Zunächst mit dem norwegischen Saxofonisten Jan Garbarek im Zusammenspiel mit dem Hilliard Ensemble. »Mnemosyne« – das griechische Wort für Gedächtnis – heißt das Album, das in keiner Plattensammlung fehlen sollte. Für den Test hält »Gloria« her. Exakt positioniert stehen dem Hörer die vier Gesangsstimmen gegenüber. Durch den Kirchenhall wird diese Aufnahme ohnehin groß abgebildet. Doch jetzt beim Hören über die Soulution braucht es dieses Wissen gar nicht. Es ist eine Kirche, das ist deutlich wahrnehmbar.

»Agnus Dei« wird von Garbarek sehr einfühlsam begleitet. Wir kennen diese Aufnahme doch, warum klingt sie jetzt so anders, so intensiv? Zunächst ist es die deutliche Zunahme der Artikulationslaute, die Perfektion im nicht mehr verschwommenen Kirchenhall und die sehr viel intensiveren Klangfarben – wunderbar. Die Abbildungsqualitäten sind so bestechend, dass der reale Eindruck entsteht, mit in dem Gotteshaus zu sitzen. Warum das so sensationell ist? Großen Verstärkern haftet oftmals der Makel an, dass sie »zu schwer zum Gehen seien«. Darunter ist zu verstehen, dass sie zwar extrem laut spielen können, beispielsweise eine Pauke mit voller Wucht abbilden, aber dies auf Kosten verschluckter Details. Hier ist davon nichts zu bemerken. Haben uns die Leistungsdaten vielleicht beeinflusst? Nehmen wir doch mal den Dire Straits-Klassiker »Private Investigations«. Schon der Rauschteppich zu Beginn wirkt gepflegter als sonst – und das ist kein Scherz.

Dann beginnt Mark Knopfler auf seiner Gitarre zu spielen, und die hört sich nun nicht mehr dünn an, sondern verfügt über die diesem Saiteninstrument sehr wohl innewohnende Energie. Er steht zwischen den Lautsprechern klar, konturiert und in der Wirkung dreidimensional. Über das Mischpult ein- und ausgeblendete Instrumente werden schonungslos aufgedeckt, und zwar so, dass die Musik nicht gestört, sondern bereichert wird. Als das Stück bei 3:49 Minuten landet, trauen wir unseren Ohren kaum: Abgrundtief, mit höchster Schubkraft steht der Bass im Raum – das konnte die Revel doch vorher nicht! Von dem fallenden Glas (5:41) und der betätigten Türklinke (5:46) brauchen wir nicht mehr zu berichten – es hört sich an, als ob das alles hier im Hörraum stattfindet.

Soviel lässt sich jetzt schon festhalten: absolute Detailabbildung, perfekte Räumlichkeit und eine Gesamtleistung, die die hohen Erwartungen bei Weitem übertrifft.

Eidgenossen unter sich…

Gehen wir doch mal ein wenig in Richtung Spaß. Da haben die Schweizer mit Yello eine hervorragend geeignete Band. Also wandert das Album »Motion Picture« in den Audionet. Es wird kaum jemand glauben, was die Soulution mit »Get On« veranstalten. Manche Diskothek wäre sicher froh darüber, Bass in dieser Qualität liefern zu können. Wieder überrascht eigentlich die F 52. Denn sie pumpt so tieffrequent, dass man sich an der Bassreflexöffnung den Luftstrom sprichwörtlich um die Ohren wehen lassen kann. Hört man sich anschließend den gleichen Titel mit großkalibrigen High-End-Vollverstärkern an, meint man, nur noch einem Kofferadio zu lauschen. Das bedeutet nicht etwa, dass die Integrierten so schlecht, sondern dass die Soulutions einfach so verdammt gut sind.

Die Performance-Qualität modifiziert das Testprogramm, denn jetzt möchte jeder gerne seine Lieblingsstücke hören, oder am besten gleich die ganze Platte. Also kommt auch noch »Bubbling Under« von Yello dazu. Die Mischung verschiedener Sequenzerlinien mit der Voicevocoder-veränderten Stimme von Dieter Meier wird zum Gesamtkunstwerk. Hatten wir sonst die Wahl zwischen so verschmiert, dass keine Einzelheiten mehr zu hören sind und so fein aufgelöst, dass der Gesamteindruck verloren geht, machen die Soulution in perfekter Synthese beides: Trotz aller Kleinigkeiten bleibt das Ganze ungetrübt erhalten. In der Folge wird klar, wie aufwendig diese Scheibe produziert ist.

Wenn sich der gewonnene klangliche Eindruck bestätigen soll, dann müsste Anna Netrebko unserer Einladung doch folgen, oder? Dann lassen wir die Grande Dame »Sempre Libera« aus Verdis »La Traviata« singen. Dem ersten Eindruck nach können die Soulution mehr als die Sopranistin. Der Eindruck entsteht deshalb, weil an keiner Stelle auch nur minimal der Eindruck entsteht, dass die HiFi-Anlage sich der Grenze nähert. Offen, frei und fernab jeglicher Limitierungen wird die Darbietung in den Hörraum projiziert.

Mit »Ave Maria« erbringen die Soulution-Monoendverstärker den letzten notwendigen Beweis dafür, dass sie die besten Leistungsverstärker sind. Netrebkos Gesang bietet die Kette perfekt dar. Die Koloratur der Stimme wird präzise reproduziert. Man kann es nicht anders sagen, als dass Ehrfurcht vor der wunderbaren Stimme und der perfekten Reproduktion entsteht. Es ist sagenhaft – so hat der Autor in den letzten drei Jahrzehnten noch nie Musik über eine Anlage gehört.

English