Optisch ist das solide Gehäuse bewusst schlicht gehalten; lediglich ein zentraler Knopf regelt die Stromzufuhr und wählt die Geschwindigkeiten. Zu denen neben 33 und 45 auch 78 Umdrehungen zählen – Freunde des Schellacks werden das zu schätzen wissen. Eine solche klare Design-Linie wurde erst möglich, da Magnat dankenswerterweise auf das bei den direktgetriebenen OEM-Basismodellen sonst übliche Diskjockey-»Gedöns« verzichtet hat: keine Drehzahl-Feinregulierung, kein Rückwärtslauf, kein Stroboskop, keine Nadel-Beleuchtung per Lämpchen. Auch neumodische Konnektivität stand nicht im Pflichtenheft: Weder USB-Port noch integrierter Phono-Preamplifier sind Bestandteil des MTT 990. Hier zeigt sich das traditionelle Bewusstsein bei Magnat, wo man weiß, dass dezidierte externe Lösungen in der Regel eine bessere Qualität liefern, die dem ambitionierten Laufwerk auch viel eher entspricht.

Klangqualität im Fokus

Die Optimierungsstrategie von Magnat hat auch beim knapp zwei Kilo schweren Plattenteller gegriffen. Anstelle des üblichen, leider zu oft selbst-»klingenden« Druckguss-Aluminium gängiger DJ-Laufwerke wird hier das hochverdichtete Kunststoff-Material Polyoxymethylen (POM) eingesetzt, welches in seiner Struktur Vinyl ähnelt und das Resonanzverhalten optimieren will. Die Schallplatte darf direkt aufliegen – oder auf eine im Lieferumfang befindliche Filzmatte gebettet werden. In der Mitte des Tellers sitzt die eingepresste Messingbuchse, welche die Verbindung zum Antrieb herstellt. Auf dieser masse-orientierten Laufwerksbasis thront ein Tonarm, bei dem sich die Magnat-Entwickler erneut besondere Mühe gegeben haben. Die Lager des kardanisch aufgehängten Tonarms sind aus Edelstahl gefertigt mit Carbonstahl-Lagerkugeln für dauerhafte Präzision, das Tonarm-Gegengewicht wurde mechanisch entkoppelt. Besonderes Augenmerk haben die hiesigen Ingenieure auf die Innenverkabelung gelegt: Diese stammt vom japanischen Spezialisten Mogami, dessen Edelkabel sonst erst in deutlich höher angesiedelten Preisklassen verbaut werden.

Durch sein längeres Format von 10 Zoll verringert sich gegenüber dem Tonarm-Standardmaß von neun Zoll der Spurfehlwinkel etwas, während sich gleichzeitig die effektive Masse leicht erhöht. Demzufolge gehört der Arm zur mittelschweren/schweren Kategorie, weswegen Magnat vorrangig Tonabnehmer mittlerer bis geringer Nadelnachgiebigkeit empfiehlt. Der MTT 990 wird zwar in einer sofort startklaren Variante inklusive AT 95-Magnetsystem ausgeliefert, ist aber auch in einer um fünfzig Euro preisreduzierten Variante ohne Tonabnehmer erhältlich.

Den Hörtest begann ich zuerst mit dem vormontierten AT 95, welches durch den Analogis Résumé-Phono-Preamplifier auf Line-Pegel gebracht wurde. Schon über diese millionenfach bewährte, grün-schwarze Audio-Technica-Cartridge zeigten sich die Qualitäten, die man von einem guten Direktantrieb kennt: große Laufruhe und Stabilität, gepaart mit Drive und Druck. Positiv fällt auf, wie schnell der Magnat seine stabile Drehzahl erreicht. Hier machen sich die DJ-Wurzeln des Antriebs bemerkbar. Auch lässt sich das Vinyl in alter Diskjockey-Gewohnheit – gerade bei Verwendung der Filzmatte – sicher und geschwind im laufenden Betrieb auflegen und abnehmen. Bei per Riemen angetriebenen oder Subchassis-basierten Laufwerken bin ich da immer etwas vorsichtiger, im Falle des MTT 990 darf mutig zugegriffen werden.