Haben Sie schon mal mit echten HiFi-Enthusiasten darüber diskutiert, wie Sie Ihre Lautsprecher optimal klanglich in Szene setzen können? Dann sind Sie garantiert nach wenigen Minuten und kurzen verbalen Abstechern zu Raumkugeln und Klangschalen beim Thema Kabel gelandet. In der Szene ist das ein heißes Eisen, über das leidenschaftlich und kontrovers diskutiert wird. Der eine zitiert vermeintliche wissenschaftliche Untersuchungen, der andere pocht auf eigene Erfahrungen und Experimente, und jeder hat zu Dämpfungsfaktor, Leistungsverlust, optimaler Kabellänge, dem perfekten Kabeldurchmesser und zur Materialbeschaffenheit wie sauerstofffreiem Kupfer und dem besten Stecker seine ganz persönliche Meinung, die er erbittert verteidigt.
In diesem Kontext könnte man Freunde der Raumfeld-Systeme glatt als Ungläubige, als emotionslose Musikhörer bezeichnen. Denn die Streaming-Systeme des Berliner Lautsprecher-Herstellers Teufel pfeifen auf Kabel und damit auf das zum Teil nervige Verlegen von Strippen. Bei Raumfeld ist die Philosophie ganz einfach: Ein Lautsprecher steht da, wo er stehen soll. Punkt. Also gerne auch mal auf dem Beistelltisch im Flur oder auf der Anrichte in der Küche. Mehr als eine Steckdose und ein WLAN-Netzwerk in Reichweite sind nicht erforderlich. Kabel müssen also nicht erst mühsam hinter der Schrankwand oder der Sockelleiste versteckt werden, weil sonst die Dame des Hauses ihr Veto einlegt. Auch der Perserteppich schlägt keine Welle, für die ein Boxenkabel verantwortlich ist. Raumfeld-Systeme holen sich ihr klangliches Futter nämlich direkt aus dem Internet oder aus der Luft – von Smartphone, Tablet, PC und Notebook – oder auch von einem angedockten USB-Stick. Auf jeden Fall so verbraucherfreundlich, dass keine Kabel-Diskussion entsteht.
Diskussionsstoff liefern die WLAN-Boxen trotzdem. Denn die eingangs erwähnten traditionellen HiFi-Freaks stehen bei dieser Form der strippenlosen Musikübertragung prompt auf der Matte und erheben mahnend den Zeigefinger: Musik, die nicht konventionell und damit greifbar und sichtbar transportiert wird, kann qualitativ keinen akustischen »Ohrgasmus« hervorrufen.