Üppige Klangfarben-Pracht

Mit András Schiff habe ich den Hörbericht begonnen, und mit ihm soll es auch weitergehen, stehen doch mit seiner jüngsten Einspielung der Klaviersonaten von Ludwig van Beethoven (ECM) klanglich tadellose und musikalisch außergewöhnliche CDs zur Verfügung. Über den symmetrischen Ausgang ist der sorgsam positionierte Player (dazu später noch mehr) mittels eines Sommer Cable Epilogue mit Audionets famoser Vorstufe PRE 1 G3 verbunden und stellt den Steinway-Flügel auf der Bühne der Züricher Tonhalle in unserem Hörraum wunderbar plastisch zwischen die Lautsprecher. Zu verdanken haben wir dies allerdings nicht nur der Klarheit seiner Artikulation, sondern in großem Maße auch seinem auffälligen Talent zur klangfarblichen Differenzierung. Jede noch so kleine Schattierung des Anschlags, jedes Aufblühen eines Tones wird unmittelbar erfahrbar, wodurch der erste Satz der »Pathétique«-Sonate zu einem besonderen Erlebnis wird: zu Beginn die mächtigen, harten und doch düsteren Akkorde, die unmittelbar folgenden, unendlich weicheren und zaghafteren Themen, dann das gewitterige Rasen im schnellen Teil, die harten Akzente und fliegenden Begleitfiguren in der linken Hand. Ein im Vergleich gehörter Mark Levinson ML 390S wirkt da etwas nüchterner, humorloser. Er zeigt die einzelnen Farben auch, lässt sie allerdings nicht so opulent blühen. Dafür geraten bei ihm gerade die tiefsten Töne noch eine Spur klarer konturiert, ist der Zugriff in den untersten Lagen unerbittlicher, und die schon genannten Akzente stehen noch unmittelbarer im Raum. Allerdings – und das ist ein sehr, sehr großes Lob für den Audio Aero – spreche ich hier nicht von Welten. Es sind nur noch kleine Schritte, die den französischen Player von seiner Konkurrenz aus Übersee trennen. Und das ist so souverän bisher nur sehr wenigen Geräten geglückt. Kompliment.

Eine solche Klangpracht verlangt nach entsprechenden Aufnahmen, und so liegt als Nächstes der sparsam mikrofonierte Live-Mitschnitt von Charlie Hadens »Night And The City« im Capitole. Hier ergibt sich ein ganz ähnliches Bild. Wieder begeistern die wundervoll starken und weit gefächerten Klangfarben, schaffen wieder ein Gefühl von Echtheit und »Live-Erlebnis«. Wobei ich hiermit nicht den energiereichen, mitunter schon atemlosen Ansatz einiger Hersteller meine, bei denen man schon fast Teil der Bühne wird. Nein, mit dem Audio Aero sitzt man ein paar Reihen weiter hinten im Jazz-Club, schwenkt einen netten Longdrink in der Hand und genießt die Szene. Nicht weniger authentisch, sondern anders, entspannter.

Zur Aufstellung und Peripherie

Es ist Zeit, ein paar Worte über die Peripherie zu verlieren, die dem Audio Aero zu solchen Leistungen verhilft oder besser: die es ihm ermöglicht, sein Können zu zeigen und die ihn nicht ausbremst. Seitens der Stromversorgung (unbedingt auf eine korrekte Ausphasung der Netzleitung achten) macht nach einigen Versuchen ein Netzkabel aus der mit versilberten Kontakten versehenen AG-Serie von Phonosophie das Rennen. Eine klangfarbliche Unterstützung, die das von mir sonst gerne eingesetzte HMS Gran Finale bietet, ist beim Capitole nicht vonnöten, allerdings profitiert er schon von der zackigen und unmittelbaren Gangart der Leitung aus Hamburg. Obschon mit besonderen Füßen ausgestattet, gewinnt der Player weiter, wenn er auf Cerapucks von Finite Elemente steht. Der Gewinn an Kontur ist deutlich, und selbst die Klangfarben blühen noch etwas üppiger.

Selbstverständlich sind diese Maßnahmen nicht nötig, um mit dem Audio Aero gut Musik hören zu können. Gleichwohl bin ich der Überzeugung, dass eine Kette nur so gut spielen kann, wie es ihr schwächstes Glied zulässt, und daher hat gerade ein so hervorragender Player wie der Capitole jede Zuwendung verdient. Und außerdem: Wenn man schon so viel Geld für ein Gerät ausgebe, warum sollte man dann Potential brachliegen lassen? Für mich keine Option.