Kabeltests verführen zumindest mich, ins Grundsätzliche zu gehen. Dass sich der Austausch einer Quelle oder einer Endstufe klanglich sofort bemerkbar macht, darüber wundert man sich eher nicht. Ins Staunen aber kann man über die Unterschiede geraten, die Verbinder mitunter bewirken. Warum dann werden Kabel meist als Zubehör, und nicht als Komponenten angesprochen? Bloße Accessoires könnte man eigentlich doch weglassen. Ohne Kabel geht es aber nicht. Sie sind essentiell. Im Englischen gibt es die Unterscheidung zwischen »tweaking« und »tuning«. Wer Zubehör verwendet, der tweakt: Er zieht etwas auf oder stellt es fein ein und erzielt damit nicht immer, aber oft Verbesserungen. Meistens fallen sie subtil aus. »To tune« aber bedeutet »stimmen« oder auch »intonieren«. Hier geht es um die Substanz der Musik selbst, um die Fundamente von Tonalität und Klang. Kein großer Pianist kommt ohne einen zünftigen Techniker aus, der das Instrument stimmt und intoniert, also klanglich abstimmt.

Warum ich darüber wieder einmal nachdenke? Weil ich gerade eine Kabelfamilie teste, die noch die größten Kabel-Skeptiker vom Komponentenstatus überzeugen könnte. Siltechs jüngste Überarbeitung der Classic-Legend-Reihe hat in meinem System Veränderungen bewirkt, die alles andere als subtil ausfallen. Deutlichster, ja überwältigender Natur, können sie nur dem Austausch einer »richtigen« Komponente, einer Endstufe beispielsweise, verglichen werden. Konkret handelt es sich um die 680er-Modelle aus der brandneuen Classic-Legend-G9-Familie. Sie bilden die mittlere von insgesamt drei Produktlinien, sie haben hat noch die 380er Linie unter sich, darüber rangieren die 880er. »G9«, das zeigt an, dass hier mittlerweile die neunte Generation eines Produkts vorliegt, das in allen kabeltechnischen Parametern Maßstäbe setzen will: Im Material, in der Isolierung, in der Schirmung und den Steckern, ja auch bei der Kabelgeometrie wollen Edwin Rynfeld und sein Team das Optimum herausholen.

Mit dem  Siltech-Eigner und Cheftechnologen durfte ich mich ausführlich austauschen. Ein faszinierendes Gespräch! Rynfeld scheint alles über Kabel zu wissen, vor allem weiß er, was wir noch nicht über Kabel und ihre Rückwirkungen auf die Anlage wissen. Daher setzt man konsequent und kontinuierlich auf Forschung. In den Siltech-Laboren untersuchen promovierte Physiker metallurgische Zusammenhänge, messen Magnetfelder und Stromflüsse, erproben Isolierungsmaterialien und Schirmungen. Man misst mit avanciertesten Technologien, und zugleich hört man genau hin. Schließlich ist Rynfeld ein mit allen Wassern der Elektrophysik gewaschener Ingenieur, und er ist ein Musiker, ein Klarinettist, der mit Größen wie dem Cellisten Anner Bylsma musiziert hat.