Es gibt viele gute Gründe, die aktuell für den 5. bis 7. November 2021 terminierte »Audio Video Show« in Warschau zu besuchen. Einer der besten: viele unbekannte osteuropäische Hersteller, die auf Entdeckung warten. Auffallend bei diesen kleinen Manufakturen ist die Liebe zum traditionellen stereophonen HiFi-Ideal. Im Fokus stehen bei ihnen Röhrenverstärker, Phono-Produkte, Breitbänder, Hornkonstruktionen. Das allgegenwärtige Thema Streaming spielt dort noch nicht durchweg die erste Geige. Es scheint naheliegend, die Marke Canor aus der Slowakei in diese Schublade der Kleinserienhersteller zu stecken. Doch damit begibt man sich auf den Holzweg. Canor ist kein rühriger Handwerksbetrieb, der individuell auf Kundenwunsch produziert. Ganz im Gegenteil. Die Firma entpuppt sich als Unternehmen von beträchtlicher Größe. Immerhin achtzig Mitarbeiter arbeiten im Städtchen Prešov für Canor.

Diese erstaunlichen Dimensionen lassen sich leicht erklären: Der seit über 25 Jahren aktive Betrieb ist als OEM-Produzent für weltweit agierende Audio-Firmen tätig, welche den Fabrikanten Canor mit der Herstellung ihrer Geräte beauftragen. Daraus resultiert auch die beeindruckende Fertigungstiefe mit eigenem Gehäusebau, automatisierter Platinenbestückung und speziellem EMV-Messraum. In diesem hochprofessionellen Umfeld bestehen exzellente Voraussetzungen, parallel auch die eigene Elektronik-Linie zu entwickeln und produzieren.

Das Portfolio von Canor umfasst derzeit sechs Komponenten, die vieles gemeinsam haben: den markanten optischen Auftritt, hohe klangliche Ambitionen und – damit einhergehend – eine Vorliebe für Röhren. Somit schließt sich wieder der Kreis zu den oben beschriebenen kleinen osteuropäischen Manufakturen und deren Faible für die Klangmagie der glühenden Kolben. Diese ur-analoge Technik wird von Canor durchgehend verwendet: in Phono-Preamps, Vollverstärkern und selbst bei einem CD-Player wie dem hier vorspielenden Probanden.