Wer meint, der mit 2 x 400 Watt Impulsleitung vom Hersteller prognostizierte Amp würde ster(e)oid aufgepumpt posieren, wird im ersten Moment möglicherweise enttäuscht sein: es gibt kein basslastiges Kraftmeiern, sondern eine auffallende Unauffälligkeit zu konstatieren. Innewohnende Ruhe trumpft hier grellem Effekt. Bei den Songs auf Greg Foats wunderbaren Album »The Mage« höre ich eine feingliederige Destillation der einzelnen Instrumente, welche der T+A in einem ausgeglichenen Verhältnis gleichberechtigt präsentiert. Ich entscheide, worauf ich meine Aufmerksamkeit fokussiere, nicht der Verstärker. Er lässt mir die Wahl, auch und gerade die leisen Töne zu beachten wie das Solina String Ensemble im Hintergrund von »Endless Love« oder mich doch lieber dem wunderbar getroffenen Naturell des dominanten Saxophons hinzugeben. Der PA 1100 E ist weder Blender noch Draufgänger, sondern nimmt sich aus dem Geschehen zurück, wirkt quasi wie nicht vorhanden, agiert eher als Dienstleister denn als Charakterkopf.

In diesem Service-Sinne kann er aber auch liefern, wenn beispielsweise Pegel oder Bassintensität gefragt ist: das extrem explosive Schlagzeugspiel mit wuchtiger Kick-Drum in Tateinheit mit dem energischen Kontrabass in »The High Priestess« überträgt er sauber differenzierend und gleichwohl vollmundig mit geradem Rückgrat, welches auch nicht einknickt, wenn der Volumen-Regler Richtung Nord/Nordost zeigt. Es wird einfach nur lauter, Kontrolle und Ausgewogenheit bleiben bestehen. Die räumliche Abbildung gelingt ihm weit ausholend, die kreisenden Congas und die an/abschwellenden Becken bei »Drifting« spielen an den Eckpunkten des Hörraumes. Dennoch schafft es der PA 1100 E, seine Homogenität zu erhalten und das Klangbild nicht künstlich auseinander zu reißen.

Filterauswahl

Diese bisherigen Eindrücke stellen sich mit dem Standard-FIR-Filter der Digitalwandlung ein, welches über die Taste »OVS« auf der Frontplatte in eine von T+A eigens entwickelte Variante mit Bezier-Algorithmus umzuschalten ist. Damit soll die strikte Neutralität um eine in Sachen Impuls- und Zeitverhalten optimierte Darstellung erweitert werden. Hierfür wähle ich absichtlich Musik, bei der Aufnahmequalität nicht erste Bürgerpflicht war, sondern allein der »Groove«-Faktor zählt: »Yeye We Nou Mi« aus dem ersten Album des Orchestre Poly-Rythmo de Cotonou Dahomey. Das alternative Filter zieht die Bühne minimal zusammen und fokussiert mehr nach vorne heraus, wirkt so direkter und dynamischer, was dem brodelnden Afro-Funk aus dem Jahre 1973 nur zu Gute kommt.

Aber auch bei einer modernen Hi Res-Aufnahme gefällt diese Einstellung: Donald Fagens »Brite Nitegown« als 24-Bit/96-kHz-Flac shufflet unwiderstehlich mit seinen ineinander komplex verwobenen Gitarren-Licks und Bläser-Motiven sowie dem bouncenden Bass und den swingenden Drums. Klarer Fall: Wenn die Musik vorrangig rhythmisch agiert, klickt mein Daumen auf der Fernbedienung immer zur Bezier-Version. Die Beschränkung auf nur zwei, aber unterschiedliche timbrierte Filter ist mir durchaus sympathisch. So läuft man nicht Gefahr, gestresst im Meer der Möglichkeiten zu versinken, statt der Musik die eigentliche Aufmerksamkeit zu schenken.

Analoge Basis

Ungeachtet des digitalen Fokus des T+A PA 1100 E wollte ich es am Ende nicht unterlassen, mir auch von der analogen Sektion des Amps einen eigenen Eindruck zu vermitteln. Da in meinem Testexemplar keine der beiden separat erhältlichen Phono-Platinen verbaut war, oblag es dem Analogis Résumé Vorvorverstärker, die Signale vom Transrotor Dark Star zu übermitteln. Schnell wurde klar, warum sich die Urmodelle des PA 1100 E einen so guten Ruf erspielt haben: John Martyns »Solid Air« in der Abbey Road-Half Speed-Master-Edition klang fantastisch: die Explosivität des Akustikgitarren-Pickings übermittelte der T+A auf agil-ansatzlose Art und Weise, während gleichsam der elastisch-wuchtige Kontrabass in seiner tiefgreifenden Knorrigkeit sattelfest in den Raum gestellt wurde. Gleichzeitig offerierte der Verstärker die Möglichkeit, dem lyrischen Saxofon zu folgen oder das sich langsam herantapsende perlige E-Piano zu bemerken. Alle Inkredenzien waren da, keine stand unbotmäßig im Schaufenster. So etwas nennt man Ausgewogenheit…