Was passiert mit einer Frequenzweiche, wenn optimierte Chassis in einem perfekten Gehäuse sitzen? Es muss mehr Aufwand betrieben werden, weil ansonsten jeder Fehler bei der Frequenzzuteilung sofort hörbar wird. So finden sich auf der Weiche Polypropylen-Folienkondensatoren, maßgeschneiderte Luft- und Stahlkernspulen. Und »maßgeschneidert« bedeutet hier tatsächlich maßgeschneidert. Karl-Heinz Fink verfolgt bei seinen Entwicklungen ja einen kompromisslosen Weg und achtet entsprechend penibel darauf, dass auch die Zulieferer die gewünschten technischen Vorgaben einhalten.  

Das Lautsprecher-Terminal wurde als mit Brücken versehenene Bi-Wiring-Ausführung realisiert. Bedenkt man den Preis eines QED-Lautsprecherkabels vom Typ XT40 oder XT25, ist das tatsächlich eine greifbare und, wie wir nach den Hörtests bestätigen können, sinnvolle Option. Oberhalb des Terminals befinden sich noch drei kleine Öffnungen, die mit Hilfe einer steckbaren Brücke die Anpassung des Hochtonpegels um plus/minus ein halbes Dezibel ermöglichen. Bei Bedarf kann das Klangbild also mit einer Prise mehr Glanz oder einer dezenten Dämpfung versehen werden. Das hat sich in der Praxis bereits bei der großen Schwester Concept 500 als taugliches Konzept erwiesen und gilt nach unseren Versuchen auch für die Concept 300.

Knisternde Spannung vor der Premiere im Hörraum

Nach einigem Probieren standen die Concept 300 so eingewinkelt im Hörraum, dass sich die Achsen der Hochtöner kurz hinter dem zentralen Hörplatz kreuzten. Angetrieben wurden sie vom mächtigen Pass Vollverstärker INT-60, der sich als perfekter Partner erwies, weil er unter anderem bereits bei Zimmerlautstärke für eine vollmundige Wiedergabe sorgte, die eher zu den Ausnahmen als zur Regel gehört. Die Concept 300 benötigen zweifellos Einspielzeit. Zwar demonstrieren sie bereits gleich zu Beginn ihren Anspruch, aber es dauert rund hundert Stunden, bis die Wiedergabe hundertprozentig befreit wirkt.

Vermutlich bedingt durch die filigrane Konstruktion und die schwebende Ästhetik beginnen wir die Hörtests mit ruhigeren Tönen. Chlara ist eine in England geborene Singer-Songwriterin philippinischer Abstammung, die mit den »Evo Sessions« ein großartiges Album vorgelegt hat. Es fügt bei den meisten Titeln transparente, krispe Akustikgitarrenklänge mit einer klaren, dabei selten zerbrechlich wirkenden Stimme zu einem intimen Gesamtkunstwerk zusammen. Vom ersten Moment ist klar, dass die Concept 300 verantwortungsvoll mit Musik umgeht. Zum einen liegt das daran, dass sie von Anfang an in aller Deutlichkeit klar macht, dass der Verzicht auf Gehäusegröße nicht unbedingt zu einem verminderten Eindruck bei Tief- und Grundtonwiedergabe führen muss. Spätestens, wenn sie im »Hotel California« – nur eine der wirklich gelungenen Coverversionen auf dieser CD – eincheckt, wird dieser auf Messen bis zum Überdruss gespielte Titel endlich wieder hörbar. Vor allem dank ihrer natürlichen und glaubwürdigen Wiedergabe über alle Oktaven hinweg punktet die Q Acoustics nachhaltig.