Die neue Wertschätzung

Kristiansens Antwort kam einer unglaublichen Überraschung gleich, denn der Stückpreis der Zensor 1 liegt bei gerade 129 Euro (!). Folgerichtig war die erste Preisinformation, die i-fidelity.net bekam, nicht der Stück-, sondern der Paarpreis. Im Klartext bedeutet das: Zensor 1 ist eine klare Kampfansage im Einstiegsbereich, vorausgesetzt sie erlaubt sich in puncto Klangqualität keine gravierenden Schwächen.

Aufgrund ihrer absolut unkritisch verlaufenden Impedanzkurve (siehe i-fidelity.net-Labor) kann die Zensor 1 mit allen handelsüblichen Marken-Verstärkern und -Receivern kombiniert werden. Wir setzten für den Test hauptsächlich den röhrenbestückten Vollverstärker Magnat MA400 ein, der mit seinen klanglichen Qualitäten und seinem Preis von 399 Euro exzellent passte.

Jetzt gibt´s nichts auf …

Die ersten Takte beruhigen das Tester-Herz, ist die Abstimmung doch eher schlank und neutral. Nichts ist zu hören von der in dieser Preisklasse üblichen Attitüde der Autohifi-Bumm-Bumm-Fraktion, mit einem blubbernden Bass die Hand zu reichen. Ihr sei an dieser Stelle schon gesagt, für Euch ist die Zensor 1 nicht gemacht. Wohl eher für den Studenten und andere anspruchsvolle Zeitgenossen, denen das Geld nicht so locker in der Tasche sitzt.

Singt Geoffrey Gurrumul Yunupingu seinen Titel »Bapa«, wird das auch sehr schnell klar: Die Stimme wird sauber zwischen den Lautsprechern abgebildet, die Gitarre ist nahezu exakt in der Klangfarbe mit allerdings leicht hellerem Timbre zu vernehmen. Erstaunlich ist die Fähigkeit der Zensor 1, den Raum abzubilden. Man kann mit den Ohren sehr weit in den Raum »hineinschauen«. Genau diese Fähigkeit kann süchtig machen, bietet sie doch einen Genuss, von dem einige behaupten, dass er erst mit sehr viel größeren Investitionen zu erleben ist.

… sondern etwas für die Ohren

Dann tritt Norah Jones auf und gibt »It's Gonna Be« zum Besten. Uns gefällt die trockene, straffe, allerdings nicht sehr tiefreichende Wiedergabe des Schlagwerks. Klar, der Lautsprecher ist frei im Hörraum positioniert. Tieftonzuwachs lässt sich durch eine wandnahe Aufstellung erreichen. Also ab ins Regal? Nein, noch besser: an die Wand. Siehe da, das Volumen in den untersten Oktaven nimmt zu. Freilich ist die Zensor 1 damit einem ausgewachsenen Standlautsprecher immer noch unterlegen, aber das dürfte wohl jedem einleuchten.

Ihre klaren Stärken entfaltet sie in Sachen Stimmenabbildung und mit kleiner Besetzung. So brilliert sie geradezu bei »We Used To Stand So Tall« von Simone White. Atemgeräusche, Lippenbewegungen und die glockenklare Stimme wirkten so authentisch, dass der hinzukommende Kollege die Zensor 1 gleich nochmals preislich falsch einschätzte, setzte er doch ebenfalls das Doppelte an.