Dass ein Dreiwege-System mit einem Mitteltöner, der quasi aus einem Guss die menschliche Stimme wiedergibt, klanglich erstrebenswert ist, ist keine neue Erkenntnis. Die 8351A stellte das aber sensationell unter Beweis, insbesondere mit Stimmen, die unverfälscht konserviert wurden, etwa die von Ella Fitzgerald in 24-Bit restauriert vom »Ella And Louis«-Album aus dem Jahr 1956. Bis heute stellen sich einem bei »Moonlight In Vermont« die Haare auf, wenn, ja wenn wie in diesem Falle die Wiedergabekette das warme Timbre der Sängerin fast greifbar zwischen die Lautsprecher projiziert. So ungewöhnlich die Konstruktion des schwingenden Kunststoff-Schaum-Rings als Mitteltonmembran erscheinen mag – das Konzept funktioniert perfekt.

Ungebremstes Vergnügen

Nun galt es im nächsten Schritt, die neuartige Tieftonkonstruktion zu kitzeln, und so legten die Tester das von Boris Blank produzierte Orgelstück »Magnetic Lies« mit der Sängerin Malia auf. Das orgelte ordentlich, denn diese aktuelle Digitalproduktion nutzt alle Mittel, die Produzenten heute zur Verfügung stehen, und zwar bis in den allertiefsten Basskeller, ohne dass dort irgendeine Bremse zum Zuge kommt. Das ist bisweilen ein Problem für Zweiwege-Lautsprecher, denn hier treten schnell Verzerrungen durch den Dopplereffekt auf, denn die zarte Information der Sängerin wird ja beim Tiefmitteltöner stets mit dem Bass vor- und zurückbewegt. Mit der digital getrennten Dreiwege-Konstruktion der Genelec ist das aber kein Thema, vor allem zeigte sie die erhoffte wirklich nahtlose Ankopplung vom Mittel- über den Grundton bis in den erstaunlich tiefen Bass, den man dem kompakten »Gummibärchen« in dieser Größenordnung nicht zugetraut hätte.

Ein Blick durch den Schlitz offenbarte, was der enorme Luftstrom aus den Reflexrohren schon erahnen ließ: Die ovalen Flachmembranen tanzten schon bei mittlerem Pegel beeindruckend weit aus ihrer Ruhestellung. Für einen Tiefton, der physikalisch einem 20-Zentimeter-Konus entspricht, wirkten Tiefbass und der erreichbare Pegel schlichtweg sensationell. Zumal der Klangeindruck bis an die letzten ein bis zwei Dezibel der Grenzaussteuerung heran wie fest gemeißelt stabil blieb, wo fast alle anderen Lautsprecher frühzeitig in eine hörbare Sättigung oder gar verstärkten Klirr laufen. Die Genelec blieb stattdessen stoisch bis in Partypegel, etwaige Übertreibungen verhinderte die elektronische Begrenzung und zeigte das durch hektisch gelb blinkende LEDs. Sollte es tatsächlich jemand lauter brauchen: Bitte gerne, denn Genelec bietet ja auch passende Subwoofer an, und damit lassen sich je nach Konfiguration drei bis zehn dB Schalldruckreserve gewinnen. Und als Tipp: Zwei 8351A mit potentem Subwoofer sind immer noch günstiger als ein Paar 8260 und dabei klanglich wohl eher noch im Vorteil.