Klänge aus der Welt des Magnat RV 2

Vorsicht, dieser Verstärker besitzt ein einnehmendes Wesen. Seine Art der Verstärkung ist ziemlich attraktiv und nur mit der Qualität der Wiedergabe nicht erklärbar. Schon beim ersten Titel »The Snake And The Moon« von Dead Can Dance, den die i-fidelity.net-Tester mit dem Magnat hören, sind es eher die erzählte Geschichte und die damit verbundene Emotion, die ins Zentrum ihrer Aufmerksamkeit projiziert werden. Der Magnat öffnet hier eine in vielen Fällen verschlossene Tür. Von weichspülerischen Charaktereigenschaften ist er übrigens ein ganzes Stück weit entfernt. So arbeitet er die Perkussion-Sequenzen des Titels fein heraus und ebnet sie keinen Millimeter ein. Bei der ganzheitlichen Betrachtung des Klanggeschehens fällt auf, dass der RV 2 keinem Instrument und keiner Singstimme den Vorzug gibt. Aus der Wiedergabe fällt nichts heraus, alles bewegt sich innerhalb des Spektrums.

Seine Rhythmus- und Timing-Fähigkeiten beweist der Magnat-Verstärker mit Pat Metheny und Charlie Haden auf dem Album »Beyond The Missouri Sky«. Der Titel »The Moon Song« eignet sich hierfür bestens, und während in anderen Anlagen-Konfigurationen oftmals jedes Instrument für sich spielt und dabei das große Ganze verloren geht, gelingt es dem RV 2, den inneren Zusammenhalt ungekünstelt zu übertragen. Gerade bei den etwas schrägeren Passagen ertappt man sich als Hörer dabei, ungeniert in den Klängen, in der Musik zu baden.

Noch stärker kommt dieser Klangcharakter zum Tragen, wenn ein Plattenspieler als Quelle fungiert. Da ist dann nichts außer Musik. So spielt Miles Davis auf »Kind Of Blue« seine Trompete nicht wie konserviert in einem historischen Tondokument, sondern so, wie es sich für den heutigen Betrachter anhören muss. Eines ist klar: Für diese klanglichen Charaktereigenschaften, die der Magnat RV 2 im i-fidelity.net-Hörraum präsentiert, werden von Wettbewerbern teils ganz andere Preise aufgerufen.

Der Musiker und Sänger Jack Johnson muss ganz offensichtlich einen großen Teil seines Repertoires für Verstärker vom Schlage des Magnats geschrieben haben. Wie sonst ließe sich die authentische Wiedergabe von »Never Know« erklären? Die Gitarre führt die Melodie, das Schlagzeug läuft präzise und erlaubt sich keine sonst gerne mal bei Röhrenverstärkern vorkommenden Unsauberkeiten. Erstaunlich ist auch die Puste, die der RV 2 an den Tag legt: Auch über dem Niveau von Zimmerlautstärke kann man komfortabel und mit großem Vergnügen Musik hören.