Interview

mit IDC-Klaassen-Geschäftsführer Martin Klaassen

Nachdem er über Jahrzehnte die Geschicke von Harman Deutschland bis in die Führungsetage erfolgreich mitgestaltet hat, verdiente er sich weitere Lorbeeren mit dem Neustart der britischen Traditionsmarke KEF in Deutschland und einigen europäischen Nachbarländern. Heute ist er Geschäftsführer der IDC-Klaassen GmbH in Lünen. Sein Blick reicht stets über den eigenen Tellerrand hinaus, so dass er zu den kompetentesten Gesprächspartnern in der Branche gehört. Deswegen hat i-fidelity.net bei Martin Klaassen nicht nur nach den Q Acoustics Q Active-Lautsprechern gefragt.

 

i-fidelity.net:    Ist eigentlich die Formulierung »Q Acoustics baut die Q Active-Lautprecher« korrekt? Was hat es mit dem neuen Namen auf sich?

Martin Klaassen:   Q Active ist die erste aktive Serie von Q Acoustics. Wobei »aktiv« bei HiFi-Lautsprechern ja meistens als »Lautsprecher mit eingebautem Verstärkern« verstanden wird. Okay, Verstärker sind natürlich auch Bestandteil des Q Active-Systems, allerdings bietet dieser Lautsprecher weit mehr. Tatsächlich handelt es sich um aktives System, das mit der Player-Software Roon, Spotify, dem heimischen Netzwerk, Bluetooth, HDMI, Analog und sogar Plattenspielern kommunizieren kann. Für diese Verbindungen ist der Hub des Systems notwendig, der sich mit der Google Home-App auf dem Handy oder Tablet schnell und zuverlässig konfigurieren lässt.


i-fidelity.net:   Haben Sie mit Q Active ein neues Publikum erreicht oder sind es Umsteiger, die sich für diese Lautsprecher interessieren?

Martin Klaassen:
   Das ist ein gute Frage. Ganz ehrlich? Ich bin mir nicht sicher. Ich denke, das System eignet sich sowohl als Ergänzung eines TVs als auch als hochwertige Komponente für alle, die einfach richtig gut Musik hören möchten. Der Anwendungsbereich ist extrem weit gefächert, was wir allerdings an der Nachfrage nach dem System bereits jetzt festmachen können.


i-fidelity.net:    Sind Passiv-Lautsprecher eigentlich vom Aussterben bedroht?

Martin Klaassen:   Das ist doch sicher keine ernstgemeinte Frage, oder? Q Acoustics beweist das Gegenteil in höchstem Maße. Tausende passive Q Acoustics-Lautsprecher haben in diesem Jahr schon begeisterte Musikhörer gefunden. Das Preis-Leistungsverhältnis ist in diesen Preisgruppen unschlagbar. Ich sehe da auf absehbare Zeit keine Änderungen auf uns zukommen. Machen wir einen Ausflug in höhere preisliche Gefilde, dann wird der Fortbestand passiver Schallwandler noch deutlicher erkennbar. Mit der FinkTeam Kim oder dem Modell Borg erzielen wir sehr gute Absatzzahlen. Damit ist doch klar, dass der Lautsprecher-Markt auch im passiven Segment erfolgreich ist.


i-fidelity.net:    Publikumsmessen für die Audio-Branche wird es erst im kommenden Jahr wieder geben. Denken Sie, dass dann alles wie gewohnt abläuft oder erwarten Sie, dass es Änderungen geben wird?

Martin Klaassen:
   Ich denke, »gewohnt« kommt in ganz vielen Bereichen nicht wieder. Das bedeutet ja nicht gänzlich neu, es bedeutet aber mit Sicherheit anders. Audio-Messen in Deutschland unterscheiden sich sehr von Messen in anderen Ländern. Meine nun gerade über 50 Jahre Branchenerfahrung und meine vielen internationalen Tätigkeiten haben mich zu der Erkenntnis geführt, dass Audio-Veranstaltungen in Deutschland einen sehr eigenen Charakter haben. So stellen wir häufig ein Besucherverhalten fest, das eigentlich so nicht zum Kern-Interesse passt. Wie ich das meine? Nahezu alle Aussteller geben sich mit großem Aufwand viel Mühe, ihre Produkte unter Nicht-Wohnraum-Bedingungen vernünftig zu demonstrieren. Für mich kommt es dann bis heute zu einer erstaunlichen Mischung aus Verwunderung und Verärgerung, wenn sich Besucher dann ausschließlich mit der Fehlersuche beschäftigen. Wirkliche Freude über die Möglichkeiten, eine breite Palette von Produkten nicht virtuell, sondern live erleben zu können, ist dann nur selten zu spüren. Da hege ich jetzt schon die Hoffnung, dass dem ein oder anderen in dieser Zwangspause klar wird, dass das Thema Wertschätzung auch an dieser Stelle seine Bedeutung hat.

Mit Zuversicht nehme ich gerade die Veränderungen bei vielen Händlern wahr. Der Fachhandel in seiner Summe kann durchaus als eine Art »Dauermesse« betrachtet werden. Sich – wie früher durchaus üblich – selbst zur Marke zu machen und nicht auf das Abfrageverhalten vorinformierter Endverbraucher zu reagieren, führt zu attraktiveren Angeboten. Wer soll das »Touch and Feel«-Gefühl besser vermitteln können als der Fachhändler? Sie hatten mich nach Änderungen gefragt und ich kann abschließend sagen, dass diese Pandemie ein paar Dinge beschleunigt hat, auf die wir sonst noch viel länger hätten warten müssen.