Nachdem Bowers & Wilkins kürzlich die überarbeiteten »Signature«-Modelle seiner Referenzserie »800« eingeführt hat, profitiert nun auch die preisgünstige Linie »600« von neuen Erkenntnissen. i-fidelity.net hat den besonders kompakten Regallautsprecher 607 S3 zum Test geordert.

Als die Nubert Nuvero 11 auf dem i-fidelity.net-Themenplan auftauchte, hielt sich die Begeisterung der Redaktion in Grenzen. »Darüber ist doch schon alles geschrieben worden« und »bei Nubert auf der Website liegt doch schon die Basis eines Berichts für jeden offen auf dem Tisch«, waren nur einige der Kommentare. Wer über dieses Phänomen nachdenkt und einmal nach den Ursachen fragt, wird schnell feststellen, dass Nuberts eigene Vermarktungsstrategie offensichtlich dafür verantwortlich ist. Im Stile eines Wiederkäuers wird zunächst das Thema Preisvorteil durch Direktvertrieb abgehandelt, es folgt Günter Nuberts technisches Know-how in Bezug auf die Konstruktion und endet mit dem Pauschalurteil »viel Klang für wenig Geld«. Das Hören erübrigt sich also fast schon.

Natürlich könnte auch i-fidelity.net die Nuvero 11 in diese mathematische Formel einordnen, was wir aber aufgrund ihrer exponierten Stellung im Sortiment nicht machen werden: Nubert reklamiert für sie High-End-Status. Damit ändern sich auch die Mitbewerber und der Testablauf, was definitiven Mehraufwand bedeutet. Und der beginnt  schon beim Manövrieren der fast 30 Kilogramm schweren und 1,14 Meter hohen Lautsprecher, deren Traversenfüße auf dem Kopf stehend montiert werden können. Beim Verschrauben entsteht bereits der erste positive Qualitätseindruck, weil sowohl die Gewinde sauber geschnitten als auch die Führungen präzise sind. Beim Aufstellen gilt es dann »links« und »rechts« zu beachten, weil die Hochtöner asymmetrisch angeordnet sind und vom Hörplatz aus betrachtet jeweils innen liegen sollen.

Beim Blick auf das übrig gebliebene Verpackungsmaterial und in die Bedienungsanleitung ist der Verfasser übrigens beeindruckt: Wir haben hier eine perfekte Mischung aus sachdienlicher Information und vollständigem Lieferumfang, zu dem unter anderem auch ein Lautsprecherkabel mit minimalem Querschnitt gehört. Warum eine solche Leitung? Sollte es nicht um High End gehen? Die Antwort findet sich in der Bedienungsanleitung: »als Notkabel gedacht...«. Nubert weiß eben, dass jeder, der neue Lautsprecher im Haus hat, auch darauf brennt, sie sofort anzuschließen und zu hören. So weit im Sinne der Kunden denkt heute im Audio-Bereich kaum jemand.

Selbiges gilt für die Klangwahlschalter am Bi-Wiring-Terminal, die Anpassungen an den Raum und persönliche Vorlieben zulassen. Andernorts wird ja meist erwartet, dass sich die Umgebung hundertprozentig dem Schallwandler unterzuordnen hat. Mit den Nuveros ist man da flexibler und kann Musikgenuss und Wohnzimmerästhetik unter einen Hut bringen. Hilfreich sind dabei auch die möglichen Gehäuse-Oberflächen: Für die abgerundete Schallwand stehen die Hochglanz-Metallic-Farben Mocca, Anthrazit und Weiß zur Verfügung, das Gehäuse präsentiert sich schlicht in Nextel matt. Die aus dieser Kombination resultierende Silhouette wirkt deshalb auch eher elegant als dominant.

Im Lieferumfang der Nuvero 11 befinden sich ferner Metallabdeckungen, die auf Wunsch die Schallwand abdecken. Sie sind akustisch mit der gleichen Sorgfalt berechnet worden, die auch bei Stoffabdeckungen zum Tragen kommt. Dafür verantwortlich ist übrigens bei Nubert längst nicht mehr alleine der Namensgeber, sondern ein gut funktionierendes Team. Anders lässt sich eine Serie wie die Nuvero, die ja je nach Modell sowohl für verschiedene Raumgrößen als auch für den Zwei- und Mehrkanalbetrieb geeignet ist, gar nicht realisieren.

Feine Zutaten

Die Nuvero 11 ist eine Dreiwege-Bassreflexkonstruktion, die mit sechs Chassis arbeitet. Für die Übertragung tiefer Frequenzen bis rund 500 Hertz kommen gleich drei langhubige 15-Zentimeter-Chassis zum Einsatz. Der Vorteil des Trios besteht darin, dass die bewegte Luftmasse der eines größeren Chassis entspricht, aber die Geschwindigkeit erhalten bleibt. Die Membran besteht aus drei Teilen: Glasfaser, Papier, Glasfaser. Diese Sandwichkonstruktion hat den Vorteil der perfekten Mischung aus niedrigem Gewicht und hoher Steifigkeit. Aus Erfahrung wissen wir, dass Nubert diese Thematik beherrscht.

Die Anordnung der beiden 7-Zentimeter-Mitteltöner um eine 26-Millimeter-Hochtonkalotte wird als D'Appolito bezeichnet. Negative Raumakustikeinflüsse durch übermäßige Boden- und Deckenreflexionen werden aufgrund geänderter Abstrahlcharakteristik des Lautsprechers minimiert. Ein Punkt, der zu deutlich verbesserter Räumlichkeit des Klangbilds führt. Des Weiteren setzen die Entwickler auf die asymmetrische Anordnung der Hochtöner, denn beim zentralen Einbau eines Tweeters kommt es an den Gehäusekanten zu Brechungen, die zu einer eigenen Schallquelle werden können und sich dann mit der Originalquelle überlagen. Dazu sagt man auch Interferenz, was aus dem Lateinischen kommend mit »etwas dazwischen bringen« übersetzt werden kann.

Bei zentraler Anordnung ist diese Interferenz besonders ausgeprägt. Wird der Hochtöner dagegen asymmetrisch wie bei Nubert auf die Frontplatte montiert, so dass der Schall die Gehäusekanten zu unterschiedlichen Zeiten durchläuft, dann verteilen sich die Unregelmäßigkeiten in der Übertragungsfunktion auf einen größeren Frequenzbereich, was die Ausprägung der Interferenzen verringert. Auch dieses konstruktive Merkmal zeigt, bis in welche Tiefe bei Nubert die Thematik Lautsprecher gedacht wird. Bestätigung findet man beim Blick auf die mit 50 Bauteilen bestückte Frequenzweiche, die unter anderem sehr geringe Laufzeiten haben soll. Möglich wurde das laut Nubert durch eine neue Anordnung der Filter, die als Beleg gleich zum Patent angemeldet wurde.

Doch nützt die beste Technik nichts ohne passende Behausung. Hier spielt das Team die jahrzehntelange Erfahrung bestens aus. So verfügt die Mittelhochton-Gruppe über ein eigenes Gehäuse, und exakt dimensionierte Verbindungsstreben im Inneren sorgen dafür, dass störende Resonanzen unterdrückt werden. Ein entscheidender Punkt für die Präzision des Klangbilds, was übrigens keinesfalls ausschließlich für den Tieftonbereich gilt. Dank der Traversen-Träger-Konstruktion steht die Nuvero 11 auch sehr kippsicher, was nicht nur bei einem Haushalt mit Kindern von Bedeutung sein dürfte.

Vorbereitung des Hörerlebnisses

Wir werden heute im Entertainment-Bereich durch eine Vielzahl von Plug & Play-Produkten verwöhnt, was zu einem steigenden Trägheitsmoment führt, unter dem inzwischen die Klangqualität einer Vielzahl von Anlagen leidet. Natürlich kann man die Nuvero 11 einfach auf den gewünschten Platz stellen, das Notkabel anschließen und sich darüber freuen, dass scheinbar etwas Gutes aus dem Lautsprecher kommt. Aber mit Know-how und System lässt sich ein komplett anderes Resultat erreichen. Zunächst testeten wir die Qualität der mitgelieferten Brücken im Bi-Wiring-Terminal, in dem wir sie mit einer externen Lösung verglichen. Ergebnis: Die aus vergoldetem Messing bestehende Nubert-Brücke klingt tadellos.

Nächster Punkt sind zwei Lautsprecher-Leitungen von den Audionet-Monoverstärkern AMP zur Nuvero 11: Bei einer Kabellänge von drei Metern ist der Zugewinn in der Testanlage durchaus nachvollziehbar, wenn auch homöopathisch. Das ändert sich beim Einsatz eines zweiten Verstärkers: In diesem sogenannten Bi-Amping-Betrieb wird die Abbildung agiler und aufgeräumter. Nimmt man jetzt allerdings den Preis für die doppelte Verkabelung und investiert die Summe beispielsweise in das Lautsprecherkabel HMS Capriccio, passen alle Parameter für den Hörtest.

Bei der Aufstellung begannen wir zunächst parallel zur Rückwand des Hörraums und winkelten die Nuvero 11 dann Stück für Stück ein. Bei diesem Vorgang ändern sich zwar immer nur Details, aber die eigenen Ohren helfen dabei, den richtigen Weg beziehungsweise Platz zu finden. Was natürlich auch für die Schaltereinstellungen am Terminal gilt, die zu behutsamen Änderungen führen und die sich auf jeden Fall nach dem Höreindruck und nicht nach religiösen Ansichten richten sollten. In unserem akustisch optimierten Hörraum waren keine Anpassungen notwendig.

Zu Beginn musste sich die Nuvero 11 dem Thema Stimmenwiedergabe stellen. »Mensch« von Herbert Grönemeyer geht in der Scala & Kolacny-Interpretation stärker unter die Haut als das Original. Dieser belgische Mädchenchor offenbart das Kunstwerk des Bochumer Currywurst-Manns wirklich vollends. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass aus den einzelnen, zarten Stimmen ein großes Ganzes wird. Für die Nuvero 11 kein Problem, sie staffelt das Geschehen gut und richtig bei beeindruckender Bühnentiefe. Auffällig sind darüber hinaus die sanfte und detailreiche Abbildung des begleitenden Klaviers und der Streicher. Im Neuzustand des Lautsprechers gelang diese faszinierende Darstellung übrigens nicht, die Nuveros müssen zum ernsthaften Hören mindestens 30 Stunden auf dem Buckel haben.

Sind die Lautsprecher noch ganz neu, entsteht der Eindruck, dass sich der Klang nicht frei entfalten darf, sondern in harten Grenzen eingesperrt ist. Dieser Effekt lässt in den ersten Stunden nicht nur nach, sondern er verschwindet vollkommen. Davon profitiert dann auch das Duo Friend'n Fellow, dessen Titel »Child Of Spring« die Klasse der Nuvero 11 dokumentiert. Filigranes Gitarrenspiel gepaart mit ausdrucksstarker Stimmen ist eine nicht von jedem Schallwandler zu lösende Aufgabe. Sehr schön aufgelöst präsentiert die Nubert das Geschehen, und vor allem schafft sie es, neben den eigentlichen Saiten-Tönen auch die Korpusresonanzen herauszuarbeiten. Überzeugend ist auch der akustische Eindruck, dass der Lautsprecher unabhängig vom eingestellten Pegel die Kontrolle behält und kein Eigenleben entwickelt.

Was für ein Fundament

Immenser Aufwand, um die Qualität des Bassbereichs zu ergründen, ist nicht nötig. Man nehme »World Machine« von Level 42, ein Titel, der jeden zweiten Lautsprecher zur sofortigen Aufgabe zwingt. Die Nuvero 11 löst die Anforderungen sensationell, der Bass ist markerschütternd, dröhnt kein bisschen und zeigt klare Konturen. Zudem bildet sie die perkussiven Elemente des Titels mit geradezu unverschämter Leichtigkeit ab, ohne dabei auch nur eine Spur nervig zu klingen. Tieftonorgien lassen sich mit Daft Punks »Random Access Memories« hervorragend feiern, und die Nubert meistert diese Aufgabe ebenfalls mit Bravour. Ergebnis ist ein überragender Klangeindruck, wobei neben dem massiven Fundament die anderen Bereiche nicht zu kurz kommen. So liefert sie ein so klares, präzises und gleichzeitig sanftes Stimmenbild, dass das Hören zum Genuss wird.

Jeder Versuch, die Nuvero 11 zu piesacken, wird von ihr mit Souveränität zurückgewiesen. Das müssen wir auch für »The Day That Never Comes« von Metallica bestätigen. Hier gewinnt das Klangbild vor allem durch den Höreindruck, der einem gespannten Bogen gleicht. Da geht kein Stück Energie auf dem Weg von der Quelle zum Hörer verloren, das Schlagzeug-Set bietet die beabsichtigte Explosivität und die fetten Gitarren sägen, dass es eine Freude ist. Nach dezentem Beginn schwingt sich der Song im Laufe seiner acht Minuten zu einem heftigen Feuerwerk auf, das über durchschnittliche Lautsprecher gehört, einfach nur nervt, während es hier einen klaren Mitreiß-Effekt gibt. Einfach fantastische Lautsprecher!

Hersteller:   Nubert, Schwäbisch-Gmünd

Modell:   Nuvero 11

Kategorie:   Standlautsprecher

Preis: 
  1.345 Euro/Stück

Garantie:   5 Jahre

Konstruktion:   Drei-Wege-Bassreflex

Bestückung:   3 x 15-cm-Tieftöner, 2 x 7-cm-Mitteltöner, 1 x 26-mm-Kalotte

Besonderheiten:   Drei Schalter zur Einstellung der Klangcharakteristik

Impedanz:   4 Ω

Ausführungen:   Hochglanz Mocca, Anthrazit, Weiß – Gehäuse in mattem Nextel-Lack

Abmessungen (B x H x T):
   21 x 114 x 38 cm

Gewicht:   29 kg

Nubert electronic GmbH
Goethestraße 69
73525 Schwäbisch Gmünd

Telefon: 08 00 / 6 82 37 80 Mo. – Fr. 10:00 – 18:00 Uhr; Sa. 09:00 – 13:00 Uhr

Telefon: 07171 - 92690-0
Telefax: 07171 - 92690-47


E-Mail: info@nubert.de
Internet: www.nubert.de

Die Nubert Nuvero 11 sind ästhetisch wie technisch hervorragende Lautsprecher an einem im Verhältnis sehr niedrigen Preispunkt. Wer moderaten Aufwand bei Aufstellung, Einstellung, Verkabelung und zuspielender Elektronik betreibt, wird mit erstklassigen Wiedergabeeigenschaften belohnt, die vor keinem Genre halt machen. Es gibt also anscheinend keinen Ausweg aus der zu Nubert gehörenden Gebetsmühle, die besagt, dass hochwertige Lautsprecher im Direktvertrieb günstiger sind, hervorragende Musikwiedergabe folglich nicht die Welt kosten und vor allem immer der Aufwand im Verhältnis zum Ertrag stimmen muss. Und hier setzt Nubert auch mit der Nuvero 11 Maßstäbe – klasse.   Olaf Sturm

Nubert Nuvero 11
Paarpreis: 2.690 Euro
Garantie: 5 Jahre
überragend
sehr gut
sehr gut
sehr gut

TEST

Lautsprecher:
Nubert Nuvero 11
Autor:
Olaf Sturm
Datum:
25.03.2014
Hersteller:
Nubert