Nachdem Bowers & Wilkins kürzlich die überarbeiteten »Signature«-Modelle seiner Referenzserie »800« eingeführt hat, profitiert nun auch die preisgünstige Linie »600« von neuen Erkenntnissen. i-fidelity.net hat den besonders kompakten Regallautsprecher 607 S3 zum Test geordert.

Die 513 ist das größte der drei kompakten Modelle im Chrono-Kosmos von Canton. Wie die gesamte Serie ist sie mit einem Alu-Mangan-Kalottenhochtöner bestückt, welcher bis weit über den menschlichen Hörbereich hinaus agieren soll: 40.000 Hertz lautet die ambitionierte Ansage des Herstellers. Die aus Aluminium bestehende Frontpartie des Tweeters wurde speziell geformt, um gemäß eines Waveguide den Abstrahlradius zu harmonisieren und zu erweitern. Als Tiefmitteltöner fungiert in der Chrono 513 ein 180-Millimeter-Aluminium-Treiber, der auf eine rückwärtige Reflexöffnung arbeitet. In Verbindung mit dem für einen Regal-Lautsprecher recht stattlichen Gehäusevolumen darf man durchaus eine erwachsene Bass-Wiedergabe erwarten, die laut Hersteller bis 33 Hertz hinabreichen will.

Beide Chassis werden von Diamond-Cut-Aluminium-Ringen umrahmt, die nicht nur visuell besondere Wertigkeit vermitteln, sondern auch der mechanischen Stabilität dienen, was sich bei hohen Pegeln bewähren sollte. Der gediegene optische Eindruck vermittelt sich weiter durch eine Hochglanz-lackierte Frontpartie, die einem aus HDF gefertigten Korpus vorsteht, der entweder mit strukturierter weißer oder schwarzer Dekorfolie ummantelt wurde.

Die Rückseite der Lautsprecherbox wird von dem fünf Zentimeter durchmessenden Bassreflexrohr angeführt, zu dem sich ein schmuckloses, aber funktionales Single-Wiring-Anschlussfeld gesellt. Einige andere Marken bieten in diesem Preissegment zwar die Möglichkeit zum Bi-Wiring, aber meiner Auffassung nach liegt Canton hier konzeptionell richtig(er). Einerseits ist es immer besser, bei limitiertem Budget ein hochwertiges anstelle zweier mäßiger Kabel zu verwenden. Andererseits können die durch das einfach ausgelegte Anschlussfeld frei gewordenen Mittel anderenorts besser verwendet werden. Denn gerade im Fall von recht preiswerten Lautsprechern müssen Entwickler mit jedem Kleinstbetrag rechnen. Alles, was sie an akustisch Nachrangigem und/oder am repräsentativem Äußeren einsparen, kann dort verwendet werden, wo es sich klanglich hörbarer auszahlt – bei Treibern und Weiche.

Um das letztendliche Ergebnis dieses schwierigen Abwägungsprozesses bei der Konzeption herauszufinden, landen die beiden Schallwandler im Hörraum auf je einem 60 Zentimeter hohen Standfuß aus Metall. Rückwärts und seitlich wird ein Wandabstand von rund einem Meter beziehungsweise 1,40 Meter eingehalten. Ein kompakter Lautsprecher wie die Chrono 513 kann natürlich auch gut und gerne in einem Regal oder auf einem Sideboard betrieben werden, ihre beste Performance jedoch erreicht sie am ehesten bei freier Platzierung auf einem entsprechenden Ständer. So entfallen die Klangqualität mindernden Einflüsse vor allem der Wände. Canton selbst empfiehlt die eigenen Standfuß-Modelle LS 650 oder LS 660, die sich vor allem durch ihre Gestaltung unterschieden. Die Höhe bleibt gleich: 60 Zentimeter.

Grundsätzlich gilt: Versuchen Sie, die eigene Ohrhöhe mit der Position des Hochtöners in Einklang zu bringen, während Sie sich auf Ihrem bevorzugten Hörplatz befinden. Durch den Waveguide des Kalottenhochtöners strahlt die Canton-Box zwar naturgemäß breiter ab und verzeiht auch suboptimale Situationen leichter, jedoch hat es noch nie geschadet, auch auf die kleinen Details zu achten, um das beste Klangergebnis zu erzielen.

Dergestalt positioniert konnte die Chrono 513 schon beim Test der McGee-Kombination Legend/CD-M1 durch die Fähigkeit überzeugen, den speziellen Charme des Hybrid-Verstärkers eindeutig offenzulegen. Da der McGee Legend aufgrund seiner Röhrenbestückung in der Vorstufe einen gewissen (und beabsichtigten) leicht einschmeichelnden Wohlklang-Faktor nicht verleugnen kann, wechsle ich zur nüchternen Einschätzung der Canton-Lautsprecher lieber auf den Marantz HD-Amp1. Dieser Verstärker ist jeglichen Geschmackscharakters unverdächtig und wandelt strikt auf dem Pfad der tonalen Neutralität.

Klare Kontrolle

Bei »Burn«, dem ersten Song des letzten Nora-Jones-Albums, zeigt der Canton-Lautsprecher gleich, dass der 18er-Tieftöner durchaus beherzt zur Sache gehen kann – was er auch muss, denn die leitmotivische Kontrabass-Figur von John Patitucci erfordert sowohl einen gewissen Punch als auch die unbedingte Fähigkeit zur sicheren Kontrolle der Tiefton-Ereignisse. Denn wenn ein Schallwandler hier in Sachen Präzision verliert und zum schwammigen Verwaschen neigt, wirkt es sich gleich negativ auf den Eindruck des gesamten Klangbildes aus. Diesbezüglich darf aber Entwarnung gegeben werden – die Chrono 513 hat es im Griff. Das ist auch bitter nötig, denn in diesem eher dunkel timbrierten Titel spielt sich viel in benachbarten Frequenzbereichen ab. Das wunderbare Sopransaxophon von Wayne Shorter schleicht sich mit einem sehr holzigen Timbre Schritt für Schritt in den Vordergrund, während der Canton-Lautsprecher Brian Blades kleinteilige, permanent wirbelnde, den Song grundierende Trommel-Figuren sauber erkennbar als einzelne Elemente heraussiebt. Und auch der Gesang von Madame Jones klingt genau richtig – im besten Sinne irgendwo zwischen beabsichtigt schläfrig und entrückt traumwandlerisch.

Die Bläsersätze auf der darauf folgend abgespielten HiRes-Datei von Don Ellis' »Whiplash« belegten, dass die Chrono 513 auch dynamisch zu den leichtfüßigen Vertretern gehört und die sehr zackig agierenden Instrumente mit dem gewünschten Schwung und der beabsichtigten Präsenz übermitteln kann. Diesbezüglich sensible Gemüter mögen eine (zu) ausgeprägte Spritzigkeit konstatieren, aber hier ist der persönliche Geschmack der Bezugspunkt, nicht ein vermeintliches Richtig oder Falsch.

Wandnähe? Okay!

Klangliche Akzentuierungen und Anpassungen lassen sich aber auch sehr gut über die Aufstellung regeln, zum Beispiel den Grad der Einwinkelung oder der Position im Raum. In meinem Fall habe ich als Reaktion auf das eben Gehörte den Abstand der Boxen-Rückseite zur Zimmerwand deutlich verringert – auf nur noch 30 Zentimeter. Danach spielte der antreibende Basslauf in diesen Musiktitel mit mehr Körper und bot so einen guten Ausgleich zu den überaus agilen Brass-Arrangements des Songs. Trotz rückwärtiger Reflexöffnung blähte die Tiefton-Wiedergabe nicht ungebührlich auf und ging ihrer Genauigkeit keinesfalls verlustig, sodass ich diese relativ wandnahe Position der Kompaktboxen auch für einen Trentemöller-Track beibehielt.

Bei »Nightwalker (Original Mix)« aus dem Album »The Last Resort« werden massive Synthesizer-Bässe angefordert, welche die Chrono 513 durchaus substanziell liefert. Auch die wuchtig geradeaus schlagende dominante Kickdrum kommt mit sattem Körper ins Haus. Derartige Grobdynamik verarbeitet der Lautsprecher absolut klaglos. Darüber öffnet er jene speziellen weitläufigen Hallräume inklusive der sich verjüngenden mäandernden Delay-Ketten, die diesen Track unter anderem auszeichnen. Auch die knisternden digitalen Effekte erhalten über die 513 die nötige anspringende Knusprigkeit. In Anbetracht von Preis und Größe der Box kann man dem Canton-Modell bei der Verarbeitung dieses Techno-Dub-Meisterwerks eine sehr respektable Leistung attestieren.

So gut die beiden Chronos in meinem Hörraum von 25 Quadratmetern auch aufspielten, ein Kompaktformat hat seine natürlichen Lebensräume. Das bestätigte sich wieder einmal, als ich die Boxen kurzzeitig in das fast doppelt so große Wohnzimmer verfrachtete. Hier wurde schnell deutlich, dass viele positive Eigenschaften des Lautsprechers zwar erhalten bleiben, die Vollmundigkeit der Basswiedergabe aber letztlich an ihre Grenzen gerät. Insofern qualifiziert sich die 513 dezidiert für einen Einsatz in kleinen bis mittleren Räumen, wo sie ein umfassendes Klangspektrum abdeckt. Da Canton die Chrono-Serie mit begleitenden Standlautsprechern, kleineren Regalboxen und einem Center sehr breit aufgestellt hat, kann ich mir die Chrono 513 auch sehr gut als Bestandteil eines ambitionierten Heimkinos vorstellen.

Lautsprecher Canton Chrono 513

Impedanzminimum:   4,3 Ohm @ 174 Hz

Nennimpedanz (± 20% Toleranz):   4 Ohm

Empfindlichkeit:   89,0 dB (2,83 V / 1m; 500-5.000 Hz)

Hersteller:   Canton

Modell:   Chrono 513

Kategorie:   Kompaktlautsprecher

Paarpreis:   698 Euro

Garantie:   5 Jahre

Konstruktionsprinzip:   Zweiwege-Bassreflex

Bestückung:   1 x 25-Millimeter-Aluminium-Mangan-Kalotten-Hochtöner, 1 x 180-Millimeter-Aluminium-Tiefmitteltöner

Terminal:   Single-Wiring

Ausführungen:   Schwarz Hochglanz (Front) / Struktur-Dekorfolie (Korpus), Weiß Hochglanz (Front) / Struktur-Dekorfolie (Korpus)

Abmessungen (B x H x T):   19 × 36 × 27 Zentimeter

Gewicht:   8 kg

 

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Am Beispiel der 513 zeigt sich: Auch in der dritten Generation bleibt die Chrono-Serie von Canton eine sichere Nummer für den ambitionierten Aufsteiger. Der recht große Kompakt-Lautsprecher stellt eine Bereicherung für jedes Stereo-Setup der gehobenen Qualitätsklasse dar. Die Preisgestaltung ist einfach unverschämt gut, die qualitative Entsprechung jedoch orientiert sich erfolgreich an den teueren Linien des Hauses. Es gilt weiterhin die erfreuliche Erkenntnis: Chrono steht in der Canton-Welt als Synonym für ein Spitzen-Preis/Leistungsverhältnis.   André Schwerdt

Canton Chrono 513
Paarpreis: 698 Euro
Garantie: 5 Jahre
sehr gut
gut - sehr gut
gut
sehr gut
sehr gut

TEST

Lautsprecher:
Canton Chrono 513
Autor:
André Schwerdt
Datum:
18.09.2017
Hersteller:
Canton