Der P-5xe überzeugt in diesem Punkt mit einer massiven Aluminiumbehausung, an der nichts klappert, alle Kanten und Oberflächen der forschenden Hand schmeicheln und deren Proportionen überdies erfreulich stimmig wirken. Dazu die massiven und hochwertigen Buchsen, die vollständige Bedienungsanleitung und der kompetente Service des Münchner Sun Audio-Vertriebs: Ja, hier stimmt einfach alles. Obschon der Ayre nur einem Tonabnehmer Anschluss bietet, gönnt er hier immerhin die Wahl zwischen unsymmetrischer und symmetrischer Verkabelung. Und ein Eingang reicht mir, wie ich im Laufe der Jahre feststellte, völlig aus, da ich doch immer nur mit dem besten derzeit montierten Setup höre und nicht je nach Platte wechsle.

Ohne Adaption läuft nichts

Anpassbar ist der Ayre mit drei verschiedenen Eingangswiderständen, die mit 100, 1.000 und 47.000 Ohm praxisgerecht gewählt sind. Die Anpassung führt mich nun zu dem einzigen Punkt, an dem ich mir etwas wünschen würde: Ich habe es bei der Beschäftigung mit Phonovorstufen beispielsweise von Accuphase, Restek oder Rega schätzen gelernt, wenn man die anliegenden Widerstände bequem über einen Schalter an der Front wählen kann und dafür nicht hinter das Gerät greifen muss. Allerdings wäre das nicht mit Ayre-Boss Charles Hansens Credo des kürzestmöglichen Signalwegs vereinbar gewesen. Nur wenige Zentimeter durchläuft das Signal vom Ein- zum Ausgang.

Eine leichte Unbequemlichkeit muss auf sich nehmen, wer den Verstärkungsfaktor ändern möchte. Dazu öffnet man das Gehäuse und richtet den gewünschten Wert (symmetrisch: 50 dB, 60 dB, 70 dB und unsymmetrisch: 44 dB, 54 dB, 64 dB) über das Umstecken kleiner Jumper auf der Hauptplatine ein. Dies ist natürlich kein Zufall oder gar eine Nachlässigkeit, denn gerade diesen Punkt der Schaltung erachtet man bei Ayre als besonders empfindlich und misstraut daher den an dieser Stelle so gerne eingesetzten DIP-Schaltern. Also nehmen wir diese Umstände auf uns, der beste Klang ist ein würdiger Lohn. Wie so oft hat sich hier eine möglichst hohe Verstärkung ganz zu Beginn der Analogkette bewährt. In meiner Anlage klang es immer körperhafter und vollständiger, wenn ich hier mehr und in der Line-Vorstufe dafür weniger verstärkte.

Symmetrisch oder unsymmetrisch?

Der Ayre-Phonoverstärker ist einer der wenigen Entzerrer, der auch dem Phonokabel symmetrischen Anschluss bietet. Was erst einmal professionell aussieht, wirft natürlich einige Fragen auf. Denn das in einem Tonabnehmersystem generierte Signal ist entgegen immer wieder kursierender Gerüchte nicht symmetrisch. Unsymmetrisch ist es allerdings auch nicht. Des Rätsels Lösung: Wegen des fehlenden Massebezugs ist es weder Fisch noch Fleisch, bietet allerdings die beste Basis für eine symmetrische Signalverarbeitung aller Quellen. Der Vorverstärker schließlich steckt es in eine Schublade, entscheidet durch die interne Signalverarbeitung, was denn nun aus dem gelieferten Signal werden soll. Im P-5xe geschieht die Verarbeitung wie in allen Ayre-Geräten rein symmetrisch. Dies hat – darum ist diese Betriebsart auch in Studioumgebungen die Nummer 1 – unbestreitbar Vorteile, wenn es um Störungsarmut geht. Und das kann bei den kleinen Signalen des Nadeltonverfahrens kein Fehler sein.

Außerdem verzichtet Charles Hansen wie bei allen seinen Verstärkerschaltungen auf eine Über-Alles-Gegenkopplung. Dieser doch sehr audiophile Ansatz steht weltanschaulich im deutlichen Gegensatz zu einer pragmatischen Lösung wie beispielsweise der symmetrischen Signalverarbeitung. Ein solches Entwickeln ohne Scheuklappen zeichnet allerdings Hansens Arbeit seit jeher aus.

Die Kette ist so gut...

Da die Ayre-Phonostufe reinstes High End ist und wir diese Geräte dafür lieben, dass wir mit ihnen das Gras wachsen hören, müssen wir auch in den sauren Apfel beißen und ihnen ein gewisses Maß an Zuwendung angedeihen lassen. Einfach auspacken, anschließen und loslegen ist bei ihnen – und ganz sicher beim P-5xe – nur die halbe Miete. Zunächst einmal braucht der Pre Zeit. Nicht umsonst hat man bei der Konstruktion auf einen Netzschalter verzichtet, das Gerät sollte einfach immer laufen. Denn erst nach einer Woche enteist es seine Tragflächen vollständig, um zu klanglichen Höhenflügen abzuheben. Auf dem Weg dahin müssen wir mit harschen Höhen und einem etwas verklebten Mittenbereich klarkommen, was wir allerdings angesichts der zu erwartenden Genüsse gerne auf uns nehmen. Zudem zeigt der Ayre durchaus, worauf er steht. Die besten, weil ausgewogensten Ergebnisse brachten Ceraball-Füße von Finite Elemente.