hat pro Kanal zwei Anschlüsse, die symmetrisch vorliegen. Unserer Erfahrung nach erzielen wir so die beste Klangqualität. Gerade bei so kleinen Signalen wie von Tonabnehmer ist die Unanfälligkeit gegen Störungen der symmetrischen Signalübertragung überlegen.

i-fidelity.net:   In den USA hat der Umsatz von LPs (626 Millionen Dollar) den von CDs (483 Millionen Dollar) überholt. Mit einer Modeerscheinung oder einem Retro-Trend hat der um die Schallplatte entstandene Boom wohl nichts zu tun. Was schätzen Burmester-Kunden am Thema Schallplatte?
 
Sebastian Wild:   Innerhalb der Digitalsparte hat Streaming weltweit die Absätze von verkauften CDs bereits seit Jahren abgelöst. Hierbei ist die reine Angebotsvielfalt gegenüber physischen Datenträgern entscheidend, die der Musikliebhaber in sehr guter Qualität auf mehreren Plattformen oder unterwegs genießen kann. Diesem unkomplizierten, aber viel leichter beiläufig konsumierbaren »On Demand«-Komfort steht die Vinyl als echtes Liebhabermedium gegenüber. Nur eine Vinyl ist wie das Musikstück selbst, ein Unikat. Man kommt mit dem Kunstwerk wortwörtlich in Berührung. Durch Design, die unbestechliche Haptik und den warmen analogen Klang transportiert so die Schallplatte eine ganz besondere Emotionalität und bietet eine intime Verbundenheit mit der Musik – und ganz direkt mit den Kunstschaffenden. Dieses Bedürfnis hat Gründe, denn insbesondere durch die Pandemie haben sich zahlreiche unserer Kunden bewusst für den entschleunigten Genuss eines musikalischen Werks entschieden, um in ihren eigenen vier Wänden einen Ausgleich zu fehlenden Konzerterlebnissen zu schaffen. Die Verkaufszahlen von Vinyltonträgern und die dazu passenden Absätze von Plattenspielern verdeutlichen den faszinierenden Stellenwert der Musik als hohes Kultur- und Genussgut, dem wir uns als Hersteller sehr verpflichtet fühlen.


i-fidelity.net:   Da die Burmester Audiosysteme GmbH weltweit operiert, möchten wir gerne wissen, ob das Thema Plattenspieler überall den gleichen Erfolg verzeichnet?
 
Sebastian Wild: 
  Die Begeisterung unter Musikliebhabern für Vinyl als Medium ist eine globale. Natürlich gibt es feine regionale Abstufungen zwischen den Märkten. Wir sind daher froh und stolz, dass wir vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Einschnitte, mit denen der Handel zu ringen hat, unseren neuen Plattenspieler 217 sehr erfolgreich im deutschsprachigen, einen für uns essenziellen Markt, auch dank der Unterfütterung durch Testberichte der Fachpresse platzieren konnten. Diese haben sich in Zeiten, in denen Messen und Produktvorstellungen bei Händlern eine Rarität wurden, als ein maßgebliches Instrument im Rahmen eines Debüts bewiesen. Aber auch jenseits der europäischen Kontinentalgrenze haben wir eine große Anhängerschaft unserer Vinylsparte, die wir trotz der pandemiebedingten Einschränkungen erfreulicherweise beliefert haben. Hier half auch, dass die gelungene Weltpremiere des 217 im Rahmen der Show in Hongkong im vergangenen August im besonderen Fokus stand und schnell in zahlreiche asiatische Märkte ausstrahlte. Das Vinylgeschäft ist uns eine echte Herzensangelegenheit und wir freuen uns diesbezüglich außerordentlich über den internationalen Zuspruch unserer Kundschaft.

i-fidelity.net:   Weltweit finden aktuell nur wenige Publikumsmessen statt. Nach unseren Informationen hat dieser Umstand der HiFi- und High-End-Branche bisher nicht geschadet. Gehen Sie bei Ihren Planungen davon aus, dass die Veranstaltungen nach dem Ende der Pandemie beziehungsweise mit besonderen Hygienekonzepten schon vorher wieder wie gewohnt starten können?
 
Dina Hoenge:   Natürlich freuen wir uns, dass neben allen negativen Aspekten der Pandemie das Thema Musikgenuss in den eigenen vier Wänden wieder etwas in den Vordergrund gerückt ist. Aber wir wünschen uns sehr, den persönlichen Kontakt zu Kunden und Hifi-Enthusiasten wieder stärker aufleben lassen zu können. Der direkte Austausch fehlt uns an vielen Stellen. Am Ende des Tages kann man den Klang einer Anlage auch nur »live« wirklich vermitteln und das Feedback auf Messen und Veranstaltungen ist das Elixier, was unsere Entwicklungsteams immer wieder zu Höchstleistungen anspornt. Gemeinsam Musik genießen - darum geht es doch eigentlich. Aktuell berücksichtigen wir bei allen Planungen entsprechende Hygienekonzepte, sei es bei externen Veranstaltungen oder bei internen Zusammenkünften, und passen die Konzepte bei Bedarf den aktuellen Entwicklungen an. Es wird auch weiterhin wichtig sein, schnell auf Veränderungen zu reagieren. Eine High End-Messe, wie wir sie aus den vergangenen Jahren kennen, wird es in gewohnter Form wohl nicht so schnell wieder geben. Aber ohne Veränderung gibt es eben auch keinen Fortschritt.


i-fidelity.net:   Verraten Sie uns doch bitte zum Schluss, wie es zum neuen Burmester 217 gekommen ist?
 
Dina Hoenge:   Der Erfolg des Reference Line Modells 175 hat uns gezeigt, wie groß der Wunsch unserer Kunden nach einer Verbindung aus analogem Quellgerät und Burmester Signalverarbeitung ist. Aus diesem Grund haben wir uns entschieden, auch in der Top Line einen Plattenspieler anzubieten. Da wir mit dem Phono Vorverstärker 100 schon das ideale Verbindungsstück zwischen Plattenspieler und Anlage im Portfolio haben, hier ohne integrierte Phonovorstufe.