Der Gipfel kommt in Sicht

Mit Bill Evans' Titel »The Sunday After« stiegen wir ein. Sein gefühlvolles Saxophonspiel entsteht authentisch zwischen den Lautsprechern. Die Klangfarbe des Holzblasinstruments trifft die Scala exakt. Für die angenehme Atmosphäre des Stücks sorgt der dezente, aber sehr tiefe Bass. Zudem sind die vielen perkussiven Elemente gut zu hören, ohne dass sie zu dominieren beginnen würden. Absolut überzeugend ist auch die Größe des sich um die Musiker befindlichen Raums, der bei anderen Lautsprechern eine deutlich geringere »Deckenhöhe« aufweist.

Mit »Mein Ding« von Udo Lindenberg treffen wir ein Stück weit den Charakter der Scala, heißt es doch im Refrain: »Und ich mach mein Ding, egal was die anderen sagen.« Druckvoll und brutal dynamisch geht die Französin zu Werke. So soll es sein, das ist Lindenberg und nicht die Focal: vom Schlagzeug kommender, nach vorne treibender Beat, die versoffene Stimme, als würde sie im Raum live entstehen. Richtig ist aber auch, dass die Scala kein bisschen vertuscht, dass es sich um eine durchschnittliche Pop-Aufnahme handelt. Spaß macht es trotzdem gewaltig, denn die Scala ist definierte Pegelfestigkeit. Da läuft gar nichts aus dem Ruder. Selbst unser Referenzlautsprecher, die Revel F 52, bekommt hier nur noch französische Rücklichter zu sehen.

Bleiben wir im Genre guter deutscher Pop-Musik und legen Peter Fox auf, seine »Lok auf zwei Beinen« fährt direkt durch den Hörraum. Gigantisch, was da im Bassbereich passiert: Zum einen extremer Druck bis in die untersten Regionen, zum anderen herrscht eine selten gehörte Sorgfalt. Bei einer anfangs vernommenen Resonanz stellt sich heraus, dass es sich um eine Tür im Hörraum handelt, die meint, sie müsse das musikalische Geschehen begleiten. Nachdem sie geöffnet ist, ist von dieser Resonanz nichts mehr zu hören. Atemberaubend ist die Präzision der Schallwand, die ohne jegliche Einschränkung zwischen den Boxen entsteht.

Die Focal kann ein Erlebnis bereiten, das mit Nur-Hören unzureichend beschrieben ist. Zum Beweis dient nicht das aktuelle Album von Robbie Williams, sondern der Vorgänger »Rudebox«. Beim Titelstück lernt man die physischen Qualitäten der Französin schätzen. Mit ihren vergleichsweise moderaten Abmessungen für einen Spitzenlautsprecher entwickelt sie unerschöpflich erscheinende Energien. Sie drückt den Elektrobass unverzerrt unter höchster Akkuratesse in den Hörraum. Da muss man erstmal gegen anatmen. Zudem offenbart sie Details der vergleichsweise schlicht produzierten Scheibe, die wir vorher nicht gehört haben. Wenn dieser Eindruck bei anspruchsvoller produzierten Stücken erhalten bleibt, nimmt die Scala Kurs auf den Thron.