Seine Kernfunktion bleibt aber die einer Streaming-Box, die über die Play-Fi-App auch unterschiedliche Musikdienste einbindet. Derzeit stehen in einer sich beständig erweiternden Liste viele relevante Anbieter wie Tidal, Amazon Music, Deezer oder Qobuz bereit. Spotify wird über Spotify Connect angewählt, Internet-Radio via Tune In ist ebenfalls Bestandteil der Ausstattung. Als sehr praxisnah erweisen sich vier Speicher-Tasten mittig auf dem Gerät; hier lassen sich bevorzugte Sender, Abspiellisten oder Dienste direkt auf Knopfdruck abrufen. Die mitgelieferte lernfähige Fernbedienung spiegelt diese Presets und bietet neben Standard-Funktionalität wie Lautstärke, Quellenwahl oder der Laufwerkssteuerung kompatibler Anwendungen noch ein weiteres interessantes Feature: Lip-Sync. Dadurch erhält man die Möglichkeit einer Feinanpassung von Ton zu Bild, sollte sich einmal nicht sofort eine Synchronizität einstellen. Einen eigenen Port für den Anschluss eines Datenträgers offeriert der McIntosh-Allrounder nicht. Wohl aber lässt er sich in ein DLNA-basiertes Set-Up einbinden und greift auf einem Computer lagernde oder im Netzwerk abgelegte Dateien zu. DTS empfiehlt hier die Nutzung folgender Server-Software: Plex, Serviio, Twonky oder XBMC. Es werden die wichtigsten Dateiformate unterstützt wie WAV, AIFF, MP3, WMA, ALAC und FLAC. MQA und DSD hingegen bleiben außen vor.

Da der RS200 über keinen Ethernet-Anschluss verfügt, konnte die Erstinstallation entgegen meiner persönlichen Präferenz einer LAN-Kabel-basierten Vorgehensweise nur wireless erfolgen. Der Vorgang selbst ging aber flott und stolperfrei vonstatten, fordert jedoch eine stabile WLAN- Ausleuchtung des Haushalts ein. Diese stellt aber ohnehin eine essentielle Anforderung für ein derartiges Lautsprechersystem dar. Als zukunftsorientiert erweist sich der RS200 durch seine Aufgeschlossenheit gegenüber Formen der Sprachsteuerung; im Falle von Alexa bedarf es jedoch eines separaten entsprechenden Befehlsempfängers. Die verbale Kommunikation mit Siri aus dem Hause Apple hat bei mir sofort funktioniert: Einen gesprochenen Befehl wie »Siri, spiel' etwas von Brian Eno« setzte der McIntosh-Lautsprecher prompt um. Das gelang sowohl via Bluetooth als auch mittels Airplay. Da das Airplay-Protokoll in seiner neuesten Ausprägung Airplay 2 auch Bestandteil der Play-Fi-Technologie ist, lässt sich mit dem McIntosh-Streaming-Speaker alternativ zu Play-Fi ein Apple-zentrisches Multiroom-System betreiben. Via Airplay kann der RS200 auch in ein Roon-basiertes Setup integriert werden, was in einem kurzen Quercheck anstandslos gelang.

Positive Überraschungen

Für die kritische akustische Annäherung an den RS200 wähle ich »We're New Again – A Reimagening by Makaya McCraven«, angeliefert via Qobuz im Rahmen eines Sublime+-Abonnements. War die ursprüngliche Version jenes letzten Albums des 2011 verstorbenen Musikers und Poeten noch in einem modernistischen Sound-Design gestaltet worden, so führt uns der New Yorker Schlagzeuger/Komponist Makaya McCraven mit seiner Interpretation in Form eines klassischen Jazz-Funk-Idioms zurück in Gil Scott-Herons kreative Hochzeit. Schon beim Intro »Special Tribute (A Broken Home pt.1)« fallen zwei Aspekte auf: Den charakteristischen Bariton von Gil Scott-Heron gibt der Lautsprecher verfärbungsfrei und authentisch wieder – es entsteht bei mir gleich ein Gefühl von »Richtigkeit«. Was auch daran liegt, dass der RS200 nicht eben anämisch daherkommt, sondern auch den Boden der tiefen Stimme des vom Leben gebeutelten Musikers zu übermitteln in der Lage ist. Dieser Aspekt vertieft sich buchstäblich bei der Präsentation der begleitenden Synthesizer-Basslinie, welche der Lautsprecher mit Macht, Fülle und Standhaftigkeit anbietet. Eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit, macht man sich bewusst, dass seine beiden Woofer naturgemäß klein ausfallen und ein unterstützendes Gehäusevolumen gleichsam kaum vorhanden ist. Aber es tönt dennoch mächtig und kraftvoll aus dem RS200, was sich bei den folgenden Titeln des Albums beispielsweise an der substanziellen Präsentation der Kontrabässe dingfest machen lässt. Der Bass hält seine Contenance auch noch bei etwas höheren Pegeln, erweist sich tendenziell als auf der fülligen Seite beheimatet. Die Tieftonanteile sind in Maßen zu regulieren. Hierzu dient ein kleiner Schalter auf der Rückseite, der drei EQ-Voreinstellungen bietet, die sich an der Platzierung des Geräts im Raum orientieren: Wall, Free, Table.