Nach Glättung des Frequenzganges unterhalb von 150 Hertz erhöht sich in meinem Fall zum einen die Präzision im Bassbereich - das war zu erwarten. Aber es bleibt nicht der einzige Benefit: auch die im Frequenzbereich darüber liegenden musikalischen Anteile nutznießen klanglich von derartigen »Aufräumarbeiten« via X-Room Calibration. Der vorher zu ausgeprägte Tiefton überlagert jetzt nicht mehr andere klangliche Feinheiten. So bekommen beispielsweise die Obertöne des Kontrabasses auf dem Track »Kora« (MQA via Roon 24 Bit/96 kHz) vom fünften GoGo Penguin-Album mehr Luft zum Atmen, das Instrument gewinnt Struktur und Persönlichkeit. Auch der Flügel profitiert von einem jetzt freigelegten, gesteigerten Maß an Transparenz und Rauminformation. Dennoch geht nichts Entscheidendes bei den tiefen Frequenzen verloren - der Körper der Kickdrum etwa zeigt sich weiter großvolumig und machtvoll, aber eben nicht mehr unnatürlich fett und breiig.
Die begeisternde Wirkung dieses Instruments können die nuPro X-4000 RC wunderbar entfachen, weil sie über jene hier besonders gefragte Fähigkeiten Grobdynamik und Schubkraft verfügen. Vergleichbare Ergebnisse lassen sich mit passiven Lautsprechern gleichen Formats kaum erzielen; der grundsätzliche Vorteil einer aktiven Lösung mit aufeinander abgestimmten, genau treffend entzerrten Chassis und Verstärkern macht sich gerade bei Pegelfähigkeit und Signalkontrolle wieder unmissverständlich bemerkbar. Weswegen sich die X-Viertausender auch und gerade für jede Form von Pop, Rock oder R&B eignen. Wobei die Signalqualität nicht unbedingt immer von erlesenster Qualität zu sein hat. Ein wichtiger Faktor gerade für User von Streaming-Diensten, die datenkomprimiert arbeiten – zum Beispiel Spotify oder Apple Music. Auch ein als kostenloser Download im MP3-Format verfügbares Werk wie »Untitled (Black is)« von Sault macht über das Nubert-Boxenpaar viel Spaß: die Bässe und Beats kommen druckvoll, satt und auf den Punkt. Die nuPro X-4000 RC können aber nicht nur kraftvoll und potent, sondern sorgen durch ihr gutes Auflösungsvermögen dafür, dass die Finesse der zwar ökonomisch instrumentierten, aber wohlfokussierten Arrangements der engagierten britischen Neo-Soul-Hoffnung nicht in dem Rhythmus-dominierten Sound »verschütt« geht.
Diese sensiblere Seite der muskulösen Schwaben-Speaker bestätigt sich bei der audiophilen Konsens-Aufnahme »Liberty« von Anette Askvik, welche von einem Raspberry-basierten Roon Endpoint mit Allo DigiOne-Board am Koaxial-Eingang des Masterspeakers angeliefert wird. Die zart-zerbrechliche Stimme der Norwegerin präsentieren die nuPros höchst einfühlsam; auch die sparsam eingesetzten Instrumente wirken ausgesprochen natürlich und ausdrucksstark. Das Rhodes zu Beginn hat genau den richtigen knorrigen Charakter im Anschlag. Bei der erlesenen Präsentation des wunderbaren Saxofons samt aller originalen Anblasgeräusche und tonaler Nuancen legt der hier textende Audio-Analytiker schlussendlich einfach Stift und Notizblock beiseite, beendet den Arbeitstag und genießt nur noch…