Umgänglich in der Kombination

Der Wirkungsgrad von 88,4 dB/w/m liegt in einem für Kompaktlautsprecher sehr respektablen Bereich. Er stellte kein Problem für den hervorragenden, aber nicht unbändig kraftstrotzenden Verstärker Marantz HDAmp 1 dar. Mit im i-fidelity-Labor gemessenen 2 x 110 Watt Sinus konnte dieser den Canton-Kompaktlautsprecher über den ganzen Hörtest hinweg außerordentlich stabil kontrollieren. Das mehr an Leistung, dass der alternativ angeschlossene Arcam A 29 über seine 2 x 170 Watt Sinus bereitstellte, wurde zwar gerne genommen, erwies sich aber als nicht zwingend notwendig für eine lebendige Darbietung. Wohl aber offenbarte der Lautsprecher die speziellen Charaktere der eingesetzten Verstärker: klar und knackig der Marantz, sämig und kraftstrotzend der Arcam.

Die durchweg überzeugende Performance der Top-Boxen aus Hessen rief mein derzeitiges Lieblings-Test-Album auf den Plan bzw. in die Roon-Software: »Into Forever« von Matthew Halsall & The Godwana Orchestra als 24 Bit/88 kHz-File. Über die Reference 9 K wurde das moderne Jazz-Fusion-Werk zum ganz großen Vergnügen. Im Ausklang den leichten künstlichen Hall auf der Trompete, das natürliche Nachschwingen der Cymbals, ein Flirren des Glockenspiels im Panorama - alles transportierten die beiden Lautsprecher mit luftiger Mühelosigkeit. Und wenn der famose Schlagzeuger Luke Flowers bei »The Land Of« zu einem sehr komplexen Drum & Bass-Intermezzo abhebt - die Cantons gehen ohne zu Murren dynamisch mit.  Die logische Folge: der Hörspaß hat mich solange am Sessel festgetackert, bis das komplette Album durchgelaufen war. Bei aller Transparenz und Akkuratesse wirkt hier nichts überzüchtet, sondern echt, selbstverständlich und effektfrei. Diese gelungene Balance zwischen Analyse und Langzeitverträglichkeit ist einer der großen Stärken auch der kleinsten Box der Reference K-Serie von Canton.

Parallelvergnügen

Bei guten Lautsprechern legt sich während der Wiedergabe das Augenmerk oft auf einen besonderen Teilaspekt der musikalischen Darbietung. Doch sehr gute Lautsprecher wie die Reference 9 K vermögen mehr. Sie schaffen es, gleichzeitig auf verschiedene Aspekte zu fokussieren. Die Cantons stellen nicht ein einzelnes Instrument temporär in das Rampenlicht (weil sie gerade diesen Bereich besonders gelungen abbilden können), sondern hier laufen alle Informationen parallel in faszinierender Klarheit. Man kann sich wahlweise an jeder beliebigen Facette ergötzen: beispielsweise dem inspirierten Spiel des Bassisten, dem seidigen Klang der Streicher, der zarten Intonation des Gesanges. Innerhalb der Gesamt-Performance des musikalischen Ensembles ist der gewählte Fokus über die Canton Reference 9 K permanent variabel. Jeder Einzelaspekt lässt sich gleichberechtigt goutieren. Das ist schon die große Schule des Lautsprecherbaus.