Frisch gewandelt erreicht das nun analoge Musiksignal die Ausgangsstufe, die als auf Röhren basierende Class A-Schaltung ausgeführt ist. Hier entschied sich Audio Aero für den Einsatz von Miniaturröhren vom Typ 6021W, die gleich zwei Vorteile bringen sollen: Wegen ihrer überschaubaren Größe kann die gesamte Schaltung sehr klein und mit kurzen Wegen realisiert werden. Außerdem werden diese Röhren direkt mit der Platine verlötet, was die Übergangswiderstände im Vergleich zu den sonst bei Röhren üblichen Sockeln gering hält. Bei der Regelung des Ausgangspegels vertraut Audio Aero wie viele Hersteller der oberen Liga auf ein präzises Widerstandsnetzwerk, das über einen natürlich nicht im Signalweg liegenden Mikroprozessor gesteuert wird.

Die Bedienung des Capitole ist selbsterklärend. Über das Tastenfeld links des Displays wählt man den zu verstärkenden Eingang und die Lautstärke, auf der rechten Seite werden die Laufwerksfunktionen gesteuert. Auf der Rückseite befinden sich sämtliche Anschlüsse für symmetrische und unsymmetrische Ausgänge, die drei Line-Eingänge (einer davon in XLR), digitale Ein- und Ausgänge sowie der Netzschalter, der meiner Meinung nach jedoch auf die Gerätefront gehört. Eventuellen Brummproblemen kann man, und dies ist eine in HiFi-Kreisen äußerst seltene Lösung, die Erdung mittels eines Kippschalters trennen. Solche Extras kennt man gemeinhin aus dem Studiobereich.

Klangliche Feinheiten

Joseph Haydn, Symponie Nr. 104. András Schiff dirigiert die Cappella Andrea Barca in einer ersten Probe durch den schnellen letzten Satz. Die Streicher schaffen wunderbare Klänge und Girlanden, die Holzbläser begeistern mit ihren makellos dargebrachten Soloeinsätzen, die Blechbläser setzen präzise Akzente und würzen damit das ohnehin schon delikate Menü. Nachdem der letzte Ton im Probensaal verklungen ist, wirkt Schiff noch etwas abwesend, horcht der verklungenen Musik nach und wendet sich dann an das Orchester: »Meine Freunde, das war bis auf ein paar ganz kleine Stellen perfekt. Der Klang und der Geist waren aber so außergewöhnlich, dass ich nicht unterbrechen wollte, um in den Niederungen der Technik zu wühlen. Das machen wir später!«

Was hat diese Geschichte nun mit einem CD-Player zu tun, handelt sie doch von keinem Gerät und noch nicht einmal von einer Tonkonserve? Sehr viel, beschreibt dieses kleine Ereignis doch genau den Charakter des Audio Aero Capitole. Die Musik wird mit Präzision und Perfektion geliefert, eine starke Nähe zur tonmeisterlichen Akkuratesse ist durchaus gewünscht. Wenn aber doch eine Kante minimal verrundet, eine Kontur einen Hauch aufgeweicht wird, dann ist das nicht weiter schlimm. Es fällt meist sogar noch nicht einmal auf, weil das präsentierte musikalische Gesamtbild so stimmig, schlüssig und aufregend ist, dass solche Kleinigkeiten eigentlich nicht mehr ins Gewicht fallen.

Ich schreibe »eigentlich«, da es meiner Meinung nach durchaus eine Rolle spielt, ob eine Anlage einen Tonträger authentisch wiedergeben kann oder nicht. Eine mitunter kreative Neuschöpfung der Musik im Wohnzimmer kann auch begeistern, und ich verstehe jeden, der sich dieser »Richtung« verschreibt. Für mich persönlich sind solche Fokussierungen auf eine Perspektive immer mit Verlusten in anderer Hinsicht verbunden, und somit fürchte ich zu sehr die Verwischung von Informationen, die von den Tonmeistern bewusst auf Band oder Festplatte verewigt wurden. Deshalb »eigentlich«. Die Frage ist jetzt nur, wie weit sich der Audio Aero eines solchen »eigentlich« schuldig macht.

Die Antwort lautet: fast gar nicht. Der Capitole liegt so nahe an der Wahrheit, dass die minimalen, feststellbaren Eigenmächtigkeiten gering sind im Vergleich zu dem Klang, den sehr viele andere High-End-Geräte produzieren.