Mal schnell und mal langsam rauscht die Umgebung am Fenster des ICEs vorbei, obwohl die Geschwindigkeit des Zugs konstant ist. Einfluss auf unsere Wahrnehmung nimmt die über Kopfhörer zugespielte Musik. Mal entsteht eine zur Landschaft harmonisch passende Illusion, ein anderes Mal ein scharfer Kontrast. Mit dem gewählten Titel ändert sich auch das Genre unserer Lebens-Filmmusik. Das ist nicht so neu, wie mancher glaubt – seit das Musikhören unterwegs in unser Leben eingezogen ist, kennen wir dieses Phänomen. War einst der Walk- oder Discman unser »mobile device«, dient uns heute längst das Smartphone oder der mobile Highres-Player als Quelle. Auch die Kopfhörer-Ausführungen haben sich merklich verändert. Dem Zeitgeist entspricht, wer sich heute einen Bluetooth-In-Ear-Kopfhörer ins Ohr steckt. Geschätzt wird dessen leichtes Gewicht, seine Kabelfreiheit, der Spritzwasserschutz und für die sportliche Nutzung auch die Schweißresistenz. Hinzu kommt die Möglichkeit zum Freisprechen, und dieses ganze Paket an Ausstattung wird meist mehr wertgeschätzt als die Klangqualität. Folglich wird dem guten Ton auch von Herstellerseite weniger Beachtung geschenkt. Genau das ist jedoch eine Chance für dem Thema Klangqualität verpflichtete Unternehmen, etwa für den dänischen Hersteller Dali.

Auf die Frage nach Kopfhörern antwortete Dali-Chef Lars Worre in den vergangenen Jahren nie ausweichend, sondern immer mit einem sehr direkten »Nein«. Fremde Technik zukaufen und sie dann in neuer Hülle als Eigenleistung anbieten, kam und kommt für ihn nicht in Frage. Mit dieser Einstellung bleibt nur die eigene Entwicklung und Herstellung. Doch bisher lehnten es die Dänen ab, die Kosten für rund 50 notwendige Werkzeuge aufzubringen, um sich dann auf das Feld ruinöser Preisschlachten zu begeben. Aber zum einen ebbte der Druck von Dali-Kunden aus dem Lautsprecherbereich nicht ab, und zum anderen hatte Worre längst mit den Planungen für eine eigene Fertigung begonnen. Dazu engagierte er für sein Team erfahrene Kopfhörer-Entwickler. Wie klug diese Entscheidung gewesen sei, berichtet uns Lars Worre, habe man bereits auf den ersten Metern des Projekts gemerkt.

Obwohl Kopfhörer natürlich Konstruktionen sind, die aus zwei Lautsprechern bestehen, die mit einem Bügel über den Kopf getragen werden, liegen beide Anwendungsbereiche weit auseinander. Das geht schon damit los, dass Lautsprecher ausgepackt und aufgestellt werden und in der Folge höchstens noch zum Zwecke der Reinigung berührt werden. Da ist das »Kopfhörer-Leben« sehr viel härter, zumal wenn sie für den Unterwegs-Einsatz konzipiert worden sind. Während es im heimischen Hörraum im Normalfall keine Nebengeräusche gibt, sind diese in der Umgebung eines Zugwaggons oder einer Flugzeugkabine teils erheblich. Auch diese Problematik muss gelöst werden. Ein weiterer Punkt ist die Frage des Anschlusses – kabellos oder für höhere Signal-Auflösungen mit einer physischen Verbindung? Beim Dali IO-6 stellt sich diese Frage nicht, und das ist nicht die einzige Überraschung.