Kabelloser Klanggenuss

Um herauszufinden, wie fest dieser moderne Anlagen-Ansatz der Multi Monitor 220 in der Magnat-Tradition des guten Klangs verwurzelt ist, wurde zuerst von meinem aptX-unterstützenden Android-Tablet Asus ZenPad 8 kabellos via Bluetooth gestreamt. Die klassische Rolling Stones-Ballade »Angie« in der Tori Amos-Coverversion stellte als unkomprimiertes Wav-File sogleich hohe Anforderungen an aptX und Lautsprecher – die beide glänzend bestanden. Der drahtige Charakter des hervorragend aufgenommenen Flügels entfaltete sich bis in die tiefen Lagen präzise aufgefächert und sauber gestaffelt im Raum. Auch der fragile Gesangsvortrag von Madame Amos wurde natürlich und einfühlsam dargeboten; die Intensität der Performance ist uneingeschränkt erlebbar. Gerade der Aspekt Feindynamik war hier gefordert; die extrem sensibel akzentuierenden Lautstärke-Unterschiede bei Stimme und Piano konnten die Multi Monitor 220 sehr gut ausdifferenzieren. Die von aptX behauptete CD-Qualität kann somit unumwunden bestätigt werden – der bequeme Wireless-Genuss direkt vom Tablet (oder Smartphone beziehungsweise Mobile Audio Player) via Bluetooth darf also reuelos erfolgen.

Über die Tidal-App folgte dann mit »Cantorum« aus dem jüngsten Opus »The Imperfect Sea« des Penguin Cafe ein deutlich komplexer instrumentierter Titel. Auch dieser Herausforderung stellten sich die kleinen Magnats mannhaft: Bass und Trommel hatten genug (Resonanz-)Körper, um nicht etwa unterbelichtet zu wirken. Die sich ineinander schmiegenden Interaktionen zwischen schwelgender Solovioline und stakkatohaft agierendem Klavier plus repetitivem Streicher-Ensemble bildete der Lautsprecher transparent, präzise und vor allem verfärbungsfrei ab. Magnat hat ohrenscheinlich der Versuchung widerstanden, die Multi Monitor durch ein bisschen Extra-Frische auf Oberflächenreiz zu trimmen – vielmehr besticht die Ausgewogenheit der 220er. Erreichtes Ziel: HiFi im klassischen Sinne. Wohlgemerkt, gestreamt über Bluetooth! Wer jedoch den Aspekt Streaming intensiver nutzen und etwa einen größeren eigenen Datei-Fundus einbinden möchte, sollte nicht zuletzt aus Gründen der Akku-Schonung anstelle der Bluetooth-Prozedur eines der gängigen Streaming-Zusatzgeräte wie Google Chrome Cast, Bluesound Node 2 oder EC Living S1 in Betracht ziehen. Über die rückwärtigen Eingänge stellen die Boxen für derartige Hardware stets einen passenden Anschluss bereit.

Vinyl-Ready

Durch einen integrierten Phono-Vorverstärker unterstützen die Multi Monitor 220 das Vinyl-Revival tatkräftig und niedrigschwellig. Für ein realitätsnahes Setting habe ich den großen Transrotor außen vor gelassen, sondern stattdessen meinen guten alten Vestax PDT 5000-Direktantriebler hervorgeholt – seinerzeit die einzige Alternative zum Platzhirschen Technics SL 1200 MK. Das im Vestax verbaute Nagaoka MP 100-Tonabnehmersystem gilt als allürenloser Vertreter der Vernunftklasse und wird von den Magnat Multi Monitor 220 klaglos angenommen. Die anspruchsvollen Impulse der elektronischen Schlagzeuge von Kraftwerk aus der Remaster-Edition des Albums »Techno Pop« bildet das Magnat-Duo gefordert knackig und kontrolliert ab. Auch die gewünschte Härte der metallischen Akzente transportieren die Pulheimer Boxen präzise und wirkungsstark. Schwammig klingt hier nichts. Selbst der fordernde Bass kommt mit einem ewissen Nachdruck zu Gehör. Dieses Festival der extrem fokussierten Impulse geht beim Höherdrehen des Volumens erstaunlich lange gut; der eingebaute Amp hat bis zu dem Moment, wo Mietwohnungs-gemäße Pegel verlassen werden, die Lautsprecherchassis sicher im Griff.

Diese beachtlichen Steher-Fähigkeiten bleiben allesamt erhalten, wenn der DJ zu deutlich organischerer Musik wechselt. Die Wiedergabe von Chuck Brown & The Soul Searchers' »Bustin' Loose« von der originalen 12-Inch-Single präsentiert über die 220er alle essentiellen Elemente des Tracks: Die Bläser tönen genau auf den Punkt, der Bass geht nicht ultratief, schiebt aber trotzdem vollfunktional, die Kuhglocke klopft sich unerbittlich ins Innenohr, und die klar gestaffelt dargebotene Lead-Gesang/Chor-Interaktion landet atmosphärisch-anfeuernd auf der Tanzfläche.
Nach diesem Vinyl-Exkurs steht die klare Erkenntnis: Die Multi Monitor 220 können nicht nur die feine Klinge schwingen, es dürfen auch schwere Kaliber zugeführt werden, die angemessen verarbeitet werden. Damit erweist sich das Magnat-Duo nicht nur in puncto Konnektivität als umfassend ausgestattet, auch musikstilistisch kennt man keine Grenzen. Diese moderne Form der HiFi-Kompakt-Anlage ist in jeder Hinsicht universell aufgestellt.