Die CES 2012 war eine Show der Superlative: 3.100 Aussteller, über 1,8 Millionen Quadratmeter Ausstellungsfläche und mehr als 153.000 registrierte Fachbesucher. Laut Veranstalter sind auf der Messe sogar mehr als 20.000 neue Produkte vorgestellt worden. Das liest sich doch alles wie aus dem Bilderbuch. Stutzig wird man allerdings, wenn man sich die Unternehmen anschaut, deren Vertreter die begleitenden Gastreden zum Auftakt der Show hielten. Standen dort früher die Präsidenten und Geschäftsführer von Sony, Panasonic, Samsung und anderen UE-Unternehmen aufgereiht, stellten 2012 Mercedes, Wal-Mart, Intel, Ford, Unilever und Facebook die Redner. Alles anerkannte und bekannte Namen der Unterhaltungselektronik, oder?

Die CES ändert fließend und ohne große kommunikative Anstrengungen ihr Profil. Wenn denn schon der Absatz von Smartphones explodiert und jeder Nutzer eine Facebook-Anmeldung als gleichsam erste Amtshandlung vornimmt, dann ist das ein Geschäft, was sich der Veranstalter CEA (Consumer Electronics Association) ungern entgehen lassen möchte. Das Ergebnis dieser Politik wird direkt in der Central Hall sichtbar, die früher von Firmen wie Panasonic, Toshiba, Samsung, LG und Sony dominiert wurde. Jedes dieser Unternehmen hat spürbar die Standfläche verkleinert, so dass jetzt in dieser Halle auch noch Platz für die Fotounternehmen Canon und Nikon ist. Als störender dürfte sich für die angestammten Unternehmen ausgerechnet die Platzierung des chinesischen Herstellers Haier erweisen, der aus der dritten in die erste Reihe aufgerückt ist. Sichtbares Zeichen dafür, dass der niedrigste Preis scheinbar gerade der einzige Schlüssel für den größten Erfolg ist.

Im Ergebnis verliert der Unterhaltungselektronik-Part der Messe an Kontur. Es mischt sich alles zu einem bunten Einerlei, dessen Attraktivität gegenüber früheren Jahren deutlich eingebüßt hat. Überraschend ist diese Entwicklung insbesondere für den Bildbereich nicht, denn dessen letzte Innovation bestand ja in der Einführung von 3D. Eine Technik, die schon nicht über die Hürde der zu tragende Brille hinwegkommt. Aus purer Verzweiflung werden die meisten TVs jetzt zu Internetgeräten, die sich sogar mit Apps bestücken lassen. Was für eine Innovation soll das bitte sein? Jedes iPhone oder beliebig andere Smartphone bietet die perfekte Bühne für Apps, aber ein Fernseher?

Insbesondere bei den Globalplayern der UE braucht sich folglich niemand der Verantwortlichen darüber zu wundern, dass die Keynote-Redner in diesem Jahr aus der Auto-, IT-, Software- und Supermarktindustrie stammten, legen diese doch innovative, von gesundem Menschenverstand gekennzeichnete Ansätze für den jeweiligen Geschäftsbereich dar. Damit ist die CES dann allerdings unter dem Strich betrachtet doch nicht mehr so gigantisch, wie die eingangs erwähnten Zahlen suggerieren. Denn als Mischung aus den Messen IFA, High End, ISE, CeBit und Internationaler Automobilausstellung betrachtet, ist das als Superlativ gepriesene Resultat nicht mehr als Durchschnitt.

Venetian, die wohltuende Oase

Glücklich schätzen durfte sich demnach, wer die exklusiven High-End-Exponate im Venetian-Hotel anschauen und vor allem anhören durfte. Statt wie in früheren Jahren auch schon vorgekommen ausschließlich auf die Vertriebe und Geschäftskontakte zu schauen und folglich nicht vorzuführen, stand die klangliche Demonstration dieses Jahr im Vordergrund. Wie immer konnte man die Aussteller dabei in drei Gruppen einteilen, Gruppe eins spielte langweilige Musik auf ordentlich klingenden Systemen, Gruppe zwei spielte exzellente Musik auf fragwürdig aufspielenden Anlagen und die dritte und größte Gruppe brachte es fertig, eine gelungene Musikauswahl auf ebensolchen Anlagen zu spielen. Außer Frage steht also, dass sich i-fidelity.net auf den folgenden Seiten in der Hauptsache um die Musikanlagen der letztgenannten Kategorie kümmert.