Nachdem Bowers & Wilkins kürzlich die überarbeiteten »Signature«-Modelle seiner Referenzserie »800« eingeführt hat, profitiert nun auch die preisgünstige Linie »600« von neuen Erkenntnissen. i-fidelity.net hat den besonders kompakten Regallautsprecher 607 S3 zum Test geordert.

Für nicht einmal 500 Euro bietet Magnat ein Pärchen Lautsprecher, das es in sich hat. Die Spitzen-Serie Quantum 1000 stand nämlich Pate, um den 650er-Modellen das Musizieren beizubringen. Soll heißen, die Technik stammt weitestgehend aus Magnats Top-Serie. 

Dem Tiefmitteltöner galt dabei die besondere Aufmerksamkeit der Entwickler. Er ist es, der weitestgehend für das musikalische Geschehen verantwortlich zeichnet. In der 653 kommt ein 17 Zentimeter großer Konus zum Einsatz, dessen Membran aus Aluminium und Keramik besteht. Ein Simulationsprogramm von Finite Elemente diente zur Optimierung des Schwingungsverhaltens. Das heißt, Membrangeometrie,  Steifigkeit und Dämpfung von Sicke und Spinne sind so ausgelegt, dass im Übertragungsbereich bis etwa 3.000 Hertz ein resonanzfreies Schwingen möglich ist und die zunehmende Bündelung am oberen Übertragungsende nicht zu stark ausfällt. Die karbonfaserverstärkten Lautsprecherkörbe sind strömungsoptimiert, um die Membranen so ungehemmt wie möglich schwingen zu lassen. Ein spezielles Belüftungssystem soll dafür Sorge tragen, dass die mit 25 Millimeter Durchmesser relativ kleinen Schwingspulen ausreichend gekühlt werden.

Eine weitere Besonderheit dieses Lautsprechers: Der neue, mit 30 Millimeter Durchmesser recht große Hochtöner wurde so konstruiert, dass er ideal zum Tiefmitteltöner passt. Das heißt, seine kurze Schallführung sorgt dafür, das die Bündelung am unteren Übertragungsende der des Tiefmitteltöners entspricht. Nur so ist gewährleistet, dass der Lautsprecher keine abrupten Bündelungsänderungen zeigt, sondern eine möglichst konstante Richtwirkung beziehungsweise Zunahme der Richtwirkung offenbart. Dies ist entscheidend für eine kontinuierlich verlaufende Schallleistungskurve, die aufzeigt, welche Energie ein Lautsprecher insgesamt im Hörbereich abstrahlt. Da wir eben nicht nur den Direktschall vom Lautsprecher wahrnehmen, sondern auch den aus allen Richtungen reflektierten Schall, ist es erforderlich, dass möglichst kein Bereich über- oder unterbetont wird.

Ein weiterer Vorteil der kurzen Schallführung dieses »HRH« (Harmonic Radiation Horn) getauften Hochtöners: Der Strahlungswiderstand und mithin die Belastbarkeit im unteren Übertragungsbereich des Hochtöners erhöhen sich. Das kommt seinen dynamischen Fähigkeiten hörbar zugute. Auch die Ferrofluidkühlung der Schwingspule dient der höheren Belastbarkeit und hat zudem ein kurzes Ausschwingverhalten zur Folge. Die Gewebemembran ist zugunsten gering ausgeprägter Partialschwingungen mit einer dämpfenden Schicht überzogen.

Technik richtig eingesetzt

Um Verzerrungen auf die Spur zu kommen, arbeitet Magnat mit einem speziellen Mess-System von Klippel. Sowohl die Chassis-Entwicklung als auch die Bassreflexabstimmung profitieren von diesem lasergestützten System. Die Frequenzweiche ist in Verbindung mit den Übertragungsfunktionen der Chassis auf eine Flankensteilheit von 24 Dezibel pro Oktave ausgelegt. Neben Luftspulen findet man auch Folienkondensatoren auf der Platine, die Verdrahtung kommt von der Firma Oehlbach. Für guten Kontakt zum Verstärker sorgen vier vergoldete Schraubklemmen. Damit lässt sich die kleine Quantum bei Bedarf im Bi-Wiring- oder sogar im Bi-Amping-Modus betreiben.

Für einen Lautsprecher dieser Preisklasse ist das MDF-Gehäuse aufwändig konstruiert. Nicht nur Versteifungsbretter, vor allem auch die bauchige Form der Seiten sorgen für eine Beruhigung der Wände. Für zeitgemäße Optik bietet Magnat seine 650er Quantum in vier trendigen Farben an: Mocca, Calvados, Kirsche und Schwarz. Ein verschraubtes Bassreflexrohr verhindert Knarzen und die trompetenartige Form etwaige Strömungsgeräusche bei hohen Basspegeln. Für einen sicheren Stand im Regal oder auf Lautsprecherständern sorgen vier kleine Gummipuffer.

Der angemessene Wirkungsgrad und das unkritische Impedanzminimum machen die Magnat Quantum 653 zu einem recht genügsamen Schallwandler. Verstärker mit stabilen 50 Watt Nennleistung sollten ausreichen, um auch ambitionierte Musikhörer zufrieden zu stellen.

Ein Hörgenuss

Doch vor der Kür die Pflicht: Die Ausrichtung der Lautsprecher beziehungsweise die Sitzhöhe sollte gut ausgelotet sein. Wenn die Ohrhöhe etwa auf Hochtonebene liegt und die Schallwandler leicht in Richtung Hörplatz eingewinkelt sind, dann ist die tonale Balance am besten und es geht kein Detail verloren. Bei wandnaher Aufstellung darf gerne auch ein Verschließen der  Basssrefexrohre in Erwägung gezogen werden. Die Songs »The Girl In The Other Room« oder »Temptation« von Diana Krall klangen jedenfalls schon bei freier Aufstellung unten heraus kraftvoll und offenbarten einen sehr schönen Präsenzbereich, der nie dominant erschien, aber doch alles offen legte, was in den Aufnahmen steckt. Die Balladen tönten wie aus einem Guss. Hut ab, den Übergang vom Tiefmittel- zum Hochtöner haben die Magnat-Entwickler sauber hinbekommen.

Und auch darüber gibt es nichts zu meckern: Das feine metallische Zischeln des Besens klang nie aufgesetzt, sondern einfach realistisch. In der Tendenz waren die Höhen subjektiv eher etwas zurückgenommen, was ebenfalls zu dem runden Gesamteindruck beitrug. Tief ging es in den Frequenzkeller bei Peter Wengers «Half-Life«. Der satte E-Bass drückte mächtig in den Hörraum, während das Schlagzeug knackig-trocken ausschwang.

Auch Victor Wootens E-Bass in »More Love« kann überzeugen. Der Virtuose an E-Gitarre und Bass legt spielerisch einen Rhythmus hin, der das Publikum mitreißt. Der warme, volle Bassbereich lässt die Zweiwegeboxen dabei deutlich größer wirken, als sie tatsächlich sind. Man hat den Eindruck, dass hier sehr geringe Verzerrungen für den guten Ton sorgen. Denn nicht nur das Dynamikpotential ist imposant, auch die feinen dynamischen Abstufungen können mehr als überzeugen. Die zarten Zwischentöne, der Raum um die Instrumente und Sänger sind es, die das Zuhören so mühelos machen. Etwa bei José Carreras' »Credo« aus »Misa Criolla«: Das Ensemble um Carreras herum wird hier schön in die Raumtiefe gestaffelt.

Richtige Griffigkeit

Auch bei großorchestralen Stücken verlieren die Magnat-Boxen nie den Überblick. Hier wird die Darstellung bei hohen Pegeln nicht dicht, sondern bleibt immer noch überschaubar. Einzelne Instrumente lassen sich weiterhin gut orten beziehungsweise aus dem Klangwust heraushören. Die kleine Quantum schafft es, Stimmen wie die von Patricia Barber (auf »Love, Put On Your Faces«) nicht nur festgenagelt, mittig zu platzieren, sondern ihr auch noch die nötige Plastizität zu verleihen. Und Immer wieder begeistern die zarten, aber doch authentischen Höhen. Das gilt sowohl für Instrumente als auch für Stimmen. Die S-Laute wirken etwa bei Patricia Barbers »Touch Of Trash«  – die in der Tendenz eher hell timbriert aufgezeichnet wurde – nie überzogen. Effekthascherei durch aufgesetzte Glanzlichter sind der Magnat fremd.

Die punktgenaue und klare Abbildung ist sicherlich auch ein Verdienst der leichten Richtwirkung in den oberen Mitten. Die selbstverständliche Spielart dürfte das Resultat aus eben jener wohl dosierten Richtwirkung und den geringen Verzerrungen sein. Zugegeben, extreme Partypegel sind mit der kleinen Quantums nicht möglich, obschon gehörige Lautstärken stressfrei machbar sind.

Magnat Quantum 653

Konstruktionsprinzip:
   Zwei-Wege-Bassreflex
Chassis:   1 x 17-cm-Tief-Mitteltöner, 1x 30-mm-Hochtöner

Übergangsfrequenz:   3 kHz
Impedanz:   4 Ohm

Anschluss:   Bi-Wiring-Terminal

Abmessungen (B x H x T):
   21 x 35 x 29 cm
Gewicht:   6 kg

Ausführungen:   Schwarz, Nussbaum, Mocca, Calvados

Magnat Audio Produkte GmbH

Lise-Meitner-Straße 9
50259 Pulheim

Tel.: 0 22 34 / 80 70

Internet: www.magnat.de

Das gefällt mir: Hightech-Chassis, durch gekonnte Ingenieurskunst optimal aufeinander abgestimmt, in optisch ansprechenden Behausungen. Zugunsten eines Kampfpreises verzichtete Magnat auf teure Echtholzfurniere, ohne jedoch die Optik aus den Augen zu verlieren. Die Hochglanzfront in Verbindung mit schick folierten, ansprechend geformten Gehäusen machen was her und wirken definitiv nicht billig. Es ist doch immer wieder erstaunlich, was kleine Boxen zu leisten im Stande sind. Sie können eigentlich alles bis auf extreme Pegel. Doch auf die kann man gerne verzichten, wenn es einem vor allem um eine möglichst authentische Musikwiedergabe geht. Und das beherrscht die kleine Magnat Quantum 653 bestens – zu einem eher sehr niedrigen Preis.   Michael Jansen

Magnat Quantum 653
Paarpreis: 458 Euro
Garantie: 5 Jahre
sehr gut
gut - sehr gut
sehr gut
sehr gut

TEST

Lautsprecher:
Magnat Quantum 653
Autor:
Michael Jansen
Datum:
09.05.2011
Hersteller:
Magnat