Die durch ein rasantes Rock-Drumming angetriebene Titelmelodie »You've Got Time« von Regina Spektor aus »Orange Is The New Black« pumpen die beiden aktiven Magnat-Lautsprecher ordentlich druckvoll in den immerhin 40 Quadratmeter großen offenen Wohnraum. Auch die anschließende Eröffnungssequenz der Serien-Folge mit sinister sich aufbauenden Synthesizer-Drones, dem Krachen der Zellentüren und atmosphärischem Stimmengewirr wird sehr wirkungsstark, weil detailgenau vermittelt. Genausowenig lässt die im Folgenden zwingend eingeforderte Sprachverständlichkeit irgendwelche Wünsche offen.

Bei dem danach flink via USB angeschlossenen MacBook erscheint die Magnat Magnasphere im Einstellungen-Verzeichnis »Ton« sogleich als Soundkarte. Markieren, iTunes starten, Titel auswählen, Musik – Bingo! Schon mit einem schnöden AAC-File von »Main Thing« aus einer Roxy Music-Remix-EP der jüngeren Zeit sorgen die Magnats für viel Freude, pumpen sie doch die derben Computer-Beats ausnehmend stoisch und kontrolliert in den Raum. Knackig und prall gesellt sich die Basslinie dazu, bis ein beabsichtigt drahtig dargebotenes Piano-Motiv das ideale Setting erzeugt, um Mr. Byron Ferrari mit seinem unvergleichlich öligen Timbre auf die Bühne zu bitten. Obgleich die Magnasphere mit 100 Watt pro Kanal nominell zwar ordentlich, aber nicht überreichlich motorisiert sind, erwecken die Boxen auch bei diesem sehr laut gehörten Dancefloor-Titel nie den Eindruck der Überforderung, sondern lieferten einfach klaglos ab. Dieses Faktum darf man mit Sicherheit einer optimal abgestimmten jeweiligen Anpassung von Chassis und Amp via DSP zuschreiben.

Praktische Details

Im folgenden täglichen Dauereinsatz als Wohnzimmer-Set »Für Alles« fallen dann noch Kleinigkeiten auf, die ein praxistaugliches Gerät auszeichnen. Die Boxen schalten sich mit dem zuletzt genutzten Eingang ein, wenn ein Signal anliegt – und von alleine wieder aus, wenn TV und Rezensent sich in die Nachtruhe verabschieden. Da der Standby-Verbrauch bei 0,5 Watt liegt, darf man sich auch als umweltbewusster Bürger diesen persönlichen Luxus der unmittelbaren Bereitschaft erlauben. Auch schlau gelöst: Sollten am Abend heftige Partypegel über ein bestimmtes Level hinaus gefahren worden sein, regelt sich die Box am Morgen danach selbständig herunter und beginnt mit moderatem Lautstärke-Level. Über ein kleines dreistelliges Display an der Front der Boxen werden der Status, das Volumen beziehungsweise der jeweils aktive Eingang signalisiert. Dass die Farbe »Rot« in der Magnasphere-Welt im Gegensatz zum Rest des Planeten ein Signal für »An« ist – auch daran kann man sich gewöhnen…

Nach diesem sehr überzeugenden Prüfungsergebnis in einem »Real World«-Szenario mussten die Magnasphere 55 in meinem dezidierten Hörraum noch einmal beweisen, ob sie auch in einem audiophilen Stereo-Setting erhöhten Ansprüchen in puncto Klangqualität genügen können. Eine 24 Bit/96 Kilohertz-Datei von »Turn Your Back On Love« aus dem remasterten »Daylight Again«-Album der Herren Crosby, Stills & Nash wurde auch dort sicher verarbeitet und überzeugend dargeboten. Die Präsentation über die Magnats zeigte im Satzgesang ausnehmend genau die jeweiligen Charakteristika der einzelnen Stimmen – ohne dabei die musikalische Gesamtwirkung zu torpedieren. Alle elektrischen Gitarren haben den notwendigen Schmiss, und die Flächenarbeit der Hammond-Orgel im Hintergrund wird differenziert ausgelotet. Insbesondere beim dynamisch gespielten echten Schlagzeug fällt erneut auf, wie trocken und präzise die aktiven Magnat-Boxen die Impulse verarbeiten.

Von den durch intensiven Drogengenuss je nach Standpunkt gebeutelten oder erleuchteten Altmeistern der Hippie-Ära kommen wir nun zu einem Umfeld, dem zumindest diese Art der Bewusstseinserweiterung wesensfremd ist. Auf dem klerikalen Musiktitel »Evening Pray« von Nonnen Van Megen aus der »Absolute Sound Reference«-CD zeichnen die beiden Magnat-Lautsprecher den weitläufigen Kirchenraum sehr glaubhaft nach, sowohl was Breite als auch Tiefe betrifft. Man gewinnt sogar den Eindruck, die hintereinander versetzt stehenden Stimmgruppen-Reihen der Chorsänger heraussieben zu können! Bei dieser weihevoll vorgetragenen Aufnahme erhärtet sich die Erkenntnis, dass die Abstimmung der Magnasphere 55 eher auf der ausgeglichen bis milden, denn auffällig bis scharf akzentuierenden Seite liegt. Das unterstreicht erneut die Alltagstauglichkeit des Magnat-Sets in Hinblick auf einen für alles und jeden zuständigen Dauereinsatz, wo übermäßige Energie im Hochtonbereich schnell leicht zuviel des Guten wird. Zudem liegt die Musik beileibe nicht immer im hochaufgelösten Boutiquen-Format vor; manchmal muss auch nur das 192 Kilohertz-MP3-File vom Handy ordentlich klingen – und das tut es bei gnädiger Abstimmung der Boxen im Zweifel besser. So machen die Magnasphere 55 aus beiden Qualitäts-Extremen immer das jeweils Bestmögliche.