Nachdem Bowers & Wilkins kürzlich die überarbeiteten »Signature«-Modelle seiner Referenzserie »800« eingeführt hat, profitiert nun auch die preisgünstige Linie »600« von neuen Erkenntnissen. i-fidelity.net hat den besonders kompakten Regallautsprecher 607 S3 zum Test geordert.

Wer bitteschön, verbirgt sich denn hinter Bluesound? Ist das wieder eine dieser Computer-Unternehmungen, die plötzlich meint, als HiFi-Hersteller auftreten zu müssen, nur weil sie in der Lage ist, mit Netzwerktechnik umzugehen? Ich war vor diesem Test sehr skeptisch, da ich bislang in puncto Klang nur mit Streaming-Geräten klargekommen bin, die von etablierten HiFi-Herstellern kamen. Meine Recherche hat dann aber ergeben, dass Bluesound in Deutschland von Dynaudio vertrieben wird, und das ist schonmal nicht die schlechteste Referenz. Als ich dann auf der Bluesound-Webseite gelesen habe, dass viele der maßgeblichen Köpfe schon seit den 70er-Jahren bei NAD Musikmaschinen entwickelt haben, war mein Interesse geweckt. NAD, das waren die Jungs, die für überschaubares Geld immer sehr guten Klang geliefert haben – sozusagen High End zu HiFi-Preisen. Können diese erfahrenen Profis auch modernes Digital?

Nach dem Auspacken des in Weiß gehaltenen Geräts stellte sich bei mir eine erste Assoziation ein, die so gar nichts mit HiFi zu tun hat, denn mich erinnerte der Vault 2 mit seinen klaren Linien und den abgerundeten Ecken an die Häuser von Hans Scharoun in der Stuttgarter Weißenhof-Siedlung beziehungsweise an die Wohnstadt Carl Legien von Bruno Taut im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg: Kein Schnick-Schnack unterbricht diese strenge Optik, das ist »Form Follows Function« in seiner schönsten Ausprägung. Und das bei einem HiFi-Baustein der preislichen Mittelklasse mit einer Kantenlänge von 22 und einer Höhe von gerademal 9 Zentimetern. Als bekennender Bauhaus-Fan hat mich dieses Gerät optisch natürlich sofort für sich eingenommen. Dieses Design lässt sich aber nur erreichen, indem man ein Slot-In-Laufwerk verwendet und die Bedienung des Gerätes auslagert beziehungsweise die rudimentären Steuerfunktionen mit berührungsempfindlichen Flächen auf der Oberseite des Musikservers realisiert.

Um den Vault 2 komfortabel bedienen zu können, ist ein Tablet, auf welchem die Bluesound-App installiert wurde, oberste Pflicht. Die App verdient denn auch großes Lob. Mit ihr kann man nicht nur ein einzelnes Gerät, sondern alle im Haushalt befindlichen Bluesound-Komponenten steuern oder zu Gruppen verknüpfen, um die Musik in verschiedenen Räumen zu hören oder um sich in jedem Raum seine eigene Musik zu gönnen. Die Musik kann aus dem Web – vier verschiedene Internetradio-Anbieter sind vorinstalliert –, von den gängigsten Online-Musikdiensten oder von der internen Festplatte kommen. Der Vault 2 verfügt über eine interne 2-TB-Festplatte, die man mit gerippten CDs, übers Netzwerk vom Computer oder mit Downloads von den Online-Musikdiensten füttern kann. Als Freund physischer Tonträger ist für mich natürlich die Ripping-Funktion des Vault 2 ein gewichtiges Argument.

Diese Funktion ist beim Vault 2 hervorragend umgesetzt, und das hätte ich einem Gerät für rund 1.300 Euro so nicht zugetraut. Über die App wird der Dateityp ausgewählt (MP3, AAC, FLAC, WAF, AIFF), mit der die ausgelesene CD auf der Festplatte verewigt werden soll. Danach heißt es nur noch CD ins Laufwerk stecken und die Maschine arbeiten lassen. Das funktioniert perfekt, der Vault 2 holt sich die Metadaten zur jeweiligen CD aus dem Netz und verknüpft die Daten. Den Erfolg des Rippens kann man sofort auf dem Tablet nachvollziehen. Das Cover und der Inhalt der CD werden in guter optischer Qualität angezeigt, und sollte das Auslesen der Metadaten einmal nicht klappen (was nur bei Exoten oder Veröffentlichungen im Eigenverlag passiert ist), kann man die Daten ganz einfach am PC nachbearbeiten: Browser öffnen, die ID des Vault 2 eingeben und voilà, der Bearbeitung steht nichts mehr im Wege. Und wenn man einen Stapel CDs neben den Vault 2 legt und beim Vorbeigehen immer wieder die nächste Scheibe einlegt und sie rippt, verschwinden in einer überschaubaren Zeit ganze CD-Sammlungen auf der integrierten Festplatte.

Kompliziertes einfach gemacht

Was den Bedienkomfort anbelangt, ist der Vault 2 also schonmal ganz nach meinem Geschmack – ich will ja Musikhören und mich nicht mit Unzulänglichkeiten von digitalen Gerätschaften herumschlagen.

Apropos Musikhören. Bevor man sich der Musik über den Bluesound Vault 2 hingeben kann, muss dieser natürlich erst einmal mit Strom, Netzwerk und der HiFi-Anlage verbandelt werden. Auf der Rückseite befinden sich alle nötigen Anschlüsse für dieses Unterfangen. Über den LAN-Anschluss wird der Vault 2 mit dem Netzwerk verbunden. Ich bin es jedoch gewohnt, Netzwerkspieler über das WLAN zu verbinden, da ich nicht auch noch Netzwerkkabel in meinem Hörraum verlegen will. Beim Vault 2 habe ich indes vergeblich versucht, über WLAN einen Zugang zum Gerät zu finden – bis mich der Produktmanager von Dynaudio darüber aufklärte, dass man auf dieses Feature ganz bewusst verzichtet habe: Das Gerät ist in der Lage, Digitaldaten bis 24 Bit/192 Kilohertz zu verarbeiten, und da man dem WLAN einfach nicht zutraut, diese Daten fehlerfrei zu übertragen (Highres-Streaming wird ja immer populärer), hat man lieber gleich darauf verzichtet. Hier haben wir ihn wieder, den bewährten Ansatz aus der NAD-Ecke: einfach auf alles zu verzichten, was dem guten Klang nicht wirklich zuträglich ist.

Der Vault 2 bietet sein Signal trotz des integrierten, hochauflösenden Wandlers auch in digitaler Form an, um auch einem externen D/A-Wandler diese Aufgabe übertragen zu können. Dieses Feature sollte dem Vault 2 noch zu großer Ehre gereichen, aber dazu später mehr. Für den Netzanschluss stellt der Bluesound eine Euro-Buchse zur Verfügung, die es jedoch schwer macht, ein vernünftiges Netzkabel anzuschließen. Wie jedes andere HiFi-Gerät profitiert aber auch der Vault 2 klanglich sehr von einem vernünftigen Stromversorgung. Zum Glück gibt es auch hierfür Lösungen: Isotek etwa bietet seine Netzkabel auch mit dem sogenannten C7-Stecker an, und für meine HMS-Netzkabel gibt es spezielle Adapter vom Hersteller. Mit einem Audioquest-Netzwerkkabel sowie mit HMS Netz- und Signalkabeln verbunden und mit genügend musikalischer Software gefüttert, gehe ich schließlich mit dem Vault 2 auf musikalische Entdeckungsreise.

Klangliche Höhenflüge

Die klangliche Performance des eleganten Musikservers hat mich schon nach ein paar Songs an meinen alten CD-Player NAD 514 aus der Jahrtausendwende erinnert. An den äußersten Frequenzenden, also da, wo klangliche Höchstleistung richtig Geld kostet, hält sich der Vault 2 vornehm zurück. Nein, es ist nicht so, dass die Frequenzenden ausgeblendet wären – der Bluesound kapriziert sich nur nicht explizit darauf. Was aber dazwischen passiert, ist schon allerfeinste Klangküche. Ich habe in dieser Preisklasse noch kein solch musikalisch aufspielendes Digitalgerät gehört, und hier handeltes sich ja nicht um einen »einfachen« CD-Player, sondern um ein Ausstattungswunder mit großer Festplatte sowie Streaming- und Multiroom-Fähigkeiten. Hier tritt das NAD-Klang-Gen ganz eindeutig wieder zutage.

Der Vault 2 schafft es, die Musik fließen zu lassen, eine realistische Bühne in der Breite wie in der Tiefe aufzuspannen und auch immer den richtigen Ton zu treffen. Sehr schön ist das bei »Thanksgiving« von George Winston auf »December« zu hören. Die Klavieranschläge perlen förmlich aus den Lautsprechern und der Hörer wird in die Musik hineingezogen, auf der emotionalen Ebene angesprochen. Sich nach einem stressigen Tag im Büro hinsetzen zu können und sich von Musik verwöhnen zu lassen – das gelingt mir nicht mit sehr vielen Digitalgeräten, und in dieser Preisklasse ist mir vor dem Vault 2 auch noch keines begegnet. Der Bluesound ist aber beileibe kein Schönfärber, er kann auch richtig zulangen. Rockiges wie »Speedway To Nazareth« von Mark Knopflers Album »Sailing To Philadelphia« ist ihm nicht fremd und wird mit Verve in den Raum geschleudert.

Ganz großes Kino gibt es dann mit Quadro Nuevo. Bei eigentlich allen Songs auf der CD »Tango Bitter Sweet« geht so richtig die Post ab – das swingt auf Teufel komm' raus und stellt viele Gerätschaften der mittleren Preisklasse vor das eine oder andere Problem. Aber der Bluesound wächst auch hier über sich hinaus, er ist ganz in seinem Element, lässt seinen Einstandspreis vergessen und beglückt den Hörer mit maximalem Musikgenuss. Ich wollte es dann noch ganz genau wissen und verband den Vault 2 per HMS-Digitalkabel mit meinem D/A-Wandler Burmester 113. Was dann passierte, hat mich völlig überrascht: Die Kombi Bluesound/Burmester spielte in einer ganz anderen Liga. Die Räume gingen deutlich auf, vor allem in der Tiefe, und es lichtete sich ein Schleier vor der Musik. Nein, das ist eigentlich der falsche Begriff, denn das wird dem Vault 2 als Solo-Komponente nicht gerecht. Solo ist eine leichte Grobkörnigkeit im Dargebotenen auszumachen, die mit dem Burmester wie weggeblasen ist. Auf einmal ist alles scharf und klar wie Quellwasser. Und zusammen mit dem Burmester, der mehr als doppelt so teuer ist wie der Vault 2, gelingt auch eine erstklassige Wiedergabe der äußersten Frequenzenden.

Das heißt nun nicht, dass der Vault 2 zwingend einen externen D/A-Wandler benötigen würde, nein, ganz im Gegenteil. Mit der Performance des eingebauten Wandlers kann man Musik auf feinstem Niveau genießen, und das ganz sicher jahrelang. Der Bluesound ist vielmehr in der Lage, mit einem erstklassigen, hochpreisigen D/A-Wandler über sich hinauszuwachsen und in highendige Regionen vorzustoßen, in denen ihn niemand  vermuten würde. Jeder Besitzer eines highendigen D/A-Wandlers sollte sich deshalb überlegen, ob er sich nicht einen Bluesound Vault 2 anschafft, um das Thema digitale Musikwiedergabe und -aufbewahrung einfach ad acta legen zu können.

Wird der Vault 2 nun seinem Namen gerecht und ist er ein Tresor für die digitale Musiksammlung? Aber sicher! Er speichert die eigene CD-Sammlung sowie Downloads auf der Festplatte und ist darüber hinaus ein Vermittler zu Internet-Radiostationen auf der ganzen Welt und zu Online-Musikdiensten. Dass er auch noch ein überaus talentierter Musikant und Multiroom-Spezialist ist, rundet die Empfehlung ab. Der Bluesound Vault 2 ist ein Tausendsassa, der eigentlich in keinem musikbegeisterten Haushalt fehlen sollte – in meinem wird er ab sofort seinen festen Platz haben.

Hersteller:   Bluesound, Kanada

Vertrieb:   Dali GmbH, Bensheim

Modell:   Vault 2

Kategorie:   Musikserver

Preis:   1.299 Euro

Garantie:   2 Jahre

Unterstützte Dateitypen:   MP3, AAC, WMA, OGG, WMA-L, ALAC, OPUS

Hi-Res-Formate:   FLAC, MQA, WAV, AIFF

Speicher:   Integrierte Festplatte mit 2 TB Kapazität

Laufwerk:   CD-Slot-in

Unterstützte Abtastraten:   32 - 192 kHz

Netzwerk-Ordner folgender Betriebssysteme: Microsoft Windows XP, 2000, Vista, 7, 8, 10 Apple Macintosh OS X 7-10

Ethernet:   RJ45

USB

  • 1 x Typ A für USB-Sticks und Festplatten (FAT32 oder NTSF)
  • 1 x Typ B Mini-Port (nur für Service)


Anschlüsse

  • Analog Cinch (Lautstärke fix oder variabel)
  • Koaxial
  • Optisch TOSLINK
  • 3,5 mm Kopfhörer-Anschluss
  • Mono Cinch Subwoofer
  • 12 Volt Trigger Out


Abmessungen (B x H x T):   22 x 9 x 20 cm

Gewicht:   2 kg

Dali GmbH
Berliner Ring 89
64625 Bensheim

Tel:   0 62 51 / 9 44 80 77
Fax:   0 62 51 / 9 44 80 75

Internet:   https://www.bluesound.com/

Facebook:https://www.facebook.com/Bluesound.Deutschland/

Sie sind auf der Suche nach einem Musikserver mit ordentlich Speicherkapazität für die eigene CD-Sammlung, der über einen Zugang zu den Internet-Radiostationen dieser Welt und zu Online-Musikdiensten verfügt? Und der zudem als Zentrale einer weitverzweigten Multiroom-Installation taugt und klanglich absolut überzeugend auftritt? Dieses Leistungspaket zum sozialverträglichen Preis bietet der Bluesound Vault 2 sehr eindrucksvoll.   Stephan Schmid

Bluesound Vault 2
Preis: 1.299 Euro
Garantie: 2 Jahre
überragend
sehr gut
sehr gut
sehr gut

TEST

Netzwerk-Player:
Bluesound Vault 2
Autor:
Stephan Schmid
Datum:
18.04.2017
Hersteller:
Bluesound