Bass und mehr Bass

Um diesen Vermutungsteller mit mehr Fakten-Fleisch aufzufüllen, kommt »Jah Rule« von Rhythm & Sound auf den Tisch. Die extremen Subbass-Passagen des Dub/Techno-Tracks übermittelt die nuPro ausnehmend satt und maximal tiefreichend. Die Nubertsche Angabe der unteren Grenzfrequenz von 25 Hertz erweist sich hier keinesfalls als Prospekt-Poesie – wir bewegen uns auf Tatsachengelände.
Gleichzeitig stellt der große Aktiv-Speaker die Feinheiten im Produktionsgenius von Rhythm & Sound diffizil dar: Die auf- und abschwellenden Geräuschkaskaden zeichnet er sauber filetiert nach, während die einsame Gitarre einzelne, akzentuierende Licks in einen extrem weit ausformulierten Hallraum sendet. Hier wird deutlich, wo der ursprüngliche Ansatz der nuPro-Reihe herrührt. Dereinst hieß es nämlich im Labor bei Nubert: »Wir bauen einen Studiomonitor.« Die A-700 steht definitiv in dieser Tradition. Sie bildet extrem detailliert, tonal ausgewogen, absolut impulsgenau ab und geht dabei zwangsläufig auch schonungslos mit minderwertigem Sound-Material um. Ein Schönfärber ist die schlanke Klangsäule definitiv nicht.

Tiefenstaffelung & Kohärenz

Also quälen wir uns nicht mit mittelmäßigen Produktionen, sondern greifen zur ausgezeichnet aufgenommenen Gospel-Ballade »Did Trouble Me« von Tom Jones. Bei diesem sparsam instrumentierten Titel präsentiert der Lautsprecher nicht nur das unvergleichliche Timbre des »Tigers« in vollmundigster Form, er demonstriert auch die Dimension des Raumes sehr plastisch. Wenn ab 01:28 ein sympathisch holperndes Schlagzeug irgendwo mit gebührendem Abstand zum Meister hinten den Rhythmus anschlägt, dann überzeugt nicht nur die Tiefenstaffelung der Box, dann schunkelt der Rezensent plötzlich wohlwollend mit. Obwohl dermaßen traditionelle Folklore wahrlich nicht zu den Genres zählt, die im heimischen Plattenregal viele Meter für sich beanspruchen.

Auffällig gerät bei diesem Song auch die Kohärenz der Wiedergabe. Was im kleineren Raum anfangs noch für Stirnrunzeln sorgte, erweist sich hier, bei einem Hörabstand von knapp vier Metern, als perfekt passend. Das Klangbild rastet ein, ich höre keine einzelnen Töne, sondern ich höre sehr glaubwürdig Musik.

Um die Qualitäten des Nubert-Speakers komplett auszureizen, speise ich via MacBook mit Amarra-Player-Software plus USB/SPDIF-Konverter noch ein 24 Bit/96 Kilohertz-Audio-File in den digitalen Koaxeingang der A-700. Beim Klassiker »Fever« wird der betörende Charakter der Stimme von Elvis Presley hinreißend charmant-authentisch dargestellt. Gleichzeitig fällt auf, dass dereinst im Studio bei der Zugabe von Hall nicht gespart wurde – was der besonderen Atmosphäre des Stückes aber zuträglich ist. Die kurzen perkussiven Eruptionen des Schlagzeugers verarbeitet die nuPro A-700 extrem genau und superstraff, während die linksseitigen Fingersnips sehr präsent dargestellt werden. Und bei der ebenso konturenstarken wie rundtönenden Abbildung des »Walking Bass«-Motivs zeigen sich noch einmal aufs Ohrenfälligste einige der Vorzüge dieses extrem tiefbasspotenten Standlautsprechers.