Um der immerhin fast 1,15 Meter hohen, aber nur 18 Zentimeter schmalen Standbox genügend Standfestigkeit zu verleihen, ruhen die 28 Kilogramm schweren Säulen auf 24,5 Zentimeter breiten Auslegern aus Stahl. Im Hörraum aufgestellt, machte sich die nuLine sogleich daran, ihr Klangpotential zu demonstrieren. Mit dem Hochtonschalter auf »sanft« klang die 284 in unserem Hörraum am schlüssigsten. Nuberts Lautsprecher zu beschreiben, ist immer ein schwieriges Unterfangen, da das Gros der schwäbischen Schallwandler keine tonalen Vorlieben zeigt, also der Musik auch keinen eigenen Charakter verleiht. Beschreibt man sonst die vielfältigen Wiedergabeeigenschaften eines Lautsprechers und beleuchtet den Klangcharakter von allen Seiten respektive mit unterschiedlichstem Musikmaterial, so reduziert sich die Beschreibung der nuLine 284 auf ein Charakteristikum: Neutralität.

Das klingt im ersten Moment …

… irgendwie nach einem langweiligen Lautsprecher, doch weit gefehlt. Diese kaum hoch genug zu bewertende Neutralität ist es, die eben nicht vom Wesentlichen, nämlich der Musik ablenkt. Einen großen Anteil an diesem Eindruck hat der nicht nur für diese Preisklasse bestens differenzierte Basssektor. Es ist nicht mehr Bass, sondern vielmehr ein deutlich strukturierter Bass zu vernehmen. Damit spielt sich der Tieftonanteil nie in den Vordergrund, sondern integriert sich nahtlos in das musikalische Geschehen. In Verbindung mit der präsenten, klaren, aber nie dominanten Mittelhochtonwiedergabe klingen die nuLine 284 wie aus einem Guss.

Der Tiefgang ist zudem für eine passive Standbox dieses Formats ebenfalls rekordverdächtig. Es ist schon klasse, wie akustischer Bass aus den Boxen fließt – Ton für Ton sauber und konturiert ohne jegliches Dröhnen. Beeindruckend ist neben der fehlerfreien Tonalität auch die Bühnendarstellung. Ab Boxenebene baut sich ein Bühnenbild auf, das sowohl in der Raumtiefe als auch der Breite äußerst glaubwürdig erscheint – wie etwa bei Patricia Barbers »Use Me«. Dieser Mitschnitt zeichnet sich durch einen schönen Live-Charakter aus. Man ist sofort mittendrin statt nur dabei. Auch bei »Touch Of Trash« – klasse die Auflösung der Perkussion und die klar positionierte Sängerin. Selbst bei komplexen Passagen geht hier kein Detail unter.

Anderes Szenario: Bei »Kyrie« auf »Misa Criolla« gibt das Nachschwingen der großen Pauken und des Chorgesangs sehr deutlich den großen Aufnahmeraum wieder. Ebenfalls sehr realistisch eingefangen ist José Carreras. Aus dem Nichts baut sich die imposante Stimme des Tenors in einigen Metern vor dem Hörplatz langsam auf, bis sie ihren unnachahmlichen Charakter erlangt.