Szenenwechsel: Als langjähriger Schiedsrichter bei fast allen Hörtests gilt noch immer »La Folia«. Die mittelalterliche Tanzmusik, gespielt vom Atrium Musicae de Madrid, wurde 2003 unter dem Label Harmonia mundi auch als SACD gepresst, und die wird mittlerweile zu Liebhaberpreisen gehandelt. Schier unglaublich, wie der Vincent Gitarren, Flöten, Violinen, Kontrabässe, Kastagnetten, Schlaginstrumente und Stimmen zu einem melodischen Reigen mit einem Feuerwerk an Dynamik zusammenfügte. Der Amp hielt die vielschichtigen Klangfiguren pieksauber auseinander und arbeitete die jeweiligen Charaktereigenschaften vorstellbar heraus.

Bitte keine falschen Assoziationen

Wer mit Röhrenverstärkern Kaminfeuer und Plüschsofa verbindet, also einen heimeligen, warmen Schmuseklang, den belehrt der SV-237 eines Besseren. Er packte unbarmherzig zu und folgte praktisch verzögerungsfrei jeder noch so schnellen Tempi-Änderung. Je nach musikalischem Inhalt schlüpfte er mal in die Rolle einer bissigen Raubkatze oder aber eines handzahmen Schmusekaters.
Beispielsweise beim atmosphärisch dichten Konzertmitschnitt des mittlerweile 78-jährigen Leonhard Cohen aus der O2-Arena in London. Der Vincent schaffte es, das Konzert samt Wunderkerzen und dem Schein von massenhaft Feuerzeugen ins Wohnzimmer zu zaubern. Cohens Stimme war so authentisch, wie ich sie beim Open-Air-Konzert im letzten Jahr auf der Waldbühne in Berlin erlebte. Der Vincent rief bei der eindringlichen Slide-Gitarre, beim näselnd-einschmeichelnden Sound des Saxofons das vergleichbare Gänsehaut-Feeling wie damals live in Berlin wieder wach.

Chapeau! Der SV-237 ist der beste Verstärker in seiner Preisklasse und bekommt von i-fidelity.net den Referenzorden verliehen.

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