Also schwelgen wir weiter in Musik und haben jetzt mit den Bee Gees eine Menge Freude. »Odessa« ist ein – für Nichtkenner dieser Band wie mich – verblüffend vielschichtiges Album, das mit seiner Geschichte der Besiedelung des amerikanischen Kontinents weit über die Sommer-Sonne-Surfen-Mentalität hinausgeht, die ich den Bee Gees bis dato fälschlicherweise ausschließlich attestiert hatte. Und wieder ist es die unkomplizierte Präsentation, mit der unser kleiner Dual begeistert. Er macht auf seine kompakte und leicht grundtönig sympathische Art schlicht Musik, ohne nach den allerfeinsten Details zu forschen, die in dieser Preisklassen meist doch unintegriert im Raum umherschwirren. Kompliment zu dieser Abstimmung.

Noch eine kleine Anmerkung zu den leisen Nebengeräuschen, die man in den ersten Minuten nach dem Auspacken vernehmen kann: Nach kurzer Zeit hat sich die Mechanik des kleinen Spielers »eingelaufen« und man hört – mit dem Ohr direkt an der Zarge – fast nichts mehr. Und vom Sessel aus ist gar nichts zu vernehmen.

Anspruchsvolles Material

Um den CS 455-1M nun doch einmal richtig auf Herz und Nieren zu prüfen, lasse ich das Vinyl-Erbe meines Freundes für eine Weile außer Acht und bediene mich einiger mir wohl bekannter Scheiben. Wir bleiben in der Oldie-Stimmung, und so lege ich zunächst die Háry-János-Suite von Zoltan Kodály in einer wunderbaren alten Tulip-Pressung der Deutschen Grammophon auf (SLPM 138828) auf. Ferenc Fricsay dirigiert »sein« Radio-Symphonie-Orchester Berlin, und ich bin verblüfft, wieviel Verve der Dual aus dieser Platte extrahiert. Dafür ist auch der recht knackige Grundton zuständig, der die Musik ordentlich voranbringt und gleichzeitig die Defizite im tiefsten Frequenzbereich kaschiert. In den Mitten darüber tut sich eine Menge. Zwar baut der Dual die virtuelle Bühne eher breit als tief auf und verweigert sich so in einem gewissen Maße der beliebten High-End-Übung, »um die Instrumente herum« zu hören. Die Menge der gebotenen Informationen geht aber, wie ein schneller Vergleich zeigt, voll in Ordnung. Wieder gerät dieser Bereich kompakt und griffig, sodass man schnell auf Bögen und Melodien fokussiert, was ja kein Fehler ist – im Gegenteil.