Standhafter Frontmann Audionet PRE I G3

Würde man von der Baugröße des Vorverstärkers auf seine Möglichkeiten schließen, läge man ziemlich weit daneben. Welche Funktionen und Anschlüsse sich in dem in Silber oder Schwarz ausgeführten PRE I G3 verbergen, erschließt sich erst nach und nach. Sechs Hochpegel-Eingänge stehen zur Verfügung, davon einer in symmetrischer Ausführung. Jeder kann vom Nutzer mit einem eigenen Namen versehen werden. Je nach Ausführung zeigt das rote oder blaue Display dann nicht »4 Four« an, sondern »CD-Spieler« oder »ART G2«. Damit es beim Umschalten nicht zu gravierenden Sprüngen in der Lautstärke kommt, kann der Pegel eingangsbezogen angeglichen werden.

Direkt hinter den Eingängen sitzen Goldkontaktrelais, die sowohl die Signalleiter als auch die Masse parallel schalten. Der Eingangs-Buffer ist teildiskret aufgebaut, und durch seinen hohen Eingangswiderstand wird die Quelle dynamisch und statisch nicht belastet. Audionet realisiert diesen enorm hohen Widerstand mit »Bootstraping«. Dabei wird der Ausgang des Verstärkers mittels  Koppelkondensator mit dem Eingang verbunden.

Die vollständige Kanaltrennung im PRE I G3  sorgt für sehr geringes Übersprechen über den gesamten, extrem kurzen Signalweg durch den Vorverstärker. Der Lautstärkesteller arbeitet in 1-dB-Schritten. Ein Präzisions-Widerstands-Netzwerk, das galvanisch von der Hauptschaltung entkoppelt ist, soll sowohl konstante Dynamik- als auch niedrigste Verzerrungswerte über den gesamten Stellbereich garantieren. Sehr großen Wert legt Audionet-Chefentwickler Bernd Sander aber vor allem auf die Stabilität in der Spannungsversorgung. Schnelle Regler, die in unmittelbarer Nähe der Verbraucher platziert sind, sollen dafür sorgen, dass es zu keinem Zeitpunkt zu einem Spannungsabfall kommt. Vielleicht ist dies eines der Geheimnisse für die federleichte Gangart der Audionet-Verstärker, die selbst bei komplexesten Musikpassagen nicht verloren geht.

Die mit hohem Ruhestrom arbeitende Ausgangsstufe ist mit Operationsverstärkern bestückt. Der PRE I G3 kann auch längere Cinchleitungen zum Endverstärker ohne klangliche Einbußen betreiben, da sein Ausgangswiderstand sehr niedrig ist. Eingangs- wie Ausgangsbuchsen sind vergoldet und teflon-isoliert. Richtung Endverstärker kann das Signal per Neutrik-XLR oder Cinch weitergeleitet werden. Neben dem Tape-Monitor-Ausgang finden sich auch noch zwei Subwoofer-Ausgänge. Über einen Bypass-Mode kann der PRE I G3 nämlich in eine Heimkino-Anlage eingebunden werden. Wer Musik auch gerne per Kopfhörer genießt, wird ebenfalls auf der Rückseite fündig: Für den Anschluss steht eine 6,3mm-Klinke zur Verfügung. War's das jetzt? Nein!

Über die Audionet-Link-Funktion können beispielsweise die Endstufen ferneingeschaltet werden. Außerdem steht noch ein Anschluss für das externe Netzteil EPS zur Verfügung, dessen Verwendung wir aus klanglichen Gründen sehr empfehlen können. Nicht, dass das eingebaute Netzteil mit 50-VA-Transformator und angegebenen 30.000 µF Siebkapazität zu klein oder falsch dimensioniert wäre. Im Gegenteil, für einen Vorverstärker ist es perfekt. Aber mit der Portion Extra-Energie via EPS öffnet sich das Klangbild spürbar, es wird reizvoll plastischer, und das Volumen steigt pegelunabhängig.

Noch etwas vergessen? Na, was glauben Sie?

Gut, auf der Rückseite des PRE I G3 befindet sich neben dem Trigger-Ausgang, der ebenfalls für diverse Integrations- und Komfortlösungen zu benutzen ist, eine von zwei Erdklemmen. Die nahe der Kaltgerätebuchse platzierte Klemme dient dem Anschluss eines zusätzlichen Erdkabels, das nur mit den Schutzkontakten in der Netzleiste verbunden wird. Je nach Zustand der Spannungsversorgung und des HF-Belastungsgrads schwanken die Auswirkungen zwischen minimal und drastisch hörbar – ausprobieren! Die zweite Klemme ist für den Anschluss eines Erdkabels vom Plattenspieler gedacht, wenn das optionale Phonovorverstärkermodul mitgeordert wird. Ein aus klanglicher Sicht ebenfalls sehr wichtiger Punkt ist die automatische Erkennung der Netzphase. Steckt der Stecker verkehrt herum in der Dose, meldet der Audionet: »Attention: Mains Phase incorrect«. Ein simpler Dreh und das Problem ist erledigt. Vielen anderen Produkten müssen wir immer noch mit Spannungsmessgerät und um den Schutzleiter beraubter Netzleitung zu Leibe rücken, um die richtige Stellung des Steckers zu bestimmen. Wohl an denn, widmen wir uns den mächtigen Spielgefährten des PRE I G3, den Endverstärkern AMP.