Die Verstärkung der kleinen Tonabnehmerströme übernahm der zuverlässige Lehmannaudio Decade. Als Erstes rotierte »The Inevitable End« des norwegischen Duos Röyskopp auf dem Teller. Mit »Skulls« macht der Ingenium bereits deutlich, dass er sich nicht mit dem Klassendurchschnitt zufrieden gibt. Er packt in den unteren Oktaven sehr viel beherzter zu, und das bei klarerer Konturiertheit. Zudem arbeitet er die pulsierende Rhythmik zu einhundert Prozent frei heraus, da bleibt nichts in der Rille zurück. Im Gegensatz zur ebenfalls vorhandenen CD klingt das Vinyl organischer, lebendiger.

Der Musik verpflichtet

Wenn Porticos neuer Longplayer »Living Fields« aufliegt, erklingt sphärische elektronische Musik. Dabei öffnen sich weite Flächen im Stereofeld der Lautsprecher, die nirgends an Grenzen stoßen, also ganz anders als das, was oft bei digitaler Kost passiert. Beeindruckend ist die Harmonie in der inneren Struktur der Musik, die nach außen eine geschlossene Hülle aufweist und einmal mehr die Qualität analoger Musikwiedergabe bestätigt. Es wirkt so, als ob sich der Hörer tatsächlich in freier Natur befindet und alles um sich herum unvermittelt erleben kann – und nicht so, als ob er in einem vollklimatisierten Raum sitzt und sich nur Bilder aus der Natur anschaut.

Erstaunlich ist aber das enorme klangliche Vermögen des Laufwerks. Ein Eindruck, der sich mit zunehmender Spieldauer nachhaltig festigt und dem Avid die Pole-Position in dieser Klasse sichert. Unabhängig von der aufgelegten LP ist der Eindruck, dass er vollkommen trägheitslos agiert. Er swingt, spielt leicht und locker auf und bietet damit der abgetasteten Musik die notwendige Freiheit zur Entfaltung. Woran uns das erinnert? An die Eigenschaften unseres siebenmal so teuren Clearaudio Anniversary, der bei allen klanglichen Kriterien zwar die Nase vorne, aber dennoch Schwierigkeiten hat, den Preisunterschied wirksam zu belegen. Da werden die größeren Avid-Laufwerke sicher zu einer großen Herausforderung.

Wenn Banks dann schließlich noch »Begging For Thread« intoniert, weiß auch der letzte Musikhörer sicher, dass Vinyl klangliches Potential besitzt. Die Stimme wirkt so realitätsnah, man kann die teils schnoddrigen Lippenbewegungen genau hören. Keyboards, die im Pegel abrupt variiert werden, kommen tief und druckvoll zur Geltung – das ist purer Genuss. Angesichts der großen Auswahl bei aktuellem Vinyl, der hier gebotenen Klangqualität und der daraus entstehenden Zufriedenheit steht der Entscheidung für einen Ingenium nichts im Wege.