Der Jazz-Trompeter hatte 2009 in der Bostoner Symphony Hall gespielt, in Begleitung des Boston Pops Orchestra und einiger Gastmusiker; unter ihnen Größen wie Dominic Miller, Yo-Yo Ma, Sting und Josh Groban. Die Bella Donna lässt sich bei dieser ausgezeichneten Einspielung von Decca nicht lange bitten und vermittelt die intime Atmosphäre dieser Zusammenkunft mit einfühlsamer und sehr plastischer Spielweise hautnah. Wenn sie sich feinsten tonalen Schattierungen widmet, klingt das hingebungsvolle Agieren der Musiker in jeder Note mit, die Bella Donna führt direkt vor Augen, wie sich Chris Botti in seine Soli vertieft. Dabei trifft sie sowohl die glänzende Strahlkraft seiner Trompete als auch deren dezente Intensität, wenn der Dämpfer aufgesetzt ist, haargenau auf den Punkt. Zugleich kann sie sogar ihre Silhouette andeuten und stattet das Cello von Yo-Yo Ma mit typisch sonorem Charakter aus.

All das findet auf einer glaubhaft dimensionierten Bühne statt, die präzise gestaffelt und taghell ausgeleuchtet ist. Sting und Josh Groban singen jetzt »Shape Of My Heart«, dieser wunderbare Titel ist nur auf der zur Deluxe-Version des Live-Albums gehörenden DVD zu finden. Deren Bild liefert nun kurz eine im Grunde unnötige Bestätigung dafür, dass die räumliche Darstellung der Bella Donna mit dem Geschehen übereinstimmt – zurück zum puren Klangerlebnis. Die Sänger stehen einige Schritte voneinander entfernt, gehen aufeinander zu und nähern sich dann gemeinsam Chris Botti. Die Heco bildet ihre Stimmen selbst während dieser Bewegungen richtig proportioniert mit scharfen Konturen ab und sorgt mit ihrem nuancierten Agieren für Gänsehaut, wenn Sting seine ganze Leidenschaft in »seine« Ballade legt.

Verständnis fürs korrekte Taktgefühl

Leidenschaft ist auch untrennbar mit Makoto Ozone verbunden, der sich als Pianist virtuos zwischen den Welten des Jazz und der Klassik bewegt, sie in seinem Spiel zu etwas Neuem verschmelzen lässt. Das jüngste Beispiel dafür ist das im März 2021 anlässlich seines runden Geburtstags veröffentlichte Album »Ozone 60«. Das darauf enthaltene »Gotta Be Happy« hat er selbst geschrieben – wie auch die sieben weiteren Stücke, die den jazzigen Teil dieses ersten Soloalbums seit dreizehn Jahren bilden. Zu Beginn dieser kontrastreichen Komposition herrscht eine melancholische Stimmung, die bald meditative Züge annimmt, um dann mit energischem Jazz-Rhythmus abrupt aufzurütteln und schließlich einer tänzelnden Melodie den Weg zu ebnen. Die Bella Donna nimmt sich währenddessen angemessen Zeit für die Stille zwischen den Noten, geht rhythmisch agil zu Werke und greift die fließenden Elemente der Melodie mühelos auf. Dabei behält sie bei aller Spielfreude souverän das große Ganze im Blick. Gleichzeitig lässt sie mich die prächtigen Klangfarben des Flügels auskosten, inklusive der untersten Oktaven, und kann tatsächlich auch dessen dynamischen Umfang glaubhaft abbilden.

Angesichts einer derartigen Leistung ahne ich zwar schon, dass diese Kompaktbox auch bei elektronischer Musik über sich hinauswächst, aber die Sorgfalt gebietet natürlich eine Probe aufs Exempel. »Formula« aus der gleichnamigen EP von Charlotte de Witte enthält Synthesizer-Sounds, die das Aufheulen von Rennwagen-Motoren beinahe täuschend echt imitieren, und ist auch ansonsten weniger minimalistisch angelegt als die meisten anderen ihrer Techno-Tracks. Kaum bin ich ordentlich auf das Gaspedal getreten, übertrifft die kleine Heco meine kühnsten Hoffnungen: Sie taugt uneingeschränkt fürs Grobe und schüttelt staubtrockene Beats locker aus dem Ärmel. Bei den mächtigen Bass-Läufen steigt sie nachgerade verblüffend tief in den Frequenzkeller herab, bleibt völlig kontrolliert und differenziert obendrein feine tonale Schattierungen – Hut ab und Glückwunsch an Heco zu diesem rundum ausgereiften Kompaktmonitor!