Wie sich die Zeiten doch ändern. In der vermeintlich güldenen Ära der High Fidelity residierte in bundesdeutschen Wohnzimmern das repräsentative Steuergerät (neudeutsch: Receiver) auf der Kommode, begleitet von einem aufnahmebereiten Kassettendeck und dem mindestens halbautomatischen Schallplattenspieler. Die Lautsprecher hingegen führten ein Schattendasein, waren allenfalls geduldet, weil notwendig. Die mit dünnen 0,75er-Nyfaz verbundenen »hässlichen Kisten« (O-Ton Ehefrau) fristeten ihr karges Los versteckt in der Ecke, auf dem Fußboden, dem Schrank oder hinter Gardinen.

Das hat sich geändert. Heutzutage erfüllt im Mainstream der Musikwiedergabe-Elektronik oft allein der Lautsprecher die Kernanforderungen, die man an ein Soundsystem stellt: in schlichter Qualität als Bluetooth-Box, bei höheren Ansprüchen als WLAN-Speaker. Entscheidenden Anteil an dieser Entwicklung hat die Generation MP3, die vom Musikhören am Computer geprägt ist und sich deswegen schon immer gefragt hat, wozu man mehr als Lautsprecher benötigt.

Diese Entwicklung hat Nubert rechtzeitig erkannt. Die ursprünglich auch für das Musikstudio gedachte, deswegen wohl »nuPro« getaufte aktive Alternative zu den erfolgreichen Passiv-Boxen des Hauses haben die schlauen Ingenieure aus Schwäbisch Gmünd peu à peu aufgerüstet und mit den nachgefragten Komfort- und Ausstattungsmerkmalen versehen. Dazu zählen Kabelreduktion, TV-Anbindung oder Raumkorrektur. Daraus folgend ist das hier vorspielende Modell XS-6000 RC in der nunmehr fünften Generation von Nuberts nuPro-Serie ein Funktionswunder, dessen Feature-Aufzählung einige Zeit in Anspruch nimmt.

Beginnen wir bei den Basics. Vollkommen autark musizieren die schlanken nuPro-Boxen, wenn ihnen ein Bluetooth-Signal gesendet wird. Zum Beispiel das Streaming von Spotify, Amazon Music oder anderen Musikdiensten direkt via Mobilgerät. Die hier verbaute Bluetooth-Version 5 bietet gegenüber früheren Fassungen gesteigerte Reichweite sowie Unterstützung der Codecs AAC und aptX in den Ausprägungen Low Latency und HD. Verarbeitet wird hochaufgelöst bis 24 Bit/48 Kilohertz – bei allerdings systemimmanenter Datenkomprimierung. Zu einhundert Prozent verlustfreies Streaming erfordert einen separaten Network-Player. Schon damit wäre eine zeitgemäße Stereoanlage hoher Qualität eigentlich vollständig. Aber mehr ist möglich.

Für ergänzende CD-Player, Plattenspieler mit Phono-Preamp, Gaming-Konsolen, Set-Top-Boxen, Fernseher oder den erwähnten Streamer stehen mannigfache Zugänge bereit: analog Cinch, analog XLR, digital XLR (AES/EBU), S/PDIF optisch (2x) und koaxial (2x) sowie USB-B. Digital werden Highres-Signale bis 24 Bit/192 Kilohertz verarbeitet, MQA oder DSD bleiben außen vor. Ein zusätzlicher USB-A-Port kann dank mitgeliefertem Adapter zum HDMI-ARC-Eingang umgewidmet werden. Die angenehme Folge: Bei jedem halbwegs aktuellen Flachbildschirm ist die Lautstärke der Boxen über dessen TV-Remote Control regelbar. Diese Methode stellt Option Nummer Vier (!) dar, die nuPro XS-6000-RC zu kontrollieren. Schließlich spendiert Nubert nicht nur eine klassische Fernbedienung in sehr guter mechanischer Qualität (Nummer Eins), sondern offeriert auch die eigene App »X-Remote« für das Smartphone (Zwei) und ein Tasten-Arrangement mit LED-Display vorne am Lautsprecher selbst (Drei). Bei diesem schmucken schwäbischen Tonpfosten führen viele Wege zum bequemen Hörvergnügen.