Nachdem Bowers & Wilkins kürzlich die überarbeiteten »Signature«-Modelle seiner Referenzserie »800« eingeführt hat, profitiert nun auch die preisgünstige Linie »600« von neuen Erkenntnissen. i-fidelity.net hat den besonders kompakten Regallautsprecher 607 S3 zum Test geordert.

Fragt man hierzulande nach hochwertigen Lautsprechern, dann sprudelt fast immer eine Fülle von Namen. Werden bei der Bauart Grenzen eingefügt – beispielsweise nur kompakte Lautsprecher – ändert das am Ergebnis wenig. Selten genug wird dabei jedoch Mordaunt-Short erwähnt, was sich mit der neuen Performance 2 aber ändern dürfte.

Die erste Begegnung, die der Autor dieses Testberichts mit Mordaunt-Short-Lautsprechern hatte, liegt fast drei Jahrzehnte zurück. Damals hatte sich ein Freund eine kleine Anlage gekauft, die aus Thorens-Plattenspieler, Nytech-Vollverstärker und kompakten Mordaunt-Short-Schallwandlern bestand. Mit diesem kleinen High-End-Trio Musik zu hören, bedeutete tiefgehenden Genuss, der bis heute unvergessen ist. Exakte Ortbarkeit, wunderbare Klangfarben, gut dargestellte Details und eine Plastizität bildeten in der Summe das, was unter der Überschrift High End zusammengefasst wird. In den folgenden Jahren, besser Jahrzehnten, tauchte immer mal wieder ein neuer Lautsprecher des englischen Produzenten auf, aber es fehlte allenthalben an der entsprechenden Beachtung.

Mit der Einführung der Performance-Serie änderte sich das. Plötzlich waren sie wieder da, und zum Glück war nichts von den bewährten Tugenden über Bord gegangen. Was mit dem Standlautsprecher Performance 6 begann, kann heute zu einem vollständigen Mehrkanalset erweitert werden. Doch die Performance 2 als rückwärtige Surrounds einzusetzen, käme dem »Perlen vor die Säue werfen« sehr nah. Dieser Lautsprecher ist für beste Stereo-Wiedergabe gemacht.

Was bringt die Performance 2 mit?

Zunächst einmal ein beeindruckendes, weil an eine Skulptur erinnerndes Äußeres. Von unten nach oben und seitlich betrachtet, verjüngt sich das Gehäuse – von bauchig nach schmal. Im Profil erinnert sie an ein Segel, 90°-Winkel gibt es nicht. Die perfekt lackierte Oberfläche ist in den Ausführungen Silber, Schwarz und Grau erhältlich.

Wer würde beim Gehäuse eines solchen Lautsprechers etwas anderes als MDF erwarten? Überraschung: Der Korpus der Performance 2 wird nicht aus Mitteldichter Holzfaserplatte, sondern aus Polymerharz gefertigt – das kostet richtig Geld. Durch Verwendung dieses Materials kann man bei der Gehäuseentwicklung allerdings mit deutlich mehr Varianten arbeiten, so lässt sich beispielsweise die Stärke der Gehäusewände gezielt anpassen.

Mit einem Verfahren, das sich Laserinferometrie nennt, kann man die Oberfläche während der Wiedergabe von Musiksignalen genauestens auf ihr Schwingungsverhalten hin untersuchen. Anpassungen der Materialdicke haben zur Folge, dass das Gehäuse-Resonanzverhalten optimiert werden kann. Mordaunt-Short hat das ursprüngliche Polymer, das bei der Performance 6 zum Einsatz kommt, in der Zusammensetzung leicht verändert, was laut der in London beheimateten Entwicklungsabteilung zu einer weiteren Stabilisierung des Korpus geführt hat.

Hightech unter schöner Hülle

Spätestens mit den Ausführungen zum Gehäuse wird klar, dass Mordaunt-Short mit der Performance 2 keinen Lifestyle-Lautsprecher geschaffen hat. Bei den Chassis setzt sich der Reigen fort. Sieht der 25-Millimeter-Aluminium-Hochtöner von vorne noch normal aus, gibt der Blick auf die Rückseite Rätsel auf. Denn dort durchstößt ein zum Tweeter gehörender Dorn das Gehäuse. Und das ist kein optischer Gag.

Der Hochtöner der Performance 2 strahlt über Röhren unterschiedlicher Länge Schallanteile auch nach hinten ab. Unterschiedlich deshalb, weil eine einzige Austrittsöffnung bei der Reflexion über die Rückwand zu Auslöschungen und Überhöhungen im Frequenzgang führen kann – wahrnehmbar für den Hörer durch Verfärbungen des Klangbilds. Deshalb weist dieser Dorn unterschiedliche Bohrungen auf, wodurch es zu beabsichtigten Laufzeitunterschieden kommen kann.

Innerhalb des Gehäuses ist dieser spezielle Hochtöner physisch isoliert. Er soll bei seiner Arbeit nicht durch vom Tiefmitteltöner verursachte Schwingungen in Mitleidenschaft gezogen werden. Dass es um äußerste Stabilität bei der gesamten Konstruktion geht, lässt sich auch daran ablesen, dass Hoch- und Tiefmitteltöner mit jeweils sechs Schrauben befestigt sind – üblich sind für den Hochtöner vier Schrauben. Die Energie der Chassis soll in die Luft, zum Hörer befördert werden und nicht als Wärmeenergie schon zum Teil am Schallwandler verpuffen.

Perfektion auch im Tiefmittelton

Für den 15-Zentimeter-Tiefmitteltöner setzt Mordaunt-Short ebenfalls eine Eigenentwicklung ein. Besonders stolz ist man auf die markenrechtlich geschützte »Continuous Profile Cone«-Technologie, kurz CPC. Sie soll dafür sorgen, dass das kolbenförmige Schwingverhalten der Membran unabhängig vom Grad der Auslenkung erhalten bleibt. Torsionsbewegungen werden dadurch wirkungsvoll unterdrückt.

Der Korb ist ebenfalls eine Neuentwicklung. Kein Wunder, dass auch bei seiner Entwicklung Steifigkeit und Resonanzarmut an oberster Stelle auf der Prioritätenliste standen. Die Schwingspule ist aus Titan gefertigt. Sogar bei den Anschlussdrähten wurde Gewicht eingespart, um eine schnellere und präzisere Bewegung zu ermöglichen. Ins Innere des Gehäuses abgestrahlte Frequenzanteile werden über die Bassreflexöffnung nach außen befördert.

Die richtigen Weichen stellen

Die Frequenzweiche der Performance 2 ist mit edlen, teils sehr teuren Bauteilen englischer und deutscher Herkunft bestückt. Bei der Auswahl der Widerstände und Kondensatoren achteten die Entwickler besonders auf ein hohes Maß an Verzerrungsfreiheit. Neben den exakten Messungen sind auch die Erfahrungen umfassender Hörtests berücksichtigt worden. Die Weiche ist so aufgebaut, dass Single- und Bi-Wiring möglich sind.

Beim Blick auf das Anschlussfeld packt einen im ersten Moment das Entsetzen: Können an einen so tollen Lautsprecher tatsächlich keine Bananenstecker angeschlossen werden? Einer Bischofsmütze gleich verjüngen sich die Überwurfmuttern zu ihrem hinteren Ende hin. Erst genaues Hinsehen offenbart, dass sich an der Spitze der »Mütze« die Öffnung für Bananas befindet – Glück gehabt.

Vorbereitung zum Hören

Für die Perfomance 2 gibt es passende Füße, deren Verwendung sich auch empfiehlt. Nicht nur, weil sie optisch passen, sondern weil sie Teil des Konzepts sind. In jedem Fall sind Spikes in die Bodenplatte einzusetzen, da sie das Gehäuse an den Untergrund akustisch ankoppeln.

Für den Hörtest standen der SACD-/CD-Player Marantz SA-K.I. Pearl und der Audionet SAM G2 bereit. Als Lautsprecherleitung setzten wir das mittlerweile bewährte HMS Concertato ein. Allerdings mussten wir bis zum ernsthaften Hören einige Zeit verstreichen lassen: Mordaunt-Short empfiehlt eine Einspielzeit von rund 100 Stunden, und diese Vorgabe können wir bestätigen. Nachdem der Lautsprecher rund 120 Stunden auf dem Buckel hatte, optimal im Hörraum aufgebaut war, stand den Tests nichts mehr im Wege.

Kleiner Lautsprecher – große Räume?

Eigentlich darf man es der Performance 2 gar nicht zumuten, aber wir platzierten sie zuerst in einem Raum, der über 50 Quadratmeter misst. Erstaunlich ist von der ersten Sekunde an, wie gut sich das klangliche Geschehen von den Lautsprechern löst. Von klassischer Stereo-Basis kann nicht die Rede sein. Denn was die Performance 2 mit »Le Jazz Et Le Gin« von Coralie Clément bietet, sind drei Dimensionen: Die Interpretin steht exakt dort, wo sie hingehört: im Zentrum. Das sie begleitende Saxophon einige Meter dahinter. Das Klavier ist seitlich platziert. Kurz, man kann die Musiker mit den Ohren »sehen«.

Was bei Coralie Clément noch nicht so richtig auffiel, arbeitete dann Joss Stone heraus. Bei »You Had Me« sollte ein tiefer, konturierter Bass den Hörraum füllen. Dass die Mordaunt-Short bei dieser Raumgröße damit Schwierigkeiten hat, ist nicht verwunderlich. Also wird sie ruckzuck in einen zweiten Hörraum verfrachtet, der rund 22 Quadratmeter groß ist.

Handwerkliches Geschick führt zum Erfolg

Siehe da, nach einigem Hin- und Herrücken standen die aparten Lautsprecher rund 44 Zentimeter vor der Wand. Mit Unterstützung der Rückwand stellte sich dann das eben noch vermisste Tieftonfundament nahezu vollständig ein. Mit anderen Worten, die Performance 2 spielt in Räumen dieser Größe mit dem notwendigen Druck.

Mit »Pra Dizer Adeus« von Till Brönner kehren Erinnerungen zurück, so gut kann Musik über eine HiFi-Anlage klingen. Denn es sind nicht korrekte Klangfarben, exaktes Timing, Räumlichkeit und die genaue Ortung, die hier alleine die Erlebnisqualität ausmachen, sondern es ist die Atmosphäre, die so unverblümt in den Hörraum übertragen wird. Das ist eine Qualität, die nur wenige Lautsprecher wirklich beherrschen!

Natürlich macht das Lust auf mehr. Zu den musikalisch unterschätzten Bands gehören sicher auch die »Kings Of Convenience«, deren Song »Renegade« zeigt, was diese Kette kann. Jedes Detail der Gitarren ist in der Wiedergabe vorhanden, ohne die Sicht aufs Ganze zu versperren. Die mit ordentlich Hall aufgenommene Stimme ergänzt das Saitenspiel perfekt. Musik auf diese Art und Weise genießen zu können, ist Antriebsfeder unseres Handelns.

»The House« heißt das neue Album von Katie Melua. Zwölf gelungene Titel auf einer CD – das kommt auch selten vor. Mit »Tiny Alien« zeigt die Performance 2 in vier Minuten und 36 Sekunden, was in ihr steckt. Das Klangbild ist weiträumig, offen und klar. Diese Eigenschaften werden nicht auf Kosten eines Präzisionsverlusts erreicht.

Die zum Vergleich hinzugezogene KEF XQ 20 löst dieses Stück ebenfalls hervorragend auf. Allerdings faltet sie das Klangbild dabei kompakter zusammen, vergleichbar mit den schwarzen Balken, den Sie vom Fernsehapparat kennen. Beim Zurückwechseln auf die Mordaunt-Short sind die Begrenzungen nicht mehr hörbar. Die Performance 2 macht im Grunde genommen nur eines: Musik.

mit Heiko Panzer, Produkt-Manager Marantz/Mordaunt-Short.


i-fidelity.net:   Herr Panzer, Ihr Vertrieb bietet Mordaunt-Short in Deutschland an. Nach unserer Einschätzung hat diese etablierte Marke in letzten Jahren eher im Einsteigerbereich mit Mehrkanalsets für Umsätze gesorgt. Umso überraschender ist jetzt das klangliche Potential der Performance 2. Geht es wieder zurück in Richtung High End?

Heiko Panzer:   Die hochwertige Performance-Serie bildet seit Jahren die Entwicklungsbasis auch für die erfolgreichen Einstiegsprodukte aus dem Hause Mordaunt-Short. Die bei den Händlern sehr beliebte Avant-Serie, deren direkter Nachfolger, die Aviano-, aber auch die Mezzo-Serie, profitieren natürlich von der Entwicklungstiefe der Performance, deren Potential vielleicht ein wenig unterschätzt wurde und jetzt mit der schicken, sehr spielfreudigen Performance 2 eine tolle Erweiterung findet.


i-fidelity.net:   Können Sie uns etwas zu den technischen und optischen Entwicklungsansätzen der Performance 2 sagen?

Heiko Panzer:   Die Performance 2 kombiniert außergewöhnliche Klangqualität mit eindrucksvollem, modernem Styling. Die innovative Gehäuseform bietet eine Symbiose aus Dämpfung, Isolierung und Steifigkeit und besticht dennoch durch ihre wirklich überzeugende Ästhetik. In diesem Gehäusen finden sich ein eindrucksvolles Angebot an Treibern, einschließlich eines sehr speziellen Hochtöners. Der mit seinem verlängerten metallischen  Diffusor – dessen Form durch komplexe, akustische Prinzipien definiert wurde – buchstäblich »atmen« kann, was zu offenem Klang mit großartigem Detailreichtum führt.
Dieser Hochtöner wird durch Aluminium-Treiber ergänzt. Deren ununterbrochene, konische Aluminiumoberfläche garantiert eine exzellente Steifigkeit und damit eine minimale Verformung. Die klaren Linien der CPC-Treiber bilden die Grundlage für ihre hervorragende Audio-Reproduktion.


i-fidelity.net:
  Wird dieser Lautsprecher bei allen Mordaunt-Short-Händlern zu hören sein und sollte das nicht der Fall sein, wo kann man diesen Ausnahmelautsprecher dann anhören?

Heiko Panzer:
   Viele Marantz-Fachhändler sind auch Mordaunt-Short-Partner, das Vertriebsnetz für die P2 ist allerdings noch im Aufbau und darf gerne noch wachsen. Zu den ersten Performance 2-Händlern zählen EP: Seyfarth in Altenburg, SG-Akustik in Karlsruhe sowie das TonArt-Studio in Osnabrück.


i-fidelity.net:
  Wird die klangliche Abstimmung von Mordaunt-Short-Lautsprechern ausschließlich in England vorgenommen?

Heiko Panzer:   Die Entwicklungsarbeit erfolgt seit über 40 Jahren in England, dort liegen die Wurzeln der Technologien bis hin zur Serienreife einer Lautsprecherserie. Einige der Produkte werden aber auch in enger Abstimmung mit den Fachleuten bei Marantz finalisiert. Durch die vertriebliche Nähe fließen über diesen Weg unsere Erfahrungen mit den Anforderungen des HiFi-Marktes in die Entwicklung ein.

Laborkommentar

Die Mordaunt Short Performance 2 machte auch bei den akustischen Messungen eine gute Figur. Allenfalls die leichte Spitze bei 2 Kilohertz (die auch im Wasserfall als Resonanz erkennbar ist) fällt auf. Ansonsten ist die Performance 2 im Raum gemessen breitbandig und ausgewogen, die Impedanz sinkt erst bei höheren Frequenzen unter die 4-Ohm-Marke.

Konstruktion:   2-Wege-Bassreflex

Bestückung:   1 x 25-Millimeter-Hochtonkalotte, 1 x 15-Zentimeter-Tief-Mitteltöner
Impedanz:   4 Ohm
Frequenzweiche:   bestückt mit Filtern 2. Ordnung (12 dB)

Abmessungen (B x H x T):   24 x 49 x 37 Zentimeter
Gewicht:   12 Kilogramm / Stück

Ausführungs-Varianten:   schwarz, grau, silber

Garantie:   5 Jahre

Paarpreis:   3.000 Euro

Standfüße für P 2:   500 Euro / Paar

Mordaunt-Short-Vertrieb

Marantz Deutschland
Division of D&M Germany GmbH
Hakenbusch 3
49078 Osnabrück

Telefon: 05 41 / 4 04 66 - 0
Fax: 05 41 / 4 04 66 - 66

E-Mail: info@marantz.de
Internet: Mordaunt-Short-Website.

Die Mordaunt-Short Performance 2 sind klasse Lautsprecher: Ästhetisch, technisch innovativ, bestens verarbeitet und höchstes Wiedergabeniveau bietend, sollten sie den Status eines Geheimtipps schnellstens verlieren. Damit diese akustische Leistung abrufbar wird, sollte der Hörraum nicht allzu groß sein und die vorgeschaltete Kette fehlerfrei spielen. Dann gilt es, den richtigen Abstand zur Rückwand zu bestimmen. Ist das getan, steht einer musikalischen, klanglich beeindruckenden und realistischen Wiedergabe nichts mehr im Wege. Die Performance 2 ist ab sofort Arbeitsgerät der Redaktion und erste Wahl bei Vergleichstests kompakter Lautsprecher – auch wenn sie dafür eigentlich viel zu schade ist!   Olaf Sturm

Mordaunt Short Performance 2
Paarpreis: 3.000 Euro
Garantie: 5 Jahre
 
Standfüße: 500 Euro/Paar
überragend
gut
sehr gut
sehr gut

TEST

Lautsprecher:
Mordaunt-Short Performance 2
Autor:
Olaf Sturm
Datum:
05.07.2010
Hersteller:
Mordaunt-Short