Gnadenlose Vollstrecker Audionet AMP

50 Zentimeter tief und 22 Kilogramm schwer, das sind die Eckpunkte des Monoverstärkers AMP. Trotz seiner stattlichen Größe ist der Weg, den die Signale in ihm zurücklegen müssen, denkbar kurz gehalten. Angeliefert werden können sie per XLR- oder Cinchverbindung. Zwischen den Eingängen kann über den Netzschalter, der zugleich auch Menüführungsknopf ist, umgeschaltet werden. Nach der Verstärkung stehen gleich zwei Paar WBT-Nextgen-Klemmen parat, Bi-Wiring wird so ganz einfach möglich.

Aber für das, was hinten rauskommt, muss innen irgendwer schwer arbeiten. Auch beim AMP sitzen hinter den Eingängen Goldkontaktrelais, die elektronisch geschaltet werden. Der Eingangsstufe steht ein eigener 80-VA-Trafo zur Verfügung. Für die mit selektierten Mosfets arbeitende Endstufe liefern ein vergossener 850-VA-Transformator in Verbindung mit zwei speziell für Audionet gefertigten Siebkondensatoren – mit zusammen 94.000 µF Siebkapazität – das Fundament.

Es ist im Innern des AMP nicht nur so, dass Baugruppen, die das Potential hätten, sich gegenseitig zu beeinflussen, räumlich strikt voneinander getrennt sind, sondern die gesamte Konstruktion erfolgte unter den Gesichtspunkten kapazitiver und magnetischer Optimierung.

Kern des Verstärkers bildet eine Schaltung, die Audionet »ULA-Technologie« getauft hat. Aufgelöst bedeutet das Kürzel Ultra-Linear-Amplifier. Audionet reklamiert für diese Schaltung, dass sich der Verstärker auch unter schwierigsten Beanspruchungen nicht aus der Ruhe bringen lässt. Bei konventionellen Verstärkern kann man an den Messgeräten ablesen, wie sie bei zunehmender Last immer schlechter werden. Bei den AMPs von Audionet passiert das nicht, weder über die Erhöhung des Pegels noch über simulierte Phasendrehungen. Ihre Werte, beispielsweise der Geräuschspannungsabstand, verbleiben auf eindrucksvoll niedrigem Niveau (siehe Labor). Doch die Schaltung hat auch »Nachteile«, denn sie arbeitet so fokussiert, dass Bauteilqualitäten sehr viel deutlicher hörbar zum Tragen kommen als gewohnt. Viele, viele Stunden haben die Audionet-Entwickler deshalb auf die Hörtests verwendet, um Bauteile klanglich miteinander zu vergleichen. Herausgekommen ist eine Auswahl, die in Summe zu überwältigender Klangqualität führen soll.

Neben seriöser, ungeheurer Kraft (siehe Labor) bieten die AMPs auch Komfort. Aktiviert werden können die Monos per Zeitsteuerung, per Audionet-Link-Verbindung, die schlauerweise als Lichtleiter ausgeführt ist, so dass unerwünschte Ausgleichströme gar nicht erst fließen können, sowie über eine in drei Stufen schaltbare Empfindlichkeitsregelung der Eingänge. Dabei schalten sich die Endverstärker ein, wenn ein Signal anliegt. Ein Prozessor überwacht den AMP permanent und reagiert in Bruchteilen von Sekunden mit der Abschaltung bei Hochfrequenz, Gleichstrom, Überlast und Überhitzung. Das Display des AMP ist gut lesbar, verfügt aber über einen Screen-Saver, welcher den Autor nervös gemacht hat: Das Audionet-Logo springt etwas unmotiviert durch die Gegend. Auf Nachfrage erhielten wir die Auskunft, dass Einbrenneffekte auf diese Weise vermieden werden. Sicher richtig, und als wahrer Genießer kann man die Anzeige auch einfach ausschalten. Außer Musik sollte dann nichts übrig bleiben.