Bei diesem »Air Motion Transformer« wird eine von Leiterbahnen durchzogene Folienmembran mit einer hauchdünnen Faltenbreite von 0,84 Millimetern durch ein starkes Magnetsystem angeregt. Aufgrund der an einen Fächer gemahnenden Struktur ergibt sich gegenüber einer herkömmlichen Gewebekalotte die sechsfache Membranfläche. Zudem wird die Luft schneller bewegt. Der »AMT« bedarf äußerster Sorgfalt beim Produktionsprozess, weswegen der JET 5 weiter exklusiv in Kiel mit Roboter-Unterstützung von Hand gefertigt wird – auch um das Qualitätsniveau in der Serie konstant hoch zu halten. Im Übrigen findet die gesamte Herstellung der Solano-Serie, die neben diesem Standlautsprecher auch noch eine Kompaktbox sowie den passenden Center umfasst, in deutschen Landen statt. Das ist selbst in solchem gehobenen Preisbereich keineswegs die Regel, sondern eher die Ausnahme. Als Resultat darf ich eine fantastische Verarbeitungsqualität bescheinigen.

Assistiert wird der besondere Hochtöner von zwei konventionellen Konustreibern, welche auf der zur Vermeidung von Kantenreflexionen minimal gerundeten Frontseite direkt untereinander montiert sind. Die Membranen der 150 Millimeter durchmessenden Lautsprecherchassis bestehen aus einer Zellstofffaser. Um deren Steifigkeit zu erhöhen und somit Partialschwingungen zu reduzieren, wird dieses weiche, hochdämpfende Material mit einer festeren Aluminium-Schicht eloxiert. Ein bei Elac langjährig bewährtes Prinzip, welches man bereits in den 90er-Jahren initiiert und immer weiter verfeinert hat. Aus der höherpreisigen Vela-Linie und deren XR-Tönern übernommen wurde die Technik, Membran und Schwingspulenträger über drei gezielt gesetzte Klebepunkte zu verbinden. Die Strömungsoptimierung der Körbe aus Aluminium sorgt dafür, dass der rückwärtig abgestrahlte Schall der Treiber nur noch in geringem Maße in Richtung der aufgehängten Membranen wirkt. Deren sehr wulstige Sicken wurden in unterschiedlicher Dicke zweifach asymmetrisch aufgebaut, um bei jeder Signalstärke passend zu performen. Die Elac-Entwickler haben die Solano-Säule als Zweieinhalbwege-System konfiguriert: Der untere der beiden parallel geschalteten Treiber ist ausschließlich für den Bassbereich zuständig und verabschiedet sich ab 450 Hertz südwärts, während der obere den Mitteltonbereich bis 2.400 Hertz solo übernimmt. Ab dort verrichtet dann der JET 5-Tweeter sein wohlklingendes Werk.

Speed und Auflösung

Der bereits angesprochene Verzicht auf das plakative Zurschaustellen der Fähigkeiten dieses Ausnahmehochtöners führt übrigens keineswegs zu einem Informationsverlust beim Hören. Die feinen Zwischentöne im leisen gehauchten Gesangsstil von Billie Eilish auf »Billie Bossa Nova« vom Album »Happier Than Ever« zeigen die FS287 mikroskopisch genau. Ebenso die kleinen Unterschiede der einzelnen Vokal-Passagen innerhalb des Tracks, was zum Beispiel das verwendete Quantum Hall betrifft. Auch bei den Transienten punkten die Kieler Boxen: Schnell geschlagene Schlagzeugbecken und rasant angerissene akustische Gitarrenseiten kommen ansatzlos und treten in extrem sauberer Darbietung zutage. Großartig geriet den Solanos beispielsweise die Präsentation des Vibraphons im linken Kanal auf dem Titeltrack des Remasters von Herbie Manns 1959er-Liveaufnahme »Todos Locos« aus dem Album »Flautista« (Qobuz, 24-Bit/96-Kilohertz FLAC), während im rechten Kanal die Congas nicht minder rasant wirbelten. Eine Erklärung für die auffallend leichtfüßige Darbietung dürfte die extrem geringe bewegte Masse des JET 5 sein sowie dessen sehr hoch liegende obere Grenzfrequenz, schließlich arbeitet der Hochtöner bis zu sagenhaften 50.000 Hertz. Das mögen zwar nur noch fliegende Fledertiere konkret wahrnehmen, jedoch hat dieser erweiterte Frequenzgang einen relevanten Kollateraleffekt: Im für den Musikhörer ausschlaggebenden Bereich bis 20.000 Hertz ist ein Folienhochtöner dann weit fernab seiner Leistungsgrenze mit ausgesprochener Mühelosigkeit und Verzerrungsarmut aktiv. Und das hört man.