Von Laufrichtungen (auch wenn keine einseitig angebrachten Schirmungen oder Erdungen im Spiel sind) ist da die Rede, ein Kontaktmaterial nach dem anderen ist en vogue und soll ungeahnten Detailreichtum schenken. Besondere Wicklungen, Materialien, Materialstärken und Isolationen werden ins Feld geführt – in der Regel jedoch ohne die damit einhergehenden messbaren Parameter in Verbindung zu bringen. Induktivität und Kapazität sind zwei Schlagworte, denen wir gerade bei Lautsprecherkabeln immer wieder begegnen und die durchaus etwas über den zu erwartenden Klang aussagen.

So, ein wenig haben wir schon aufgeräumt, und ich wette, dass ich mir mit den vorangegangenen Zeilen nicht nur Freunde gemacht habe. Sei's drum: Etwas Ehrlichkeit und ein paar Fakten kann auch und gerade ein Kabelbericht vertragen.

Gnadenlos seriös

Und mit den Fakten sind wir auch schon bei unseren Testkabeln, den Signalleitern der Gran-Finale-Jubilee-Reihe von HMS. Für sein faktenorientiertes Arbeiten wurde Hans Strassner, der Gründer, Vordenker und Kopf der Firma, in den vergangenen Jahren immer wieder angegriffen. Und wieder geschah es meist mit so wunderbaren Argumenten, die mehr über ihren Verfechter als über das Ziel aussagen. Mein Lieblingssatz, den ich immer wieder hörte und noch höre, ist: »Der versteht ja nichts von Musik!« Lassen Sie sich das auf der Zunge zergehen. Ich behaupte von mir, eine Menge von Musik zu verstehen, und doch wäre ich nie und nimmer in der Lage, ein technisch einwandfreies Kabel zu konstruieren. Was also soll diese Aussage bewirken?

Das Kabel soll doch keine Musik machen, sondern lediglich eine möglichst stabile und verlustfreie Verbindung zwischen den Geräten und Lautsprechern herstellen. Oder irre ich mich da? Sonst könnte man ja auch behaupten, dass man mit einer Shimano-Dura-Ace-Schaltung (gehört zum Besten, was der Fahrrad-Gangschaltungsmarkt bietet) nicht wirklich effizient und leistungsorientiert Radfahren könne, weil einer ihrer Konstrukteure (ein Rollstuhlfahrer) noch nie die zermürbende Auffahrt auf den Mont Ventoux durchlitten hat. – Sie verstehen, worum es geht.

Ursache und Wirkung

Sehr schön auch das folgende Statement: »Da geht ja nix durch!« Dies hörte ich von dem Besitzer einer 2-Watt-Röhre, die mit der Kapazität des nicht angepassten Kabels hörbar zu schuften hatte. Na gut: Ein Kabel, das ein Signal unverfälscht, also auch frei von Einstreuungen transportieren soll, muss sich in letzter Konsequenz niederinduktiv verhalten. Das heißt, dass es immun gegen Einflüsse von außen ist und nicht gleichzeitig als Antenne arbeitet.

Da aber die verschiedenen Parameter eines Kabels zusammenhängen wie die einzelnen Teile eines Mobiles, lässt sich nichts ohne Folgen beeinflussen. Gewinnt man hier, verliert man dort. Was für ein Kabel konkret bedeutet: Senkt man die Induktion, steigt zwangsläufig die Kapazität. Und das heißt, dass ein Verstärker schlicht mehr arbeiten muss, das Kabel ist für ihn deutlicher »spürbar«. Für stabile Schaltungen ist das kein Problem, die erwähnte Miniröhre oder manche Transistorkonzepte haben damit schon ihre liebe Mühe.