Klangfarben gelingen dem CS 455-1M ziemlich gut, wie er am Beispiel der reichhaltigen Instrumentierung der Háry-János-Suite beweist. Selbst ein schwierig darzustellendes Instrument wie das Cymbalon kommt mit dem ihm eigenen Obertonzauber und Biss. Das hätte ich in dieser Preisklasse wirklich nicht erwartet.

Danach ist ein übler Stolperstein für alle Plattenspieler an der Reihe: Franz Liszts »12 Etudes d'exécution transcendante« in der Einspielung von Claudio Arrau (Philips 6747 412). An den mächtigen Klavierakkorden zu Beginn des Préludes scheidet sich in Sachen Antrieb meist die Spreu vom Weizen. Und so wacker sich der Dual auch schlägt: Im Vergleich zu den sonst hier spielenden, weit teureren Kollegen muss er nun doch ein paar Federn lassen. Der relativ leichte Teller schafft es in Verbindung mit dem sauber und geradeaus konstruierten Antrieb nicht immer, die Töne in aller Klarheit ohne jede Modulation stehen zu lassen. Im langen Ausklingen verändert sich doch bei einigen Akkorden hörbar die Klangfarbe, hier muss der Spieler offensichtlich zu kräftig arbeiten.

Glaubhafte Musikdarstellung

An dieser Stelle möchte ich aber noch einmal den Preis in Erinnerung rufen und zudem feststellen, dass ich bei dieser Aufnahme schon deutlich highendigere Laufwerke schwitzen hörte. Und immerhin löst der Dual auch hier in den Mitten erstaunlich gut auf, wobei er wieder den unteren Bereich bevorzugt und dem Flügel damit ganz nebenbei einen sehr glaubhaften Holzton verpasst. So ist der Wechsel zur »Frau ohne Schatten« von Richard Strauss in der Aufnahme mit Sir Georg Solti und den Wiener Philharmonikern (Decca) auch kein wirklich ernst gemeinter Test mehr. Wie erwartet, entwirft der CS 455-1M ein eher kompaktes Bild des Geschehens, lotet die Dimensionen der virtuellen Bühne nicht bis in die letzten (hintersten) Winkel aus. Immerhin geraten die einzelnen Sängerdarstellungen sehr glaubhaft, was ich in dieser Qualität nach dem schönen Holzton des Flügels fast schon zu vermuten gewagt hatte.

Und der Dual kann noch mit einem weiteren dicken Plus aufwarten: Da er sich nicht in Details verliert und Informationen durchaus griffig serviert, erreicht die Sprachverständlichkeit ein erstaunlich hohes Niveau. Dieser Versuch war allerdings eher akademischer Natur, denn der Dual CS 455-1M ist sicherlich kein Gerät für Analog-Fetischisten, die mit ihm alle Tiefen ihrer LSC- oder SXL-Schätze ausloten wollen, die im Zweifelsfall mehr kosten als der ganze Plattenspieler. Also zurück zu leichterer Kost. Nun dreht sich noch einmal die LP »Tourist« der Lifstyle-Band St.Germain auf dem Teller, und wieder beweist der Dual, dass die lockere und einladend entspannte Musikdarstellung genau sein Gebiet ist. Die Grooves laufen locker durch den Raum, die Basslinien kommen klar und dennoch nicht überbetont, und sämtliche Effekte in den hohen Frequenzbereichen garnieren das Klangbild, ohne auch nur eine Spur zu nerven. Der Dual wagt sich hier schüchtern in schottisches Territorium vor und lässt die Füße mitwippen. Kompliment. Ach ja, bevor ich es vergesse: Für besten Klang bleibt die mitgelieferte Staubschutzhaube natürlich im Karton.